Dachboden

  • Hallo, ich habe mal eine technische Frage.

    Man liest ja immer wieder von dem berühmten "Dachbodenfund" bzw. der "Stradivari", die jemand auf dem Dachboden fand, und die dann natürlich doch keine war.

    Das legt nahe, dass viele Generationen die Geigen ihrer Vorväter tatsächlich auf dem Dachboden aufbewahrt haben.

    Meine Frage: Sind die Instrumente dabei kaputt gegangen? Reissen die, gehen die Leimungen auf? Ist es dort zu trocken, zu feucht, zu kalt? Was geschieht da technisch? Welche Erfahrungen habt Ihr mit "Dachbodenfunden" bzw. "Dachbodenaufbewahrung"?

    Ich stelle mir vor, dass das Klima auf dem Dachboden nicht groß anders ist als draußen, d.h. eigentlich immer gemäßigte relative Luftfeuchtigkeit. Und die sollte ja wohl das Wichtigste sein. Oder?

  • Bei der Lagerung können grundsätzlich folgende Probleme entstehen:

    1. Knochenleim und Hautleim altern

    2. es können im Instrument und im Geigenkasten Kondenspunkte entstehen. d.h, irgendwelche Punkte, die stärker abkühlen und an den sich bei gesättigte Luftfeuchtigkeit in Form von Kondenswasser abschaltet.

    3.Pilzbefall

    4. Würmer

    5. mechanische Belastung durch nicht entspannte Saiten

    6. Staub und Dreck



    Des weiteren ist zu bedenken, dass gute Geigen schon immer sehr teuer waren und deshalb von den Besitzern seltenst auf den Speicher gelegt wurden.

  • Und früher waren Dachböden nicht gedämmt. Somit gab oder gibt es im Sommer gerne mal 60 Grad und mehr und im Winter auch gerne mal 20 Grad Minus. Das ist der Tod für jede Geige. Der Lack ist hin und die Leimung sollte Überall An der Geige Ihren halt verloren haben. Es ist eben Inn Dachboden, Keller oder Opas Geige im Text zu verwenden.

  • Genau, unser Dachboden ist nicht gedämmt, und ich würde dort wegen der extremen Temperaturunterschiede niemals eine Geige lagern. Aus Gründen der Feuchtigkeit und möglichen Pilzbefalls auch im Keller nicht.

    Ich hatte hier kürzlich eine Geige, deren Decke durch lange Lagerung in einem feuchten Keller eine dicke Kruste aus Kolophonium und Dreck hatte. Das kriegt man nicht sauber runter, ohne dass der Lack leidet. Zum Glück hat sie keinen Pilzbefall und auch keine offenen Leimungen, was nahelegt, dass der Keller temperiert war.

  • Dachboden ist nicht gleich Dachboden, und ob das Instrument in einer Truhe, unter vielen Decken in der Mitte eines geräumigen Dachbodens eines Reetdachhauses oder zwischen ungedämmten Sparren direkt unterm dünnen Dachziegel versteckt wurde ist eben auch noch mal ein Unterschied. „Opas Dachboden“ kann heute auch ein solides Haus aus den (19)90gern sein, nicht ein zugiger Schuppen aus den (18)90gern 😉


    Ob es ein Dachboden, Keller oder sonstwas ist, ist eigentlich egal- man kann eine Geige auch im Wohnzimmer „schrotten“.