Wert einer No-Name-Geige mit "Profi"-Klang?

  • Ich hab grad eine alte, vermutlich böhmische Geige hier, die fast fertig restauriert ist. Sie wurde von einem professionellen Cellisten angespielt, der ihr einen "Profi"-Klang bescheinigte und sie gern kaufen würde (wenn sie nicht zu teuer ist), um sie dann weiterzuverkaufen.

    Die Geige ist laut und hat einen starken Nachhall, ist aber vom Klangcharakter (eher dunkel und in den Höhen klar, aber nicht süß) nicht mein Fall, weshalb ich sie auf jeden Fall verkaufen werde. Die Frage ist nur, zu welchem Preis.


    Kann ich so eine No-Name-Geige mit Super-Klang als Privatperson im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich anbieten, ohne lange auf ihr sitzenzubleiben? Ursprünglich hatte ich an einen höheren dreistelligen Bereich gedacht, aber ich will die Geige natürlich nicht verschleudern. Vorteilhaft ist auf alle Fälle, dass es schon einen Interessenten gibt, aber er wird sie vermutlich nicht kaufen, wenn sie im vierstelligen Bereich liegt, weil er dann nur wenig Gewinn mit ihr erzielen kann. Wenn ich mir anschaue, wie lange es dauert, bis ich meine Geigen im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich verkaufe, bin ich echt ratlos, was ich hier machen soll. Was meint Ihr?

  • Wenn. Du altes Familienerbe einmalig aufpolierst und abverkaufst müsste das gehen. Wenn Du Dich als Restauratorin betätigst, musst Du es Differenzbesteuern. Je nach Jahres-Umsatz MwSt. abführen.


    Zeigst Du uns Bilder von dem guten Stück😉?

  • Ich stelle mir das schwierig vor, du müsstest jemand haben der dir entweder entsprechend vertraut, oder das selbst beurteilen kann.. denn irgendwie bestätigt ja im www jeder der letzten Krücke einen Soloklang, die professionelle Nutzung, oder eine meisterhafte Abkunft.

  • Wenn. Du altes Familienerbe einmalig aufpolierst und abverkaufst müsste das gehen. Wenn Du Dich als Restauratorin betätigst, musst Du es Differenzbesteuern. Je nach Jahres-Umsatz MwSt. abführen...

    Bis zu einem gewissen Jahresumsatz gilt der Verkauf von selbst gemachten oder restaurierten Dingen als Liebhaberei, wofür man keine Steuern abführen muss. Außerdem müsste man dabei dann die Kosten für den Einkauf (Instrument, Saiten, Griffbrett, Saitenhalter, Wirbel etc.) abziehen, oder? Bisher war ich da noch nie drüber, allerdings ändert sich das vermutlich, wenn die Preise höher sind.


    Hier zwei Bilder der Geige im Fast-Originalzustand. Ich hab erst dran gedacht, Bilder zu machen, als ich schon angefangen hatte, die Decke von den Dreck-Krusten zu befreien.


       

  • Ich stelle mir das schwierig vor, du müsstest jemand haben der dir entweder entsprechend vertraut, oder das selbst beurteilen kann.. denn irgendwie bestätigt ja im www jeder der letzten Krücke einen Soloklang, die professionelle Nutzung, oder eine meisterhafte Abkunft.

    Stimmt, vermutlich bräuchte ich ein Zertifikat, aber das bescheinigt ja nur eine (ungefähre) Herkunft und daraus folgernd einen Wert, lässt aber den Klang außer Acht. Für eine No-Name-Geige würde vermutlich niemand ein Zertifikat ausstellen. Versicherungsgutachten vom Geigenbauer geben immer einen höheren Wert an als den, der sich bei einem Verkauf erzielen lässt, und sind deshalb auch kein wirklich gutes Verkaufsargument.

  • Das ist echt schwierig. Ich beschreibe Zustand, Klang und Spielbarkeit meiner Geigen in den Anzeigen ehrlich, und bisher waren alle, die die Geigen probiert haben, sehr angetan von ihnen und überrascht vom guten Klang. Aber oft gibt es Bedenken wegen der Schäden, die die Geigen hatten. Ich müsste wohl eine Garantie auf die Restaurierungen geben, in einem Fall hab ich das tatsächlich schon gemacht.

    Aber so eine ehrliche Anzeige hebt sich leider überhaupt nicht von den ganzen werblichen Konkurrenzangeboten ab.


    Ich will das Ganze aber auch nicht professionell betreiben, weil die Preise dann durch die Abgaben deutlich höher liegen müssten, und ich eine Alternative auch zu den besseren China-Geigen bieten will, was dann nicht mehr gut möglich wäre. Mir ist eigentlich nur wichtig, dass die "alten Schätzchen" wieder gespielt werden.

  • Du kannst die Preise für Deine Sachen selber bestimmen. Du musst eben entscheiden, ob ein niedrigerer Gewinn dür Dich ok ist (wenn Du sie dadurch sofort loswirst) oder ob Du selber auf einen Interessenten wartest und etwas mehr Geld bekommst. Klar, dass der Mittelsmann seinen Gewinn maximieren will- aber fair sollte es schon bleiben. Andererseits hast du (fast) keinen Aufwand mit dem Verkauf, bist sie sofort los, und musst auch keine Garantien geben.