Alte Barock-Geige

  • Mir wäre das Geld für ein Gutachten zu schade. Ich würde sie stattdessen reparieren, einrichten und schauen, wie sie klingt. Wenn Dir der Klang nicht gefällt, kannst Du sie wieder verkaufen. Es gibt Liebhaber von alten Instrumenten im Originalzustand (mit Stiefelhals, furniertem Griffbrett und stehen gelassenem Bassbalken), weshalb ich die Geige an Deiner Stelle nicht modernisieren würde.

  • Um 1900 hat man Griffbretter nicht mehr furniert. Es sei denn bei originalgetreuen Nachbauten.


    „Schlecht verarbeitet“ vielleicht nach heutigen Standards. Es ist eben ein Barockinstrument, und auch damals gab es schon Qualitätsunterschiede.


    Bevor Du da irgendwas verschlimmbesserst oder „reparierst“, hätte ich Interesse. Eine Wertanlage ist es nicht, aber ein Zeitdokument.

  • Hallo Geigerlein,

    Was ist ein stehengelassener Bassbalken ?

    Liebe Grüße

    Bei ganz alten Geigen wurde der Bassbalken nicht separat geschnitzt und in die Decke geleimt, sondern beim Ausarbeiten der Decke stehengelassen, ist also direkter Bestandteil des Deckenholzes. Für Darmsaiten war das ok, aber heutzutage wird der separate Bassbalken meist unter leichter Spannung auf die Decke geleimt, um einen "Gegendruck" zu der höheren Saitenspannung zu schaffen.

    Bei ganz billigen sächsischen Geigen wurde auch im beginnenden 20 Jhd. noch der Bassbalken stehengelassen.


    Korrigiert mich, wenn ich mir das falsch gemerkt habe.

  • Das hast du dir ganz richtig gemerkt. ^^


    Das mit dem Alter der Geige ... ich war ja bei 100 Jahren, also ca. 1920 ... allerdings könnte sie auch

    wesentlich älter sein. Wir hatten hier schon andere Geigen mit den durchgehenden Stiefelhälsen.

    Die gab es wohl tatsächlich eher im 19.Jhd. ... Hier ist ein Beispiel für eine frühe Stiefelhals-Geige,

    es gibt also auch handwerklich gute Geigen in dieser Bauart: http://www.laber-geigen.de/v-barock.htm

  • Genau, das ist einfach eine andere Bauart, die früher verbreitet war. Die Qualität der so hergestellten Instrumente variierte genau wie bei den modernen Geigen.

    Irgendwo hab ich aber mal gelesen, dass ein zeitgenössischer Geigenbauer sagte, er habe mal probiert, eine Decke mit stehengelassenem Bassbalken zu machen, und das sei für ihn viel aufwendiger gewesen als die Decke ohne Balken zu arbeiten und diesen separat anzupassen und einzuleimen.

    Das kann ich mir gut vorstellen. Es sei denn, man nimmt es mit den Deckenstärken und der genauen Form des stehengelassenen Bassbalkens nicht so genau ;)

  • Vielen Dank, da werde ich doch mal in das Gutachten investieren, bin schon neugierig wie alt die Geige ist. Die Bauart ist doch sehr interessant.

    Liebe Grüße und einen schönen Abend :thumbup: