Gedanken zu Alter und Herkunft Geige

  • Liebe Community,


    Ich lese die Foren-Beiträge bereits seit einiger Zeit und finde es immer wieder sehr spannend, welche Geschichte die verschiedenen Instrumente haben. Nun würde ich gern meine geliebte Geige vorstellen, die ich als Kind von meiner Großmutter bekommen habe. Sie hatte sie wohl in den 70ern von einem Sammler erstanden.


    Könnte sie aus Sachsen/Böhmen stammen? Wie alt könnte sie sein? Über Informationen würde ich mich sehr freuen. Einen Zettel oder ähnliches hat sie nicht.


    Ganz vielen Dank,

    auch für die generelle Bereitschaft, ihr Wissen in dieser Form zu teilen.


  • Ich finde die Geige interessant, und sorgfältig gebaut: Gekehlte F-Klappen, abgerundete Kanten am Wirbelkasten, gute Einlagen. Offenbar aufwendig restauriert. Ich kann glauben, dass sie gut klingt. Bauform vielleicht eher süddeutsch?

  • Ich würde auch auf Süddeutschland als mögliche Herkunftsregion tippen und auf eine Entstehungszeit vor 1900. Typisch sächsich/böhmisch sieht sie für mich nicht aus. Auf alle Fälle hat sie schon viel erlebt. Aber ich bin immer ein bißchen skeptisch, wenn alle vier Ecken der Decke so gleichmäßig abgewetzt sind. Das sieht wie künstliche Alterung aus.

  • Richtig, geigerlein, die Geige ist alt und hat schon viel erlebt. Ich kann mich irren, man müsste das Instrument in der Hand haben.


    Aber ich meine zu sehen:


    Die Violine wurde weitgehend neu lackiert und hatte mal einen Lack mit viel Schwarzaneil.


    Die F Löcher waren stark beschädigt und wurden aufwändig saniert. Sie sind relativ zu Kirsche sehr breit und stehen sehr senkrecht



    Das Griffbrett ist sehr flach, vielleicht kannst du noch die Maße der gesamten Geige und den Abstand Griffbrett Decke am ende des Griffbrett es messen.


    Die Decke hat an manchen Stellen ihre natürliche Wölbung verloren.


    Die Flammung scheint mir gemalt, es hat Holz könnte auch Buche sein?(Zarge und Boden auch Hals, Schnecke)


    Um das Instrument auf Composit Geige zu prüfen bräuchte mal bessere Bilder der Einlage von Decke und Boden.

  • Ich habe eine sehr ähnliche Geige. Meine wurde auch überlackiert (ohne aufgemalte Flammung). Die Form und das Holz sind sehr ähnlich. Die Positionierung der F-Löcher (auch breit, senkrecht) sind auch ähnlich. Meine Geige ist aber im Top-Zustand.

    Meine Geige kommt aus Kligenthal und ist ca. 160-210 Jahre alt.

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    Die Flammung scheint mir gemalt, es hat Holz könnte auch Buche sein?(Zarge und Boden auch Hals, Schnecke)


    ...

    Die Flammung sieht für mich natürlich aus, sonst wäre doch der Boden komplett bemalt, wenn man das schon macht. Aber die Decke ist falsch gebeizt, die Winterjahre sind heller als die Sommerjahre.

    Die Schnecke könnte Birne, Birke oder Buche sein, Boden und Zargen halte ich für Ahorn.

  • Ganz vielen Dank für die Eindrücke!

    Bislang dachte ich, sie kommt aus dem Vogtland.


    Der Korpus ist 35,5cm lang, das Instrument insgesamt 59,5cm. Der Abstand Griffbrett-Decke beträgt 1,85 cm.


    Anbei Nahaufnahmen der Maserung des Bodens:


    Einlage Vorderseite:


    Einlage Rückseite:



    Unschöne Risse... :

  • Ich finde die Geige solide, aber die Risse unterm Steg und und das Angesetzete Zäpchen mindern doch gewaltig den Wert. Da Spielt es keine Große Rolle woher Sie stammt. Da nützt es auch nichts detailierte Randaufnahmen zu machen. Sie zeigen nur die vielzahl der Risse.

  • Es könnte sein, dass die Decke nicht zum restlichen Instrument gehört. Es sieht unter Anderem so aus, als wenn da zwei verschiedene Geigenbauer an Decke und restlichem Instrument dran waren. Die Decke sieht mit den welligen Randeinlagen und eigenwilligen f-Löchern ein wenig laienhaft aus.