Woher könnte diese Geigenschnecke kommen: offenbar ist die beidseitige Delle (Roter Pfeil dritt letztes Bild) vorsätzlich geschnitzt?
Geigenbilder folgen auf Wunsch später.
Vielen Dank für Eure stilkundliche Enordnung falls Euch etwas einfällt. 🤗.
Woher könnte diese Geigenschnecke kommen: offenbar ist die beidseitige Delle (Roter Pfeil dritt letztes Bild) vorsätzlich geschnitzt?
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Vielen Dank für Eure stilkundliche Enordnung falls Euch etwas einfällt. 🤗.
Hab irgendwo mal gelesen, dass das typisch sächsich/böhmisch sein soll, aber vielleicht mit einem weicheren Übergang und nicht so deutlich abgesetzt.
Ist das der so genannte „Sachsenbuckel“?
Dachte immer, das wäre der starke Buckel von hinten ‚ also von der Rückseite her?
Und die anderen Bilder sehen auch sächsisch aus? (Durchgesetzter Hals, Stollen auf der Bodenfuge, spitz zu laufende Einlage am Zäpfchen)?
Ich kenne solche Dellen an der Schnecke von sächsischen/böhmischen Geigen. Das ist jetzt kein typisches Merkmal, aber es kam vor.
Die restlischen Merkmale sind nicht „typisch“ sächsisch/böhmisch. Sie widersprechen der geographischen Zuordnung nicht, sind aber für mich kein Indiz für oder gegen etwas. Gerade der Schwung der Schnecke passt nicht nach Sachsen, die Kehlung allerdings schon.
Meiner Meinung nach ist das ein individuelles Instrument, welches viele Stilmerkmale vereinigt/vermengt, und welches irgendwo in Sachsen, Böhmen, Mähren, Schlesien gebaut worden sein kann- damals sind die Handwerker auf der Walz deutlich weiter herumgekommen als das „einfache Volk“. Klar gab es die „grossen Geigenbauzentren“, die stilistische Impulse setzten- aber natürlich gab es auch Instrumentenbauer woanders, umd da sind die stilistischen Merkmale nicht immer so klar.
Wenn ich mich aber festlegen müsste, würde ich schon auf den sächsischen/böhmischen Raum als die wahrscheinlichste Option tippen(!). Aber typisch/„stilrein“ ist das Instrument ganz und gar nicht.
Vielen Dank Braaatsch, typisch sächsisch ist die Schnecke wohl nicht. Aber ist sie wohl das, was der Zettel verspricht?
Die gut erhaltene Geigendecke mit Original (barockem?) Bassbalken ist trotz einer Stärke von stellenweise unter 2mm auf dem Lichtkasten völlig blickdicht, also auf jeden Fall deutlich über 200 Jahre alt. Der Zettel verspricht 1731.
Die Geige war dreckig wie keine andere meiner bisherigen Karriere. Die Staubschichten alt verbacken und wohl geschichtet.
Wer weiß etwas über alte Tiroler Geigen? Oder Anton Rief?
Dem Zettel traue ich nicht. Ist der so strahlend weiss (während die Geige ordentlich verdreckt ist…), oder ist das nur das Foto..?
Vor allem fällt mir die Art auf, wie die Zahl geschrieben ist. Die passt für mich nicht in die Zeit. 1731 oder 1791, das ist auch nicht ganz eindeutig.
Süddeutsch könnte auch passen, gerade angesichts des Alters und der Deckenstärke. Typisch ist die Schnecke dafür aber auch nicht. Aber bei den frühen Instrumenten ist das eh alles sehr individuell.
Man müsste das Papier des Zettels überprüfen und welche Druckspuren es gibt. Und wie kommt es, dass der Zettel an den beiden kurzen Enden so abgerissen ist? Könnte es sein, dass er (mehrfach) aus einer (oder mehreren) Geige(n) stümperhaft herausgelöst und dabei so zugerichtet wurde?
Wie Braaatsch macht mich die Jahreszahl stutzig. Meiner Meinung nach hat man früher gerade bei so etwas Bleibendem wie einem Geigenzettel darauf geachtet, sauber und in seiner besten Handschrift zu schreiben. Die Zahl auf dem Zettel sieht für mich wie eine flüchtige, moderne Handschrift aus.
Aber hübsch ist die Geige trotzdem. Die Decke sieht auch fein genug für ein dendrochronologisches Gutachten aus. Das würde vielleicht auch etwas zur Herkunft des Holzes sagen und damit die Entstehungsregion vielleicht eingrenzen.
Der Zettel ist bedruckt oder beschichtet mit etwas „Weißem“, viell. auch angemalt. Das „Abreißen“ fand der
Geigenbauer wohl irgendwie cool ... passiert ja nicht zufällig. Glaube aber nicht, dass die wirklich so alt ist.
Der Dreck innen kommt nicht einfach so rein. Muss mal irgendwo schlecht gelagert worden sein, da reichen
dann schon wenige Monate/Jahre ... z.B. wenn sie an der Wand hing nähe einem Esstisch im Zug, da sammelt
sich dann so klebriger Staub im unteren Bereich. Man könnte den Staub analysieren und zuordnen.
Alt und barock und schön ist die Geige schon ... und gut gearbeitet, auch innen.
Vielen Dank geigerlein, Braaatsch, Fiddler für Eure guten Stellungnahmen. Ich denke, ihr habt alle recht.
Der Zettel mit seinem seltsamen Zweischichtsystem-Papier wirkt auf mich auch nicht echt. Dendrochronologisch ist die Geige echt alt. Jahresringe um 1680, Waldkante abgeschnitten.
Aber ich nehme an, dass es sich um ein böhmisches Instrument handelt mit Buchen Hals, allerdings original.
Beeindruckend, der viele Dreck oder Staub, der jedoch durch seine Anordnung/Ablagerung authentisch wirkt. (Bild). Eine Staubprobe habe ich in einigen Mikrocups gesichert.(Bild). Offensichtlich wurde das Instrument eine Zeit mit dem Hals nach oben, stehend oder hängend gelagert.
Beeindruckend auch der viele Schwarzschimmel (Aspergillus Niger).
Die Schnecke hat meiner Meinung nach ein deutliches Sachsen Herz.
Der Klang der ungereinigten Violine war durch Staub(Dämmung) und Decken Riss ein wenig verhalten. Das Instrument ist jetzt gereinigt, alte Risse gelöst und wieder verleimt, Pilz und Wurm entfernt. Der Lack erscheint mir sehr tirolerisch. Aber vielleicht war ein böhmischer Geselle auf seiner Wandertour mal in Vils? Und hat ein Praktikum bei der Familie Rief absolviert?😉.
Von Anton Rief gibt es nur einen Geigenbauer Nachweis, Vater von Domenicus Rief, aber keine wirklich gesicherten Referenz Geigen. Vielleicht ein geschickter Schachzug des Fälschers? Oder es ist eine Violine aus Tiroler Umfeld die mit dem Namen Rief „aufgewertet“ wurde?
Zur Zeit von Domenicus Rief 1759-1814 wurde nach einem Steiner Modell ganz im Stil der Vilser Schule gearbeitet (durchgehende Unterzarge, versenkte Reifchen). In der Zeit von Anton Rief (1694-1766) ist ein durchgesetzter Hals aus Buche angeblich denkbar.
Habe noch ein paar Anfragen am Laufen aber im Moment gehen die Hinweise mehr nach Böhmen. Hier noch Bilder vom Öffnen und am Anfang der Reparaturen/Reinigung .
Instrument innerlich wie neu😎. Wir würdet ihr sie einrichten?