Dachbodenfund, Inschrift Francesco Ruggeri

  • Ich habe heute zwecks Bewertung schon ein großes Auktionshaus aus Köln angeschrieben. Dort kam ohne Anrede und Verabschiedung nur der Satz: "Sieht eher böhmisch aus" zurück. Es scheint sie wohl nicht für eine Bewertung zu interessieren. Ich versuche es demnächst dann mal wie von euch vorschlagen, bei einem Geigenbauer. Ansonsten freue ich mich weiterhin über euer Feedback zu dem Instrument.

  • *klotz sollte es heißen. Die letzten beiden Bilder (ohne Pfeil) zeigen den anderen Bereich, wo die Geige geschwungen ist. siehe Foto hier. Leider schwer zu fotografieren von innen.

    Im Bild 2 sieht man schön den rechten, unteren Eckklotz, vermutlich auch aus Weide.


    Wohnst Du im Kölner Raum?

  • Was genau hat es mit den Eckklötzen auf sich? Ich frage nur, da du explizit danach fragst. Ja, ich wohne in der Nähe von Köln/Bonn.

    Geigen, die um eine Innenform gebaut wurden, haben immer echte Eckklötze. Wenn sie von einem Meister gebaut wurden, sind die Reifchen der C-Bügel oft in die Eckklötze versenkt. Das ist die Bauweise der berühmten Geigenbauer aus Cremona (del Gesu, Stradivari, Amati). Sie gilt als die hochwertigere.


    Geigen, deren Zargenkranz auf dem Boden frei aufgeschachtelt wurde, haben oft keine Eckklötze oder nur Blender, d.h. viereckige Holzplättchen, die innen vor jede Zargenecke geklebt wurden, damit es beim Blick von außen in den Korpus so aussieht, als hätte die Geige echte Eckklötze. Aufgeschachtelte Geigen wurden früher in Europa aus (von kleinen Manufakturen oder Bauernfamilien im Winter) vorgefertigten Einzelteilen in wenigen Arbeitsstunden "zusammengekloppt" und haben oft keine besonders gute Qualität. Es ging darum, in kürzester Zeit billige und brauchbare Instrumente für die musikinteressierte MIttelschicht zu produzieren.

    Andererseits gibt es auch Meister, die von Kleinauf die Methode des freien Aufschachtelns gelernt haben und damit hochwertige, gut klingende Geigen herstellen.


    In Frankreich (Mirecourt) war die Methode, Geigen mit Hilfe einer Außenform zu bauen, verbreitet. Diese Geigen haben auch echte Eckklötze, und ihr Zargenkranz ist sehr oft sehr symmetrisch, bedingt durch die Außenform.


    Wenn Du hier ein bißchen mitliest, ist immer wieder die Rede von sächsisch/böhmischen Manufakturgeigen, die im 19. und 20. Jahrhundert arbeitsteilig in eben dieser Region von "Schachtelmachern" massenhaft hergestellt und von Händlern im Dutzend gekauft, mit falschen Zetteln versehen und in die ganze Welt verkauft wurden. Diese Instrumente wurden fast immer aufgeschachtelt, und es gab sie in unterschiedlichen Qualitätsstufen. Ähnlich wie die chinesischen Geigen heute (die aber wohl um eine Innenform gebaut werden). Da so viele dieser Geigen hergestellt wurden, sind zwangsläufig auch die meisten Geigen, deren Herkunft und Alter hier bestimmt werden sollen, eben solche Manufakturgeigen.


    Für den Klang einer Geige ist die Bauweise eigentlich unerheblich. Ich habe einige aufgeschachtelte Geigen, die super klingen, und Geigen mit echten Eckklötzen und versenkten Reifchen klingen nicht automatisch toll. Allgemein kann man sagen, dass ein Meister, der seine Geigen sorgfältig ausarbeitet, am Ende auch einen besseren Klang erzielt, weil er die Geige inkl. des Setups klanglich optimiert. Die Bauweise gibt Hinweise auf eine mögliche Herkunft der Geige, auch wenn Merkmale vermischt sein können, weil die Geigenbauer wie andere Handwerker auch auf die Waltz gingen und dadurch Einflüsse aus unterschiedlichen Geigenbautraditionen aufnahmen. Die Arbeiten einiger Geigenbauer erkennt man an bestimmten äußeren Merkmalen der Instrumente. Dafür muss man aber viele Geigen dieser Meister (am besten in natura) gesehen haben.

  • Danke für die ausführliche Erläuterung. Was Würde dies dann für meine Geige bedeuten? Klötze scheint sie ja zu haben, oben, unten und an den Ecken so glatt zurecht geschliffen. Ja, nenne mir gerne den Geigenbauer aus Köln. Das wäre nett

  • Wie gesagt, müsste man die Geige öffnen, um wirklich Genaueres sagen zu können. Ich halte Deine Geige aber nach wie vor für alt und nicht sächsisch/böhmisch, aber ich kann Dir keine mögliche Herkunftsregion nennen.

    In Köln kann ich Dir Daniel Kress in Braunsfeld empfehlen. Er ist zwar eher auf Celli und Bässe spezialisiert, hat aber auch viel Erfahrung mit Geigen und ist sehr nett. Alfredo Clemente ist vielleicht die richtige Anlaufstelle bei alten Instrumenten, aber ich war noch nicht bei ihm.

  • Wie gesagt, müsste man die Geige öffnen, um wirklich Genaueres sagen zu können. Ich halte Deine Geige aber nach wie vor für alt und nicht sächsisch/böhmisch, aber ich kann Dir keine mögliche Herkunftsregion nennen.

    In Köln kann ich Dir Daniel Kress in Braunsfeld empfehlen. Er ist zwar eher auf Celli und Bässe spezialisiert, hat aber auch viel Erfahrung mit Geigen und ist sehr nett. Alfredo Clemente ist vielleicht die richtige Anlaufstelle bei alten Instrumenten, aber ich war noch nicht bei ihm.

    Ok vielen Dank :) auch an alle anderen, die hier gepostet haben. Sollte ich eines Tages eine Aussage haben nach einer Begutachtung, gebe ich eine Rückmeldung

  • Ich glaube halt, die Geige hat Blender. Auf den Bildern eine ähnliche Geigentheke mit gleicher schwarze Patina, die sich jedoch Michel Geduld entfernen lässt. Auf der Hälfte der Fläche habe ich das gemacht. Ich glaube halt, die Geige hat Blender. Auf den Bildern eine ähnliche Geigentheke mit gleicher schwarze Patina, die sich jedoch Michel Geduld entfernen lässt. Auf der Hälfte der Fläche habe ich das gemacht. Von Ihnen war die Decke grob ausgearbeitet wie hier und wurde nachgearbeitet. Von außen sehen die Geigen Hui aus von Ihnen sind die Pfui.


    In deinem Beispiel haben Sie ein Italiener draus gemacht, in meinem Beispiel eine Hornsteiner.


    Wenn du mir schickst, mache ich es dir kostenlos aus und stelle sie Bilder ein. geigerlein kann es auch machen du hättest viel Geld gespart.