Luftfeuchtigkeit

  • Hallo,

    weiss nicht wohin sonst, daher ins Geigenbauforum: Die Luftfeuchtigkeit sinkt derzeit auch in Innenräumen z.T. stark ab, da die kalte Schneeluft außen nur noch sehr wenig Wasser transportiert. Nach dem Lüften und Aufheizen der hereingekommenen Luft waren bei mir gestern 24 % Luftfeuchtigkeit im Zimmer - definitiv zu trocken für Streichinstrumente auf die Dauer.

    Früher habe ich mit einem Venta Luftwäscher gegengearbeitet (muss man aber regelmäßig reinigen), heute habe ich ein Handtuch, das in Geigennähe immer feucht aufgehängt wird. Da dies bei extremer Trockenheit auch nicht mehr ausreicht, habe ich eine kleine Notlösung, die vielleicht als Tipp für alle gereichen mag, die viele Instrumente liegen haben.

    Habe mir 40 Mikrofaser-Putztücher im Format 40 x 40 cm für kleines Geld bei der bekannten Bucht bestellt (aus Chinesien natürlich), und ein Tuch kommt trocken über die Instrumente, ein weiteres dann leicht feucht darüber. Wie heisst es so schön immer bei der Parkettpflege: "nebelfeucht".

    Vielleicht nützt der kleine Tipp ja jemand hier etwas, oder Ihr schreibt Eure eigenen Methoden. Was unternehmen muss man jedenfalls, sonst ist bald wieder der Geigenbauer dran (zukleben oder Riss reparieren).

  • .....deshalb ist in dieser Jahreszeit in Sizilien alles besser. Ok, geht gerade nicht.


    Spass beiseite: Besser ist die Lagerung im geeigneten Geigenkoffer, aber du willst sie halt griffbereit haben? Müsste da die Klimatisierung des Raumes nicht besser und gleichmäsiger sein? Ist das nebelfeuchte Mikrofasertuch nicht nach 30 min. trocken? Mut zum Risiko, eine gute Geige hält das aus? Ich glaube, die beiden Geigen, die ich sehe, sind jung und halten das aus. Aber ich muss zugeben, da bin ich überfragt.

    Andere Frage die mich mehr drückt: was mache ich mit dem Geigenbogen und Kolophonium wenn es 40 Grad im Schatten in der ganzen Wohnung hat. Alles in die Kiste und unters Bett? Was macht ihr?

  • Besser ist die Lagerung im geeigneten Geigenkoffer, aber du willst sie halt griffbereit haben?

    Jein und ja. Die Lagerung im Geigenkoffer kann nur kurzzeitige Spitzen abfangen, keine dauerhafte Austrockung. Außerdem würden so viele Geigenkoffer ein Vielfaches an Volumen verschlingen. Alternativ habe ich Geigentaschen aus Kunststoff mit Reissverschluss, die halten aber nicht wirklich dicht.

    Wohlgemerkt, auch ein "nebelfeuchtes" Tuch sollte nie auf einer Geige direkt liegen, immer nur als zweite Lage.

    Haltbarkeitsdauer der Lösung: Je nach Temperatur. Momentan hat es 17 Grad in dem Zimmer, da hält es einen halben Tag.

    Übrigens, Geigenwerkstätten sind oft eher wenig geheizt, das schont auch.

    Dass mir Kolophonium im Sommer weggeschmolzen wäre, habe ich noch nicht erlebt. Volle Sonne auf den Geigenkoffer, etwa im sommerlichen Auto, ist auf jeden Fall ein No-go.

  • Alles, was ich nicht regelmässig spiele, wird heruntergestimmt und kommt in ein möglichst kühles Zimmer. Bei uns ist der Dachboden ausgebaut, aber nicht sehr beheizt, da sind so ca. 15 Grad. Dort stehen die Überwinterungspflanzen, und dort trocknet auch die Wäsche. Und dort „überwintern“ auch die Instrumente, die ich grad nicht spiele.

  • Es gibt mehrere Gründe, die Luftfeuchtigkeit nicht zu tief sinken zu lassen. Ausser unseren Geigen auch die Gesundheit. Ich lege deshalb in jedem Raum ein nasses Handtuch über die Heizung und halte die Feuchtigkeit über 40%.

    Die Methode mit dem feuchten Microfasertuch gefällt mir nicht so richtig. Die Decke wird feucht gehalten und der Boden bekommt die trockene Raumluft.

  • Bei mir gibt es kaum "gerade nicht benutzte Geigen" :D

    Weil wir gerade beim Thema "trockene Schneeluft" sind, hier noch ein aktueller Hauhaltstipp, den ich gerade für andere Leute aufgeschrieben habe:

    Keller entmüffeln JETZT!!!


    Da es gerade draussen kalte, trockene Schneeluft gibt, hat man die Gelegenheit, fast zum Nulltarif Kellerräume auszutrocknen. Betrifft: Waschkeller, Vorratskeller, alle Räume mit kalten, klammen Wänden.


    Zubehör: Heizkörper oder Heizlüfter, etwas Zeit.


    Anleitung:
    1. Fenster und Türen schließen (auch Innentüren).
    2. Luft im Raum erwärmen, z.B. auf 25 ° C. Etwas abwarten, die warme Luft nimmt Feuchtigkeit von den Wänden auf.
    3. Fenster/Außentüren ganz auf und so schnell wie möglich die kalte Schneeluft von aussen reinlassen. Die Warme Luft entweicht und nimmt die gespeicherte Feuchtigkeit mit.
    4. Fenster/Außentüren schließen und wieder zurück zu 2.: Luft erwärmen.


    Das Ganze einige Male wiederholen. Die Gelegenheit ist JETZT und dann bald wieder für ein Jahr vorbei!


    Frage 1: Ja bin ich denn verrückt? Da heize ich den Keller einmal so auf wie sonst nie und soll dann das Fenster aufmachen?
    Antwort 1: Genau. So wird Feuchtigkeit aus dem Raum heraustransportiert.


    Frage 2: Ist das nicht sehr teuer / Verschwendung? Meine Heizkostenrechnung!
    Antwort 2: Dauerlüften ist teuer, weil es die Wände auskühlt. Die Luft selbst speichert relativ wenig Energie im Vergleich zu den Wänden, daher geht hier auch nur recht wenig verloren.


    Nach demselben Prinzip funktioniert es übrigens, dass uns derzeit in unseren Wohnräumen die Lippen und die Haut austrocknen. Ich kann nix dafür, ist nur Physik 😉


    Mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie 🙂

  • Bei allen positiven Seiten der Luftfeuchtigkeit sollte man aber den negativen Aspekt für Streichinstrumente nicht unterschätzen: Gefahr von Schimmel!


    Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kondensiert die Feuchtigkeit am kältesten Punkt des Raumes. Dies kann oft eine Ausenwand der Räumlichkeiten sein sein, was so manchem (Altbau) Immoilienbesitzer in Verzweiflung treibt. Bei einigen der von mir geöffneten Instrumente war dieser Punkt aber auch die nicht lackierte Innnenseite z.B. einer Geige. Orte und Art des Schimmels sagen gelegentlich viel über die Nutzung und den Lagerort sowie die Wartung des Instrumentes aus.

    In nicht wenigen Fällen führt der Schimmel aber zu irreversiblen Veränderungen des Holzes die dann durchaus schlimmer wie ein Stimmriss sein können. Je nach Wert der Instrumente kann deshalb ein Raumluftbefeuchter (mit gelegentlicher, definierter Stoßlüftung) oder ein (UV-Schutz) verglaster Klimaschrank die günstigste Lösung zur Lagerung von Instrumenten sein.