Verkrampft? Gesund Geige spielen!

  • Hallo ihr Lieben! :)

    Ich bin neu hier und hoffe, dass dieser Post hier in Ordnung ist.

    Mein Name ist Mario und ich bin Musikstudent, Geigenlehrer und Auszubildender bei der europäischen Gesellschaft für Dispokinesis. Ich interessiere mich für eine Art des Geigelernens die natürlich, ganzheitlich und gesund ist.
    Zu viele Musiker leiden unter Verspannungen, Schmerzen, Zittern, Verkrampfungen, Kontrollverlust, Stress und Angst oder auch einfach Unzufriedenheit beim Üben. Ich habe einen Youtube Channel gestartet, in dem einige ganzheitliche Grundlagen zum Geigespielen zeige, die das Fundament für ein gesundes und freies Musizieren legen.

    Dabei habe ich eine Videoreihe als Experiment gemacht: Eine Geigenanfängerin versucht sich Geige zuerst mit Youtube Videos selbst beizubringen, danach gebe ich ihr Unterricht und sie berichtet immer von ihren eigenen Erfahrungen. Die Reihe versucht aufzuzeigen, wie Anfänger auf solche Tutorials reagieren, was mögliche Konsequenzen daraus sein könnten und vergleicht verschiedene violintechnische Ansichten.


    Im Moment gibt es 3 Videos zu den Themen Kinnhalter, Schulterstütze, Geigenhaltung, Körperhaltung und Bogenhaltung, am Freitag kommt das Video zum Thema Gerade Streichen und in den nächsten Wochen werde ich noch 2 weitere Videos der Reihe hochladen.
    Die Videos richten sich an Anfänger, GeigerschülerInnen, StudentInnen, GeigenlehrerInnen oder Profis. Ich ermutige alle die Geige auspacken, ausprobieren und eigene Erfahrungen sammeln. :)
    Ich lasse euch den Link für den Kanal da, für die, die es interessiert:

    https://www.youtube.com/channel/UCnjvxzR3O-_vgFiPhSavDoQ

    Ich bin offen für Feedback, Kommentare, Diskussionen und Fragen :)

    Liebe Grüße,
    Mario

  • Hallo Mario,


    herzlich willkommen, und Du greifst hiermit ganz zentrale Elemente des Geigespielens auf. Ich bin sicher, dass sehr viele davon profitieren können, sich diese Grundlagen immer wieder neu klarzumachen. Eine Verschiebung der Geige um wenige Millimeter kann enorme positive Auswirkungen auf die gesamte Geigentechnik haben.

    Eine ganz kleine Korrektur. In diesem Video gehst Du ab Minute 15:10 erst auf den Horizontalwinkel der Geige ein und dann auf den Verbindungspunkt zum Hals/Schlüsselbein, der durch die Position der Kinnstütze gegeben ist. Hier deutest Du bei etwa 15:30 an, dass bei einer eher seitlichen Montage der Kinnstütze der Ellenbogen weiter unter die Geige müsse und dadurch der Supinationswinkel (Eindrehwinkel) des linken Armes größer würde. Tatsächlich aber kann er kleiner werden, wenn der Knopf der Geige etwas nach rechts wandert und gleichzeitig die Schnecke etwas nach links, und dann muss auch der Ellenbogen nicht mehr so weit unter die Geige.

    Es ist also alles richtig, was Du sagst, aber es könnte dennoch leicht falsch verstanden werden an der Stelle.

    Meine eigenen Supinationswinkel sind leider recht gering, und daher spielt die exakte Haltung der Geige für mich eine überragende Rolle beim Übergang von "alles Mist" zu "alles geht auf einmal". Das ist der Grund, weshalb ich hierauf besonders achte und gleich einhake.

    Gutes Gelingen weiterhin,
    Hannes

  • Dieses Video meine ich:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Ich halte eine stets gleiche Haltung für eher nicht so geeignet.


    Vielmehr sorgt Bewegung und Variation dafür, dass kein Muskel zu lange einseitig

    beansprucht wird. Ich wechsle beim Üben zwischen Stehen und Sitzen, und die Geige ist

    mal höher auf der Schulter, mal weiter unten, mal mehr seitlich (russische Schule) oder

    mehr nach vorne (französisch). Ich fühle mich tatsächlich bei unterschiedlichen Stücken

    in verschiedenen Haltungen „wohl“ ... die einzige exakt richtige Haltung kenne ich nicht.


    (Das ist ähnlich wie am Computer .. die eine ergonomische Haltung gibt es nicht, ich wechsle

    ständig ab, auf dem Stuhl, in der Höhe, mit dem Arm.)


    Man kann das bei vielen berühmten Geigern auch beobachten. Der Kopf dreht sich zum Beispiel

    herum, zum Griffbrett und zurück, legt sich zur Seite, Schnecke wird etwas angehoben, je nach

    Intensivität des Spiels.

  • Danke euch für die anregenden Gespräche und den Input :)

    Eine ganz kleine Korrektur. In diesem Video gehst Du ab Minute 15:10 erst auf den Horizontalwinkel der Geige ein und dann auf den Verbindungspunkt zum Hals/Schlüsselbein, der durch die Position der Kinnstütze gegeben ist. Hier deutest Du bei etwa 15:30 an, dass bei einer eher seitlichen Montage der Kinnstütze der Ellenbogen weiter unter die Geige müsse und dadurch der Supinationswinkel (Eindrehwinkel) des linken Armes größer würde. Tatsächlich aber kann er kleiner werden, wenn der Knopf der Geige etwas nach rechts wandert und gleichzeitig die Schnecke etwas nach links, und dann muss auch der Ellenbogen nicht mehr so weit unter die Geige.

    Da gebe ich dir vollkommen Recht, dass der Winkel auch kleiner werden kann, wenn die Geige weiter nach links schaut. Eine Geige ist ganz dreidimensional einstellbar und je nach den an welcher Achse ich sie drehe, mach das einen großen Unterschied aus, auch ich habe das selbe eingeschränkte Supinationsproblem, unter anderem habe ich mich deswegen auch schon länger damit beschäftigt. Ich finde auch, dass die Kippung der Geige (quasi ob sie ganz grade über dem Boden ist oder schräg) ein weiterer wichtiger Aspekt der bei der Supination zu beachten ist. Das Video soll auch das Thema nicht vollständig ausarbeiten sondern die Vielseitigkeit aufzeigen sowie eben hauptsächlich die Reaktionen der Amateurin. Spannendes Thema aber, und ich bin froh, dass das hier auch viel Beachtung findet.


    Dabei musst du mir dann erstmal erklären, was du unter einer stets gleichen Haltung verstehst.
    Ich stimme dir aber in der Hinsicht zu, dass jede Haltung dynamisch sein soll, wenn du das so meinst. Das heißt, in den Muskeln steckt eine Bewegungsbereitschaft drin, was nur geht, wenn dieser Muskel nicht festgehalten wird. Wenn die Stütze und der Kinnhalter gut angepasst sind, muss das aber auch nicht sein (wie du sagtest, dann kann sogar der Kopf beweglich bleiben und sich mal drehen etc.). Wenn ich es schaffe, eine Körperhaltung zu etablieren, die frei im Oberkörper und bewegungsbereit ist, glaube ich, dass die Geige an Ort und Stelle bleiben kann. Es gibt genauso berühmte Geiger, bei denen man das sehen kann (z.B. Augustin Hadelich, Frank Peter Zimmermann, Hilary Hahn...).
    Ich denke auch dass die Vorstellung von "der einen ergonomischen Haltung", dass ich nur den Körper einmal richtig ausrichten muss, und dann kann ich in dieser idealen Position verharren, problematisch ist. Aber ich denke die Vorstellung von z.B. "die Geige mit dem Kopfgewicht balancieren", anstatt sie einzuklemmen, kann helfen, den Nacken- und Schulterbereich dynamisch zu lassen, und die Geige trotzdem mit einem guten Gefühl zu stabilisieren. Das hat den meiner Meinung nach großen Vorteil, dass die linke Hand keinerlei Haltearbeit mehr machen muss und frei um die Geige schweben kann (Siehe genannte GeigerInnen). Meiner Meinung nach kann bei manchen Leuten eine ständig wechselnde Haltung bedeuten, dass sich immer wieder langsam Spannungen anbahnen, die dann durch das variieren wieder etwas nachlassen, aber dann an anderen Orten wieder kommen, anstatt eine Lösung zu finden diese ungünstigen Haltespannungen im Oberkörper loszuwerden.
    Ich hoffe ich konnte ein wenig einen Gedankenanstoß anregen, ich verstehe, dass es ein kontroverses Thema ist, und ich kann auch erstmal nur von meiner persönlichen Erfahrung sprechen. Ich freue mich von euren zu hören. :)

  • Ich habe auch das erste halbe Jahr nach youtube Videos das Geigenspiel begonnen. Da habe ich vor allem die Videos von Bogenbalance genutzt. Aber irgendwann wurde das Gefühl größer, dass sich da unter Umständen Fehler einschleichen und es blieben doch einige Fragen offen. So habe ich dann Unterricht in der Musikschule genommen. Die Haltung und Einstellung der Geige und des Bogens nach den Videos war aber so weit in Ordnung, da haben die Videos tatsächlich für mich die richtige Anleitung gegeben.

    Ich bin ausserdem auch nach einigen Versuch bei der Bonmusica-Schulterstütze gelandet. Die wird ja nicht von allen als sinnvoll angesehen, da sie die Bewegung der Geige einschränkt, aber sie gibt ein unheimlich sicheres Gefühl gegen das Abrutschen der Geige.

  • Das ist ja interessant! Das freut mich zu hören, dass du eine gute Grundlage durch die Videos von Bogenbalance bilden konntest. Ich finde, auf dem Kanal gibt es auch viele gute Ressourcen!

    Das gefährliche ist einfach, dass es sehr viel Angebot gibt auf Youtube, und ein Laie schwer unterscheiden kann, was nun "gute" Videos sind und welche nicht. Aber wenn es einen motiviert die ersten Schritte zu machen, die man ansonsten nicht machen würde, warum nicht!

    So lange dir dein persönliches Gefühl sagt, dass du mit der Bonmusica mit weniger unangenehmer Anspannung spielen kannst, würde ich sagen dass es das richtige für dich ist! Wenn ich Stützen und Kinnhalter mit meinen Schülern ausprobiere, schaue ich auch dass wir lieber vielseitig ausprobieren und die Gefühle vergleichen, anstatt pauschal eine Stütze für alle zu nehmen.