alte italienische Geige bewerten mit Zubehör

  • Hallo Madeleine,
    herzlich willkommen hier im Forum.

    Deine Geige ist keine italienische Geige, auch wenn sie einen solchen Zettel hat. Diese Geigen wurden hauptsächlich in Deutschland als Massenware hergestellt, teilweise auch für den Verkauf ins Ausland, und standardmäßig mit einem italienischen Zettel versehen. Ich schätze den Verkaufswert in diesem Zustand auf zwischen 50 und 200 EUR ein, je nachdem wie viel Glück man bei ebay hat.

  • Böhmische Geige um 1900 herum. Die wurden wie gesagt in Massen gefertigt. Deine ist schon eine der Besseren mit dem hübschen ganzen Boden… aber trotzdem ein „Standard-Instrument“ in solider Qualität, und leider keine italienische Meistergeige.

  • Ich stimme meinen Vorrednern zu. Das Holz der Geige ist schön, der Lack aber nicht besonders, und das dürfte das einige Interessenten abschrecken. Der Wert liegt vor allem im Klang, der sich nur beurteilen lässt, wenn die Geige spielfertig eingerichtet ist. Für einen Verkauf lohnt sich das nur, wenn Du es selbst machst, weil Du die Kosten des Geigenbauers nicht wieder reinbekommst.


    Wenn das Holz beim Anklopfen schön nachhallt und Du Interesse am Geigenspiel hast, könnte es sich lohnen, die Geige für den Eigengebrauch einrichten zu lassen.

  • Eine bekannte Firma in Markneukirchen war Schuster und Co, eine andere Roth. Du kannst diese Geigen (violine/ Geige Schuster und Co/ Roth) auf YouTube suchen und findest dann Klangbeispiele. Das nur für den Fall, dass jemand in der Familie Geige spielt und hören möchte, ob sich der Gang zum Geigenbauer zwecks Instandsetzung eventuell lohnt. Natürlich klingt jede Geige noch individuell und nicht jeder mag jeden Geigenklang, aber so könnte man zumindest eine grobe Einschätzung vornehmen.

  • ...und was hat diese Geige mit Schuster oder Roth zutun...? Es gab viele, sehr viele Hersteller, Manufakturen, kleine und grosse Werkstätten. Und selbst innerhalb der Werkstätten wurden Geigen unterschiedlicher Qualität gefertigt. Paulus z.B. hatte alles von "einfachen Schülergeigen" bis hin zu Meisterkopien und "Einzelstücken" im Programm....da gab es ganze Kataloge. Wie beim Otto-Versand.


    Der Vergleich ist in etwa so, als hätte man ein "deutsches Auto", und würde sagen "Schau Dir mal Videos von deutschen Autos an, so ungefähr ist Deines auch"...also egal ob es sich um Trabant, Opel, Mercedes oder Porsche handelt, und egal ob A-Klasse, LKW, Transporter, SUV etc.



    Anhand der Verarbeitung dieser(!) Geige könnte sich eine Reparatur für den Eigengebrauch lohnen. Und zwar nicht, weil es auf Youtube irgendwo eine Schuster-Geige gibt, die zufällig im gleichen Ort zu ungefähr der gleichen Zeit entstanden sein könnte... sondern weil DIESE Geige hier 1. recht gut verarbeitet ist und schöne Hölzer (ganzer Boden...!) verwendet wurden, und 2. Spielspuren zeigt, die auf einen versierteren Spieler deuten (Lackabnutzungen die zeigen, dass in den hohen Lagen gespielt wurde), der sich vielleicht eher ein besseres/gut klingendes Instrument geleistet hat.


    100% sicher ist das dennoch nicht- denn erstens waren die wirtschaftlichen Zeiten zwischendurch sehr schlecht (Kriege...), so dass auch gute Spieler froh waren, überhaupt irgendeine Geige -egal welchen Klanges und welcher Qualität- zu haben, und zweitens verrotten wertvolle Instrumente normalerweise nicht auf Dachböden. Da sieht der Besitzer (normalerweise) schon zu Lebzeiten zu, dass die Geige in gute Hände kommt oder ggf. verkauft wird.