Interessante alte Geige

  • Papier ist geduldig, und Zettel wurden sehr oft gefälscht, deshalb gebe ich nicht viel auf sie. Allerdings hat die Geige eine angeschäftete Schnecke und könnte für mich durchaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen, vermutlich aus dem sächsischen/böhmischen Raum.


    Die vielen Risse mindern den Wert, auch wenn es keine Stimm- oder Bassbalkenrisse sind. Aber spielfertig eingerichtet traue ich der Geige durchaus einen schönen Klang zu.

  • Die Bauweise (built on back) und das ganze Erscheinungsbild schließen Italien als Herkunftsland für mich aus. Geh am besten zu einem oder mehreren Geigenbauern. In natura können sie mehr zu der Geige sagen.

  • Ganz sicher kein italienisches Instrument, sondern sächsisch-böhmisch. Alter: 2. Hälfte 19. Jahrhundert, die wurde recht bald nach dem Erbauen schon repariert. Ein angeschäfteter Hals ist keine Garantie für ein hohes Alter- der Hals kann jederzeit zu Bruch gehen.


    Wert: Eher ideell, aufgrund der Schäden. Es gibt einfach zu viele ähnliche Instrumente, was das Alter und die Schönheit angeht (ja, eine schöne Geige ist es ja!), und es gibt (noch) relativ viele solcher Geigen, die besser erhalten sind.


    Trotzdem kann (und sollte) sei eine Geige wieder repariert und gespielt werden- und ja, die kann (muss nicht) gut klingen. Das beeinflusst den Wert in diesem Fall erheblich.


    Aber so richtig alt ist die nicht, und italienisch erst recht nicht. Macht aber nix, man kann ja trotzdem Vivaldi drauf spielen und reden muss man mit der Geige ja nicht. 😁

  • Ja und? Du kannst auch noch einen dritten Zettel schreiben und reinkleben... ;)


    Die Bauart, Machart, Lack, Holz... sind ganz typisch für ein Manufakturinstrument aus Sachsen/Böhmen- und in viele Geigen wurden irgendwelche Zettel geklebt. Das ist in etwa so, als würde man einen Mercedesstern auf einen Opel kleben. Der wird deshalb kein Mercedes, sondern man sieht, dass es ein Opel ist.


    Es gibt Hunderttausende "Stradivari"s, "Klotz"s und wie sie alle heissen, und deine ist eben eine "Starieni"... Manchmal haben sich Geigenbauer an den Abmessungen der Originale orientiert, manchmal auch nicht, und so manche Geige hat eben einen italienisch klingenden Fantasienamen bekommen. Dank dieses Zettels kann man sogar sagen, dass Deine Geige wahrscheinlich erst nach 1870 gebaut wurde, diese "Zettelmode" kam verstärkt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf, als Geigen wirklich in Massen gebaut und als "Stradivari-Modell" oder "xyz-Modell" in Katalogen verscherbelt wurden.


    Klar gab es schon vorher "Fälschungen", "Kopien" etc.- aber da hat man sich bei den Zetteln noch mehr Mühe gegeben, und auch die Geigen sahen den Originalen ähnlich. Diese ganzen sächsisch-böhmischen Modellzettel haben sehr ähnliche Schrifttypen, daran erkennt es ganz gut- und natürlich sehen die Geigen eben aus wie sächsisch-böhmische Geigen, und nicht so wie die originalen italienischen.


    Sorry dass ich dir da reinen Wein einschenken muss- das ist einfach keine antike italienische Geige, egal was drinsteht.