Geige „heiser“

  • Hallo in die Runde


    Ich habe seit einiger Zeit das Problem, dass meine Geige irgendwie heiser klingt. Das betrifft vor allem die a-Saite und hier extrem das d, das kaum kommt. Auf der e-Saite pfeift der Bogen manchmal.

    Da das früher nicht so war, habe ich neue Dominant Saiten (medium) aufgezogen. Keine Änderung.

    Damit bleibt ja nur noch der Bogen als Ursache, oder? Sollte ich die Haare auswaschen oder neu beziehen lassen?

    Oder kann es doch an etwas anderem liegen?

    Ich spiele noch nicht so lange und habe daher keine Erfahrungswerte.


    Herzliche Grüße

    Torsten

  • Das kann an vielen Dingen liegen:


    Decke hat sich an einer Stelle gelöst.

    Kinnhalter locker ( Vorsicht, nicht zu fest schrauben)

    Steg verrutscht

    Stimme verrückt

    Saitenhalter tuschiert Kinnhalter

    Saite liegt am Obersattel minimal anders.

    Zu geringe Auflagekraft Finger

    Alte Saiten zu alt, neue Saiten eventuell ñicht optimal aufgezogen

    Bogen zu wenig kolophoniert

    Saiten berühren andere Wirbel



    Ecetera, ecerera….



    gehe zu (D)einem Geigenlehrer oder zum Geigenbauer , Bogen bespannen kostet gleich 90.-€ eventuell zu früh. Probier mal ob es mit andrem Bogen weg ist.

    Auswaschen will gellernt sein……..

    Von wo bist Du? Vielleicht findest Du mit einem aus dem Forum eine Lösung

  • Guten Morgen


    Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

    Da sind einige Dinge, die ich selbst überprüfen kann. Ich komme aus Arnsberg.

    Hier gibt es einen Geigenbauer, der die Geige vor ca. einem Jahr neu eingerichtet hat. Da war alles tadellos. Der Bogen ist ein halbes Jahr alt, daran wird es wohl nicht liegen.


    Ich werde die genannten Punkte mal abklopfen, soweit mir möglich, und dann zum Geigenbauer gehen, falls nötig.

  • Ob Decke oder Boden irgendwo lose sind, kannst Du selbst prüfen, indem Du mit dem Finger vom Rand nach unten/oben in Richtung Zarge streichst. Wenn es an einer Stelle lauter/hohler klingt, könnte dort die Naht offen sein. Auch ob der Kinnhalter locker ist oder am Saitenhalter anliegt, kannst Du selbst prüfen. Je nach Halswinkel kann auch das Griffbrett die Decke berühren, z.B. wenn sich der Hals gesenkt hat. Oder das Griffbrett ist an der Oberseite nicht stark genug "ausgehöhlt" (Das Griffbrett ist normalerweise auf der Oberseite nicht plan, sondern hat eine leichte "Delle", damit die Saiten ungehindert schwingen können.) oder hat einen Buckel, so dass die Saite auf das Griffbrett stößt, wenn sie stark schwingt. Bei stark gewölbten Geigen kann auch der Saitenhalter die Decke berühren. Da hilft nur ein höherer Untersattel.


    Ob Steg und Stimme richtig sitzen, kann der Geigenbauer beurteilen. Den Bogen würde ich als Ursache erst mal ausschließen, weil die Probleme m.E. sonst mehr oder weniger auf allen Saiten auftreten würden.

  • Guten Morgen


    Dank eurer Antworten und meiner Geigenlehrerin ist das Problem gelöst.

    Hier nun die Auflösung:

    1. Ich habe den Steg gerichtet, der war etwas nach vorne geneigt (Das war mir zunächst nicht aufgefallen, weil ich es nicht leicht finde, gegen eine gewölbte Oberfläche einen rechten Winkel zu ermitteln).

    2. Ich bin immer zu zurückhaltend mit dem Kollophonium, das zudem auch etwas „aufgefrischt“ werden musste.

    3. Ich bin, das ärgert mich, unbemerkt zu nachlässig mit dem Bogen geworden.


    Es ist faszinierend, was für ein komplexes System Geige-Spieler-Bogen ist 😀

  • Hier noch einige Tipps, insbesondere wenn du jetzt mehr Kolophonium verwendest, von geigenbau-schuetz.at übernommen:


    • vor dem Spielen die Hände waschen
    • nach dem Spielen (konsequent iedes Mal!!!)
      Kolophoniumstaub und Schweißrückstände von Instrument und Bogen mit einem weichen Mikrofasertuch entfernen
    • von der Verwendung von diversen im Handel erhältlichen Reinigungsmitteln
      Abstand nehmen (Diese enthalten meistens eine gewisse Menge an Ol, das in offene Leimstellen oder Haarrisse eindringen kann und eine spätere Reparatur sehr erschwert.
      Darüber hinaus kann je nach
      Lackbeschaffenheit die Oberfläche des Instrumentes angegriffen werden.)
    • direkte Sonneneinstrahlung vermeiden
    • das Instrument an einem geeigneten Ort mit möglichst gleich bleibender Luftfeuchtigkeit(40-60 %) und immer im Etui aufbewahren

    (bitte nicht im Auto...)

    • beim Wechseln der Saiten gleichzeitig
      immer auch die Wirbel mit Wirbelpaste und die Obersattel- und Stegkerben mit Seife oder einem Graphitstift schmieren
    • einmal im Jahr zum Geigenbaumeister zur
      Kontrolle


    Letzteres gilt vor allem, wenn man sich nicht allzu sehr mit seiner Geige auseinandersetzen will aber vielleicht eine relativ teure Geige hat. Ansonsten kann man natürlich auch die vielen Tipps der verschiedenen Geigenbauer im Internet nachlesen und sich genau vergegenwärtigen.


    Zu schlechte Haftung der Wirbel wird oft mit viel Druck korrigiert, was leicht zu Wirbelkastenrissen führen kann.


    Genauere Tipps auf der sehr interessanten Homepage von Herrn Geigenbaumeister Alexander Schütz.




  • Danke für die Hinweise

    Den Kollophoniumstaub entferne ich jedes mal. Es ist bei vielen Fiddlern im Folk-Bereich zwar üblich, die Geige zu „pudern“ , aber ich mag das nicht und weiß auch, dass man das nach einiger zeit kaum wieder sauber bekommt.

    Meine Geige hat solche Geinstimmwirbel, da hat man mit Wirbelpflege wenig zu tun.

    Hände waschen vor‘m Spiel: guter Hinweis.

    Das Schmieren der Kerben habe ich beim Saitenwechsel vergessen und werde das wohl nachholen 😇

  • Guten Abend


    Ich hole das Thema nochmal hervor.

    Da das Problem doch wieder aufgetaucht war, lag es nicht nur an der Spieltechnik und Kollophonium. Vielleicht war es klimabedingt mal mehr mal weniger vorhanden. Jedenfalls habe ich vor einiger Zeit mal eine neue Geige getestet und siehe da: besserer Ton und exaktere Intonation bei gleichzeitig leichterer Spielbarkeit.

    Ich habe das mit einem Geigenbauer besprochen. Der hat das Griffbrett abgerichtet und das Ergebnis hat mich echt umgehauen. Zwar ist die Ansprache noch immer etwas behäbiger, als bei der angetesteten, aber Spielgefühl, Ton und Intonation sind um Längen besser.

    Der Fall ist gelöst😀