Geige Nr. 1 Original von mir

  • Ungewöhnliche Form, wie angekündigt, und auch die Einlagen nicht spitz in die Ecken laufend,

    sondern eher stumpf aufeinandertreffend. Aber für mich sehen die perfekt aus bis in die kleinste Ecke.

  • ...sieht doch schon gut aus!


    So Bräter gibts für Gänse/Truthähne schon in recht grossen Ausmassen ;)


    Du kannst einfach einen Dünsteinsatz (für Hefeklösse/Germknödel) nehmen, der ist gross genug. Frag erstmal Deine Gattin, was sie so hat, normalerweise findet sich sowas in jedem gut sortierten Haushalt. Ansonsten gibts das auch bei Ebay/Kleinanzeigen/Flohmarkt/Trödelladen für sehr wenig Geld.

  • Hier hat sich ja viel getan.

    Es wäre einfacher gewesen, mit dem Zargenkranz zu beginnen und den Boden und die Decke nach der Zarge auszusägen. Es wird schwierig, die Zarge so genau zu fertigen, dass ein gleichmäßiger Überstand entsteht.

    Wie dick ist der Boden denn jetzt am Rand? Scheint mir noch recht stark zu sein.

    Zarge kann zwischen 1 und 1,2mm stark sein.

    Aber ich bin echt gespannt, wie es weitergeht und bin mir ziemlich sicher, das am Ende ein ansehnliches Ergebnis raus kommt. Beim Klang bin ich mir nicht sicher, denn es wäre fast ein Wunder, wenn schon die erste Geige gut klingt. Wo doch schon Geigenbauer erst durch Erfahrung gute Geigen bauen.

  • Danke für das positiven Feedbacks.



    Die Dicke des Bodens am Rand liegt zwischen 5,00 – 5,06 mm. Je nach dem wo ich messe. Die Ebene am Boden ist exakt plan. Der Boden kommt vielleicht etwas dicker vor weil ich den Radius am Rand erst nach der Fertigstellung der Decke sowie der Zarge anbringen möchte. So habe ich immer die exakte Außenkontur als Schablone.



    Bezüglich des Klanges.



    Ich möchte eine vernünftige spielbare Geige haben mit einen vernünftigen Klang. Es muss nicht eine Konzertgeige werden. Ich führe gerade Klangoptimierung beim Boden durch. Mein Boden ist nicht überall gleichdick.


    Die Optimierung folgen auf Basis physikalische Überlegungen.



    Folgende Überlegungen habe ich dabei:



    Vibrationen in der Geige sind ein Übertragen einer Welle von Punkt A zu Punk B. Punkt A ist dabei die Quelle und somit genau die Position wo der Bogen die Saite berührt. Punkt B ist variable und kann jede einzelne Position in der Geige sein.



    Die Welle überträgt Energie von Punkt A zu Punkt B. Damit die Geige nicht extrem leise und dumpf klingt sollte darauf geachtet werden, dass so viel Energie wie möglich den Punkt B erreicht.



    Heruntergebrochen auf den Boden kann Punkt A genau auf die Position des Stimmstocks definiert werden. Hier werden die Vibrationen von der Deck nach unten weitergeleitet und von dort auf den Boden verteilt.



    1.)


    Nun ein kleines Schaubild zur ersten Überlegung was bei der Bearbeitung des Bodens beachtet werden sollte.



    Ich denk so ziemlich jeder hat schon mal mit Murmeln gespielt. Daraus denke ich kann man die erste Regel ableiten.


    Wenn eine Kugel auf eine gleich großen Kugel anstoßt rollt die zweite Kugel eine Strecke X bis die Energie aufgebraucht ist.


    Wenn eine Kugel auf eine größere Kugel anstoßt rollt die zweite Kugel eine kürzer Strecke.


    Wenn die Kugel auf eine kleiner Kugel anstoßt rollt die zweite Kugel weiter.



    Die Energie die übertragen wird ist jeweils die gleiche. Jedoch wird das Resultat durch die Masse der 2 Kugel beeinflusst.



    Ziel war es, dass soviel Schwingungen am Punkt B ankommt. Aus dieser Überlegung erfolgt folgen Regel.



    Die Dickste stelle am Boden muss genau die Stelle sein wo der Stimmstock liegt. Die Dicke muss gleichmäßig ablaufen zum Rand des Bodens.



    2.)


    Ich hatte im Studium Statik. Auch die Statik spielt eine wesentliche Rolle. Die Schwingungen im Korpus der Geige an sich ein ständiges Biegen des Materials in einer hohen Frequenz. Daher sollte man darauf achten, dass das Biegen so gut wie möglich funktioniert.



    Hier ein Beispiel:


    Man kann erkennen, dass das Lineal an der dünnen Stelle biegbar war jedoch an der Dicken stelle nicht. Warum?


    Jedes Material was gebogen wird hat 3 Stellen. Eine Seite wo gestreckt wird, eine Stelle wo nichts passiert (Neutrale Faser) und eine Stelle wo gestaucht wird.


    In meiner Skizze kann man erkennen, je weiter man von der neutralen Faser entfernt ist, muss mehr gestreckt oder mehr gestaucht werden. Daraus kann man auch schließen je Dicker das Material ist um so mehr muss gestreckt oder gestaucht werden welches das schwingen behindert.


    Dünnes Material schwingt somit besser als Dickes.


    3. Hart/Weich



    Holz ist unterschiedlich hart und das weis sicherlich jeder. Hartes Material lässt sich schwerer Biegen als weiches. Damit eine Geige gut kling sollte die der Boden wahrscheinlich überall gleichmäßig schwingen können. Auf Basis der Erläuterung von Punkt 2 kann man das Biegen/ Schwingen beeinflussen durch die Dicke des Materials.


    Da hartes Material schwerer biegsam ist sollte das Material dünner sein als dickes.


    4.)


    Jetzt führen meine Gedanken bezüglich: Wie sollte der Boden schwingen?

    Ich denke der Boden hat zwei Aufgaben.


    1. Der Boden soll den Schall der durch die Deck erzeugt wird reflektieren.

    2. Der Boden soll selbst Vibrieren und einen Ton erzeugen. Ich behaupte dies, weil sonst der Stimmstock für mich kein Sinn macht.


    Zu 1.

    Damit ein Schall reflektiert werden kann ist ein eine Steifigkeit notwendig. Wenn die Steifigkeit nicht existiert werden die Schallwellen aufgenommen und nicht zurückgeworfen. Damit die Steifigkeit gegeben ist darf der Boden nicht zu dünn sein.


    Zu 2.

    Damit ein Schall erzeugt werden kann muss wie bei der Decke dünne Stellen existieren. Da dies ein Wiederspruch zu 1 ist muss ein Kompromiss gefunden werden.


    Hier der Plan auf Basis meiner Überlegung:




    Man kann sehen, dass der höchste Punkt der Stimmstock ist und die Dick zum Rand abnehmt. Der Rand ist umlaufend 2,5 – 2,7 mm Dick. So sollte der ganze Boden schwingen können und nicht durch die Zarge beeinträchtigt werden. Die harten stellen sind ca. 0,2- 0,3 mm dünner ausgelegt als die weichen stellen. Der mittlere Bereich ist dick ausgelegt damit der Schall von der Decke reflektiert werden kann. Da hier die F Löscher Liegen macht dies sinn.


    Wenn ich den Boden jetzt mit verschiedene Stradivari Model anschaue entspreche ich der Norm. Wahrscheinlich eher zu Dick als zu Dünne. Ab wegmachen ist in der Regel einfacher.



  • Ja, das sieht gut aus. Grundsätzlich kann man Böden aus hartem Holz dünner ausarbeiten als solche aus weichem Holz. Da Du Holz im Schwartenschnitt hast, was nicht so stabil ist wie nach dem Spiegel geschnittenes Holz, gehst Du auf Nummer sicher, wenn der Boden eher auf der dicken Seite ist. An den Backen oben und unten (dort, wo sich die Wölbung vom oberen bzw. unteren Teil nach außen geht, bis zur Mitte hin), kann der Boden vielleicht noch dünner werden.

  • Der Vorschlag von Braaatsch hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe heute mal gedünstet und gekocht.:thumbup:


    Also das dünsten funktioniert nicht so toll. Der Topf lässt zu viel Wasserdampf hinaus und ich habe ca. 2 Liter verdampft bis ich es biegen konnte wie ich wollte.


    Besser hingegen war das Kochen. Ich habe Wasser kochen gelassen und dann das Holz reingelegt. Etwa 5 – 10 min Kochen lassen und dann herausgenommen. Das Holz war weich. Zwar nicht so wie Papier jedoch für das Biegen mit einer Form ideal.


    Ich habe das Holz leicht abkühlen lassen und dann Versucht die Form per Hand zurecht zu biegen.


    Den Versuch hatte ich mit Buchenholz gemacht welches gefunden habe. Die Stärke hatte ich auf 1,2 mm angepasst.


    Mit dem Ergebnis bin ich recht zuversichtlich und glaube jetzt noch mehr die Zarge auch ohne Biegeeisen fertigen zu können.


    Gruß Rico.



  • Ja, das sieht gut aus. Grundsätzlich kann man Böden aus hartem Holz dünner ausarbeiten als solche aus weichem Holz. Da Du Holz im Schwartenschnitt hast, was nicht so stabil ist wie nach dem Spiegel geschnittenes Holz, gehst Du auf Nummer sicher, wenn der Boden eher auf der dicken Seite ist. An den Backen oben und unten (dort, wo sich die Wölbung vom oberen bzw. unteren Teil nach außen geht, bis zur Mitte hin), kann der Boden vielleicht noch dünner werden.

    Danke werde ich beruecksichtigen :thumbup:

  • Ich frage mich, ob das irgendwelche klanglichen Auswirkungen auf das Holz hat :/

  • Ob das klangliche Auswirkungen hat? Keine Ahnung.


    Aber da der klangliche Einfluss der Zargen ohnehin überschaubar ist, und das Biegeeisen ja auch nicht kühl ist, wird es wohl am Ende nicht das Ausschlaggebende sein.


    Decke und Boden würde ich auch nicht kochen wollen...