Risse Untersattel und offene Mittelfuge?

  • Guten Morgen liebes Forum,

    ich habe eine sehr schöne Geige hier, die aber offenbar ein bisschen Zuwendung braucht. Da ich Corona bedingt im Augenblick nicht so oft in der Stadt bin und zum Geigenbauer gehen kann, mal vorab die Frage - ist so etwas kritisch?

    Für mich sieht es aus, als ginge die Mittelfuge auf oder kann das auch ein Riss sein? Am Untersattel ist ja auch eine Stelle. Möglicherweise sind die Spannungsverhältnisse hier ungünstig? Was kostet es - grobe Schätzung - so etwas zu reparieren? Und wie sieht es danach mit der Stabilität aus? Führt so eine Reparatur zu einer Wertminderung? Habe die Geige derzeit nur geliehen, aber sie gefällt mir klanglich ausgesprochen gut und ich könnte mir auch vorstellen sie später zu erwerben. Mir ist klar, dass ich eh zum GB muss, aber ich freue mich vorab auf eure Einschätzung soweit möglich.

  • Solche Risse können mehrere Ursachen haben.


    Die häufigste ist ein zu stramm eingepasster Untersattel. Der drückt dann -je nach Klimaveränderung mehr oder weniger- die Decke regelrecht auseinander.


    Manchmal ist es aber auch so, dass das Instrument dort aus anderen Gründen Spannung hat- nicht passender Klotz, nich passende Decke/Decke zu dünn etc.- das kann dann viele Ursachen haben.


    Je nachdem ist es eben mit einem einmaligen Leimen von aussen und dem „Ein-bisschen-Abschleifen“ des Untersattels getan, oder eben nicht- dann geht die Ursachensuche los, Öffnen des Instruments, Überprüfen des Klotzes/der Decke, blablabla. Entsprechend ist das mit der Preisprognose schwierig.


    Aber ich habe auch ein Instrument, welches immer unter dem Saitenhalter reisst. Der Untersattel wurde optimiert, der ist nicht der Grund. Es reisst trotzdem- aber immer an der gleichen Stelle. Bei meiner Bratsche wird der Riss dann aber nicht schlimmer. Insofern lasse ich das so, da „gehört ein Spalt hin“, und sie klingt trotzdem prima.


    Es ist aber keineswegs gesagt, dass dem immer so ist. Gerade falls es mehrere Risse sind, und der Untersattel eigentlich passt, sieht das nach Spannungsproblemen aus, bei denen man einfach nicht weiss, wie die sich entwickeln. Das sollte sich auf jeden Fall im Preis niederschlagen.

  • Ich würde den Riss ersteinmal Leimen lassen so lange er noch so frisch und sauber aussieht.

    Ist erstmal Schmutz drin kann es in den meisten fällen nicht mehr unsichtbar verleimt werden.

    In der Regel kosten 1cm Riss Leimen ca. 7€, Obersattel etwas kürzen dürfte um die 15€ Kosten.

  • Ich war nun beim Geigenbauer. Die Mittelfuge geht tatsächlich auf, ist aber wohl soweit sicher. Sollte sich da irgendwann mal was tun, muss wohl die Decke komplett runter. Der Riss am Saitenhalter ist nicht weiter dramatisch und kann von außen geklebt werden. Interessant ist auch, dass der Hals leicht schief eingepasst ist. Kann man wohl über den Steg ausgleichen, hat mich aber verwundert. Passiert so etwas öfter?

  • Ich war nun beim Geigenbauer. Die Mittelfuge geht tatsächlich auf, ist aber wohl soweit sicher. Sollte sich da irgendwann mal was tun, muss wohl die Decke komplett runter. Der Riss am Saitenhalter ist nicht weiter dramatisch und kann von außen geklebt werden. Interessant ist auch, dass der Hals leicht schief eingepasst ist. Kann man wohl über den Steg ausgleichen, hat mich aber verwundert. Passiert so etwas öfter?

    Sollte nicht passieren. Wenn du das „über den Steg ausgleichst“, dann laufen die Saiten nicht gerade über den Steg

    und haben einen leichten Seitwärtsdruck. Denke nicht, dass das im Sinne des Erfinders bzw. für den Klang förderlich ist :)

  • Achso, das Griffbrett ist „in sich verdreht“? Ja klar, das kann man, wenn es nicht zu stark ist, ausgleichen,

    ich kenne das so, dass man den Steg oben anpasst, nicht unten am Fuß.

  • Ja, normalerweise passt man die Stegrundung an. Wenn aber die Stegfüsse eh sehr massiv sind, und oben vielleicht nicht mehr viel Material zum Herz übrig ist, nimmt man ebennan den Stegfüssen was weg. Man muss nur aufpassen, dass der zweite Stegfuss dann auch noch passt.

  • Also, im Augenblick stört es nicht wirklich beim spielen. Ich fand es nur interessant, da der Erbauer der Geige eigentlich ein bekannter und geschätzter Berliner Meister war... aber auch die hatten vielleicht mal einen "schrägen" Tag :)

    Der Hals ist auch nicht verdreht, sondern auf ca. 2 Minuten vor 12...