Geige von Mathias Neuner 1830 Mittenwald Nro. 94

  • Ja, diese Bilder sind besser. Ich würde schon davon ausgehen, dass es eine Mittenwalder oder zumindest süddeutsche Geige ist. Hattest Du dem Museum Bilder gesandt, oder die Geige in natura begutachten lassen?


    Letztendlich brauchst Du für einen guten Verkauf ein Gutachten, möglichst von einem entsprechend renommierten Gutachter. Da nutzen Dir Forumsmeinungen nix. Und natürlich braucht man Geduld, Käufer teurer Geigen gibt es nicht an jeder Ecke. Du kannst die Geige natürlich auch mehreren Geigenbauern zum Kauf anbieten, auch da steigert ein Gutachten die Chance.

  • Da sind ein paar Merkmale, die den Eindruck einer guten Geige etwas trüben:


    Wenig Spielspuren. Einfaches Holz des Griffbretts. Die laienhaften Einritzungen.
    Es könnte theoretisch sein, dass die Geige zwar früher gespielt wurde, dann ein
    neues Griffbrett bekam und seitdem kaum gespielt wurde. Auch das gibt mir dann
    wiederum zu denken und macht eine gute Geige unwahrscheinlich, auch wenn sie
    ursprünglich einmal aus gutem Hause stammen würde.

  • Da sind noch alte Darmsaiten drauf- das wird „Vorkriegsware“ sein. Opa hat die Geigen vielleucht als wertvolle Geldanlage in Ehren gehalten, die wurde in den letzten Jahrzehnten wohl nicht gespielt.


    Spielspuren: Die Abnutzungen am Boden halte ich für echt, und ich meine auch -zumindest wenige- Lackschäden in den höheren Lagen zu sehen. Im bayrischen Wirtshaus wurde wahrscheinlich wenig Vivaldi gespielt…. Das Griffbrett sieht für mich alt und runtergenudelt aus, das ist schon ordentlich zerdengelt. Holz? Schwer zu sagen, könnte helleres Ebenholz, Palisander o.ä. sein. Es fehlen aber die Farbunterschiede, und am Obersattel, wo ein Stück herausgebrochen ist, sieht man, dass es durchweg dunkeles Holz ist.


    Markierungen: Die erste stammt kurz nach der Erbauerzeit, und wenn erstmal einer damit anfängt….Man kann es auch so erklären, dass jemand damals sein ganzes Vermögen in das Instrument gesteckt hat, und es daher unbedingt markieren wollte…. Jeder Geigenbauer, der nicht der absolute Weltstar ist, hat -normalerweise- bessere und (zumindest etwas!) preiswertere Instrumente im Angebot, damals wie heute. Um 1840 war Neuner noch nicht „unendlich wertvoll und antik“, sondern musste Geigen bauen und zu sn die Kundschaft angepassten Preisen (und entsprechenden Qualitäten) verkaufen. Wenn es eine Neuner ist, dann halte ich sie auch nicht für ein „Meisterstück für Konzertmusiker“, sondern schon damals für „Normalverbraucher“ gedacht.


    Ich denke, um ein richtiges Gutachten kommt man nicht drumrum.

  • Danke erst einmal für die ganzen Informationen. Was kostet eigentlich so ein Gutachten? Der in Gmünd wollte 300 Euro pro Geige. Das war mir in diesem Moment ein bisschen zu viel. Ich weiß ja auch nicht, was am Ende der Wert der Geige ist. Ob sich das am Ende lohnt. Wo kann ich am besten ein Gutachten in Auftrag geben?

  • Ein Gutachten kostet normalerweise einen gewissen Prozentsatz des Geigenwertes, ich glaube 10%. 300 € pro Geige klingt nach Pauschalpreis und nicht besonders seriös. Man unterscheidet auch zwischen einem Gutachten und einer Wertbestätigung für Versicherungszwecke. Vielleicht meinte der Geigenbauer letzteres.

  • Was hast Du denn für andere Geigen? Vielleicht lohnt es sich ja, diese auch begutachten zu lassen. Im Prinzip kann jeder Geigenbauer Versicherungsgutachten machen (also den ungefähren Wert bestimmen). Bei Instrumenten, die älter sind oder schon bekanntere Namen tragen, sollte man tatsächlich Leute wie Köstler aufsuchen- deren Einschätzungen haben einfach mehr Gewicht.