Cellobogen für 3/4 Cello

  • Am Besten kann das eigentlich der Lehrer beurteilen. Ein Geigenbauer/Bogenbauer will (und muss) verkaufen, das ist sein Job. Er hat Geigenbau/Bogenbau gelernt, aber meist nicht Musik(pädagogik) studiert. Klar haben die oft auch Ahnung, wie das „normalerweise“ passt- aber nicht jeder Geigenbauer/Bogenbauer spielt selber überhaupt Cello.


    Und nein, „Vorschriften“ gibt es da eigentlich nicht, insbesondere nicht für Hobbyspieler. Man muss eben sehen, womit man zurecht kommt, und man muss sich auch nicht mit zu grossen Instrumenten herumquälen.


    Aber man muss sich auch nix aufschwatzen/verkaufen lassen, nur weil die Meinung vorherrscht, dass ein Erwachsener „ein 4/4 spielen muss“.

  • Das stimmt.

    Meine Cellolehrerin war aber ganz erschrocken als ich ihr von meinen 3/4 Plänen erzählt habe. Sie ist der Meinung ich bin zu groß dafür. Sie selbst spielt ein 7/8 und ist tatsächlich eher klein/normalgroß für eine Frau. Auf jeden Fall deutlich kleiner als ich. Diese Körpergröße-Normen sind eh schrecklich, was ist schon normal, da hat doch jeder seine eigenen Vorstellungen.

    Zu dem 3/4 Bogen sagte sie dass das nicht funktioniert und ich soll mir einen ganzen Bogen besorgen.

    Ja ja, da habe ich noch einiges zu tun um an mein Wunschcello zu gelangen, aber ich bin da ganz zuversichtlich und mittlerweile auch geduldiger geworden.

  • Naja, es ist schon eher ungewöhnlich, dass ein normalgrosser Erwachsener ein 3/4 spielt- aber es ist doch nicht verboten…? 😉 Insofern sollte Deine Cellolehrerin eigentlich dafür offen sein, und Dir erklären, welche Gründe ihrer Meinung nach gegen ein 3/4 sprechen (und nein, „das muss so“, „das geht nicht“ und „das haben wir schon immer so gemacht“ zählt nicht…). Aber es ist leider so, dass gerade Streicher sehr traditionell sind, und da auch wenig flexibel was alternative Spielweisen und alternative Instrumente angeht…


    Nicht falsch verstehen, ich will Dich nicht zu einem 3/4 überreden. Meiner Meinung nach gibt es bei den 4/4 viel mehr Auswahl auch an guten Instrumenten. Mein derzeitiges Spielcello ist aus Carbon- da ist zwar die Optik gewöhnungsbedürftig, aber der Klang ist gut und vor allem die Haltbarkeit: kein Problem mehr mit Temperaturschwankungen, stimmstabil, und es hält viel mehr aus als ein Holzcello. Klar, herumwerfen sollte man es auch nicht, aber so kleine Stösse steckt es schon besser weg als das Holzcello. Es ist nicht „schön“, aber praktisch.

  • Carbon klingt auch interessant! Vor allem wegen der Robustheit.

    Apropos Haltbarkeit und interessant: Was hältst du von diesem hier?

    Es müsste eben erstmal repariert werden.

    Ist der Preis angemessen? Und was würde die Reparatur in etwa beim Geigenbauer kosten?

    https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/sehr-schoenes-altes-cello-reparaturbeduerftig/2326686990-74-9428


    Irgendwo hier im Forum habe ich mal gelesen, dass davon abgesehen werden soll eBay Anzeigen zu teilen, sorry dafür!

  • Naja, es ist eben blöd, wenn man ganz viel zu einer Anzeige schreibt, und der Text dann niemandem mehr nützt weil die Anzeige irgendwann weg ist….


    Aber ab und zu ist das schon ok 😉


    Ich würde das Cello nicht kaufen. Es handelt sich nicht nur um einen Riss, sondern mehrere in einem ähnlichen Bereich, und die könnten(!) auf ein inzwischen bestehendes statisches Problem hinweisen. So ein Riss entsteht, weil eine Spannung im Instrument ist, und wenn es mehrere Risse sind, ist es meist mit „einfach Zuleimen“ nicht getan- dann reisst es daneben. Das könnte(!) hier der Fall sein.


    Aber auch wenn nicht: Zur (guten) Reparatur müsste das Cello geöffnet werden. Dazu die Reparatur, ich denke unter 1000- eher 1500 (je nachdem wo Du wohnst) kommst Du nicht weg. Dazu die Sachen, die (fast) bei jedem älteren/gebrauchten Instrument fällig sind (Saiten 200 Euro, evtl. Steg 80-100 Euro, evtl. Stimmstock, klanglich einstellen….Wirbel etc…)- Kurz: Ich denke, in dieses Cello muss man mindestens 2000-2500 reinstecken.


    Man ist also -bis es spielbar ist- bei grob 5000. Das ist es meiner Meinung nach nicht wert. Die Hölzer sind nicht spektakulär, die Verarbeitung ok, aber letztendlich hat es ne Menge Reparaturen (die Risse, der Halsansatz…), und die sind wiederrum wertmindernd. Und wie es klingt, weisst Du auch nicht.


    Mein Carboncello hat keine 3000 gekostet, spielt sich gut, hat alles, was ich brauche, ist ein absolut zuverlässiges und bisher problemfreies „Werkzeug“. Kann man mit Spüli putzen und spricht in allen Lagen gut an, meckert nicht wenn die Heizungsluft zu trocken ist, stimmt immer und macht was es soll. Es hat natürlich nicht den Charme eines Holzinstruments, und den antiken Touch erst recht nicht. Aber für 5000 (und auch schon für weniger!) bekommt man gute Holzcelli, auch ältere…. und wenn man noch mal 3-4000 drauflegt, kann man sich auch eins auf den Leib schneidern lassen (natürlich nicht von den „Stars der Branche“).


    Also, mit einem Budget um die 3000 sollte mehr drin sein als so eine -sorry!- kaputte Problemkiste. Schau nicht so auf alte Zettel, die lässt sich jeder gut bezahlen….

  • Noch mal zum Vergleich- ich habe vor wenigen Jahren ein (echtes) sächsisches "Meister"Cello mit wenigen alt reparierten Rissen (und keinem "aktiven"/offenen Riss! Also eigentlich "stabil"...) für 1000 verkauft. Der neue Besitzer hat dennoch das Cello komplett restaurieren lassen: Cello geöffnet, alle Risse neu geleimt, zur Sicherheit ein Brustfutter, ganzes Setup neu... Kostenpunkt ca. 4000 Euro. Das Instrument klingt jetzt richtig, richtig gut. Also, so etwas kann sich gerade bei alten guten Instrumenten durchaus lohnen, und vielleicht lohnt es sich auch bei dem angebotenen Cello. Aber: Bei diesem Instrument sehe ich mehrere offene Risse, d.h., da "passiert was" und es ist eben augenblicks nicht "stabil". Daher: Um das richtig wieder hinzubekommen und nicht eine endlose Baustelle zu haben (die immer wieder reisst/Probleme macht), sehe ich die 2000/2500 als das absolute Minimum an. Wenn man es "richtig" macht, eher noch mehr.


    Und nein, nicht jeder Riss ist ein Drama. Aber so viele eben dann schon. ;)

  • Mir fehlt natürlich der geschulte Blick, ich sehe da nur ein Cello mit Charakter, aber ich kann deine Einwände durchaus nachvollziehen und werde es auf keinen Fall kaufen. Mich hat auch generell interessiert wie über solche massiven Schäden geurteilt wird. So kann ich mich persönlich auch gut weiterbilden.


    Also wenn hier noch jemand "ein (echtes) sächsisches 'Meister'Cello" zu Hause rumstehen hat, dass er/sie gerne veräußern möchte: ich hätte unverbindliches Interesse. :S

  • Es tauchen immer wieder schöne und gute Instrumente zu annehmbaren Preisen auf. Und viele ältere Instrumente haben das eine oder andere Fehlerchen, und eigentlich alle älteren/gebrauchten Instrumente brauchen ein bisschen geigenbauerische Zuwendung. Mit einigen Kosten (neue Saiten, Wirbel überarbeiten…) ist bei gebrauchten Instrumenten also immer zu rechnen. Das sollte sich aber auch im Preis widerspiegeln….


    Mein Rat: Lass Dir Zeit, spiele viele Instrumente, geh nicht nach der Optik und dem Alter. Und je besser Du selber spielen kannst, desto einfacher kannst Du selber das klangliche Potenzial eines Cellos einschätzen.

  • Ich hätte da noch eine Frage bezüglich einer Schnecke, die mir so kurios vorkommt, ich weiß nicht wie man den unteren Teil des "Rückens" nennt, aber eben dieser ist anders geschnitzt worden als ich es von den meisten Instrumenten kenne, so in sich geschlossen/abgetrennt vom Rest. Vielleicht erkennt das jemand aus dem Forum oder hat sowas schonmal irgendwo gesehen? Für Hinweise wäre ich dankbar!