Was könnte das für eine Geige sein? Alter? Herkunft?
Geigenrätsel
- Chiocciola
- Erledigt
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Puh, das ist schwer.
Wurde nicht in Frankreich so roter Lack verwendet? Dazu würden auch die schwarzen Ränder von Schnecke und Wirbelkasten passen. Die Schnecke sieht mir aber ein bißchen urtümlich aus, vielleicht aus dem süddeutschen oder österreichischen Raum. Kein Anschäfter, keine ausgebuchsten Wirbellöcher.
Das Holz ist sehr schön, und bis auf die Schnecke finde ich die Geige auch gut gearbeitet. Die Wirbel sind ein bißchen lang. Der Untersattel scheint nicht aus Ebenholz zu sein. Das Stirnholz der Decke an der Unter- und Oberzarge sieht unter dem Lack fast schwarz aus. Das hab ich noch nie gesehen. Es könnte gebeizt oder mit Chemikalien dunkler gefärbt worden und durch den fehlenden Lack stark oxidiert sein. Das Holz des Unterklotzes ist aber sehr hell, vielleicht wurde er kürzlich erneuert.
An der Ecke der abgelösten Decke erkennt man, dass die Geige vermutlich Eckklötze hat. Der hellere Lack auf der Decke im Stegbereich sieht so aus, als wäre hier ein reparierter Stimmriss.
Das Alter würde ich auf etwa hundert Jahre schätzen. Sie könnte aber auch älter sein, Mitte 19 Jhd.
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..... offene Geigen lügen nicht.🤗
Ist es jetzt einfacher? Ihr könnt auch gerne weitere Fragen stellen…
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Die Reifchen sind nicht in die Eckklötze eingelassen, die Klötze selbst haben die Form eines gleichschenkligen Dreiecks. Das würde die Geige in Richtung "bessere Geige aus Markneukirchen" rücken. Der Bassbalken ist nicht besonders schön verarbeitet, die Form auch nicht an die äußere Deckenwölbung angepasst. Doch kein Stimmriss.
Der verlaufene Lack auf der Innenseite der Decke sieht brutal aus.
Ich traue mir keine Zuordnung zu.
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Noch ein Hinweis:Die vier Klötze sind gleich gearbeitet und aus Hartholz.
Noch mal Oberklotz und Unterklotz.
Viel Spaß beim Knobeln.
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In Hunters Thread sprichst Du von einer großen Manufaktur als Hersteller dieser Geige. Wenn man nach dem Lack geht, könnte es eine JTL sein. Große Manufakturen gab es im sächsisch/böhmischen Raum nicht, oder? Da waren ja eher die Verleger unterwegs und haben "Dutzendarbeit" aufgekauft und vertrieben.
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Dieser Lack scheint wirklich so farbintensiv zu sein, dass die eine Schicht, die ins Innere gelaufen ist, ausreicht, um die Geige komplett einzufärben, oder täuscht das? Bestehen die Lacknasen auf der Deckeninnenseite aus mehreren Schichten?
Ich frage deshalb, weil mein selbst eingefärbter Lack deutlich weniger intensiv ist, so dass ich viele Schichten auftragen muss.
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Ja, das ist ein ganz klassischer französische Lack. Innen nur eine Schicht. Aber satt und flüchtig wie eben bei einer Manufaktur Geige aus dem günstigeren Preissegment.
Vielleicht ist das Instrument auch nicht aus einer Manufaktur aber doch aus einer Reihen-Fertigung. Sieht niemand mit welchen technischen Hilfsmittel die Decke gemacht wurde? Ein anderes Hilfsmittel wie bei der @Hunter „Barockgeige“???
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Meinst Du, die Decke wurde ausgefräst? Woran würde man das erkennen? Ich finde die Ausarbeitung normal, wenn man davon absieht, dass es kaum Plateaus für Ober- und Unterklotz zu geben scheint. Der Bassbalken könnte Fräs- oder Sägespuren haben, aber er ist ja eingeleimt und gibt daher keinen Hinweis, wie die Decke ausgearbeitet wurde.
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Ich meine, Hunters Barockgeige wurde um 1870 mit einer sehr einfachen riemengetriebenen Oberfräse oben und unten(Sowohl Decke wie auch Boden) in einem der letzten Arbeitsschritte bearbeitet. Ob jetzt Manufaktur oder arbeitsteiliges Groß (Familien) Projekt ist schwierig abzugrenzen.
Mit dem Stechbeitel entstanden diese regelmäßigen länglichen Vertiefungen vor Oberklotz/Unterklotz jedoch sicher nicht.
Die französische Geige von diesem Rätsel ist meiner Meinung nach ganz anders entstanden: Decke wir auch Boden wurden im Dampf gepresst. Deshalb sieht man keine Übergänge zu Oberklotz und Unterklotz. Deshalb Modell auch sehr flach. Einfachste Mansuy Massenproduktion aber erstaunlich guter Klang! Wenn man rot mag eigentlich sehr schöne Lack.
Nicht zu verwechseln mit den teilweise sehr guten und selteneren Instrumenten von Pierre Mansuy ( à Paris ). Sehr gute Bratschen.