Vogtländische Geige um 1750????
- SC1985
- Erledigt
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Sachsen/Böhmen kommt hin. Das Alter ist von den Bildern schwer zu schätzen. Die Sachsen haben "Barockgeigen" noch weit bis ins 19. Jahrhundert hergestellt, und eigentlich auch noch im 20. Jahrhundert einzelne davon angefertigt. Ich wurde deine Geige "um 1800 +/- 20 Jahre" schätzen, aber auch früher -also 1750- wäre für mich plausibel.
Die dunkle Farbe ist meiner Meinung nach nicht original, die wurde eigentlich erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts populär. Wahrscheinlich wurde sie in dieser Zeit nachlackiert...
Die absoluten Experten für sächsische Geigen sind im Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen zu finden- das hat auch ein Forum. Die können Dir vielleicht auch sagen, aus welcher Geigenbauerfamilie die Geige stammen könnte.
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Vielen Dank!!!!
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Sie hat auf alle Fälle echte Eckklötze. Durch die unterschiedlich großen F-Löcher sieht sie ein bißchen so aus, als würde sie eine Augenbraue heben Was ist mit dem Zettel auf dem Boden passiert? Wenn er echt war, ist er hoffentlich noch da und wurde wieder aufgeklebt.
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Das war nur ein Reparatur- Zettel, und er würde nicht entfernt.
Was sagen Sie zum Alter? Die Bauweise ist schon recht "rustikal".
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"Rustikal" eher nach heutigen Standards, und da gab es auch damals ganz andere Kaliber, was das "Rustikale" angeht. Im Gegenteil- die Eckklötze sind sauber gemacht, die Schnecke sehr gut (im Vergleich zu andern frühen Sachsen!), evtl. gehört die auch nicht dazu falls sie einen Anschäfter hat. Der fleckige Lack lässt das Instrument viel schlampiger wirken, als es ist. Ungleich hohe F-Löcher kommen bei alten Sachsengeigen öfter vor, es könnte(!) in diesem Fall sogar Absicht dahinterstecken, damit man mit dem F-Loch der Bassseite nicht zu nah an den Bassbalken kommt. Der Druck der tiefen Saiten auf die Decke ist ja höher als die der hohen Saiten, und das war damals mit Darmsaiten auch schon so. Vielleicht(???) hat man versucht, mit den ungleichen F-Löchern diesen Druckverhältnissen Rechnung zu tragen- der Bassbalken wurde ja wahrscheinlich stehengelassen und nicht unter Spannung eingeleimt. Oder man wollte die Klangverhältnisse beeinflussen, der Decke auf der Basseite mehr Masse lassen... Dass das nur "schlampig" gearbeitet war glaube ich nicht- dann hätte man sich beim Rest des Instruments weniger Mühe gegeben.
Es kann natürlich auch sein, dass es wirklich nur Schlamperei war, und die Geige im Ganzen viel, viel rustikaler/schlampiger war, und im 19. Jahrhundert ausgeschachtelt und nachgearbeitet wurde.
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Ich schätze die Violine eher auf 1810. Dafür spricht die Halskonstruktion. Könntest du noch mal ein paar Vergrößerung der Klötze und des Oberklotzes einstellen?
Es erscheinen zur Zeit gelegentlich auf dem Markt diese Teile aus Geigenbauer Nachlass. Es lassen sich Manufaktur- und Namensmäßig nie zuordnen. Als Barockgeige eingerichtet lässt sich namenlos jedoch nicht mehr als 6000 € dafür erzielen. Der Sanierungsaufwand ist relativ hoch, da auch eine Barockgeige ganz schöne Saiten Spannung aushalten muss. Oft sind diese Violinen total verbeizt (Schwarz), manchmal Hals und Schnecke nicht schön gearbeitet etc.
Anbei noch Bilder von einem ähnlichen Objekt an dem mir der originale Untersattel aus geschwärzten Ahorn besonders gut gefällt.(Bild eins und Bild drei). Wie immer ohne Adergang (bzw. nur gemalt). Meiner Meinung nach wurden diese Violin immer sehr schnell gebaut, was man an der gelegentlich flüchtigen Ausführung sieht und den Unmengen an Leim. Unterklotz von der Maserung her falsch eingebaut und gerissen.
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………..Der Druck der tiefen Saiten auf die Decke ist ja höher als die der hohen Saiten, und das war damals mit Darmsaiten auch schon so. Vielleicht(???) hat man versucht, mit den ungleichen F-Löchern diesen Druckverhältnissen Rechnung zu tragen- der Bassbalken wurde ja wahrscheinlich stehengelassen und nicht unter Spannung eingeleimt.
Ich hatte in Erinnerung, dass der Zug auf der E Saite circa 9,0 kg ist, hingegen auf der G-Saite nur 5,0 kg ist? Mithin wäre auch der aus der Spannung resultierende Druck unter den oberen Saiten am höchsten?
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Das stimmt. Der Zug auf der G-Saite bewegt sich laut violinstringreview.com zwischen 9,8 und 12,1 kg, der der E-Saite zwischen 16,1 und 17,2 kg. Entsprechend hat auch die A-Saite einen höheren Zug als die D-Saite.
Diskantseitig ist also der Saitendruck höher als auf der Bass-Seite.
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Ja, der unmittelbare Druck ist zunächst auf E u A höher als auf G u. D, wird aber duch den Stimmstock deutlich mehr kompensiert, als dies beim Bassbalken auf der anderen Seite der Fall ist.