Die Geige Nr. 13

  • Hallo, es ist wieder mal eine Geige spielfertig geworden. Meine 13. Geige, die ich erworben hatte. Lag schon über ein Jahr rum (zusammen mit noch 2 anderen unfertigen Geigen) und wartete auf die Reparatur. Nun ist sie fertig geworden. Hier ein paar Fotos vom Zustand vor der Reparatur. Man beachte das Griffbrett. Da hat einer bis zum bitteren Ende mit viel Einsatz und Leidensfähigkeit drauf gefidelt. Die Stahleinhängeseite spricht auch Bände über den letzten spielenden Besitzer. Innen war eine große Wollmaus und eine Puppe hatte sich auch eingenistet.


    Wie schätzt ihr das Alter ein? Aufgrund des langen und hohen Bassbalkens und der zwei echten Eckklötze gehe ich von einer Fertigung nach 1930 aus. Vielleicht auch noch in den 1960er Jahren. Allerdings braucht es schon einige Jahrzehnte, um so eine Wollmaus zu produzieren und den Boden mit einer dicken Staubschicht zu überziehen.

  • Weiter mit der Reparatur. Habe den Lack vor der Rissreparatur erstmal mit warmen Wasser abgewaschen, da doch einige an Verunreinigungen drauf war. Dann die Risse geleimt und die Decke wieder aufgeleimt. Erst die eine Seite und zwei Stunden später die andere Seite. So wie ich es immer mache, damit das ganze nicht in Stress ausartet. Das Griffbrett brauchte viel Aufmerksamkeit und Zeit. Der arme Teufel, der das so zerspielt hat, hatte ganze Arbeit geleistet. Unten (zum Steg hin) ist eine Delle drin geblieben. Erstmal spiele ich in diesen Lagen nicht mehr und um die Delle noch rauszuarbeiten, hätte das ganze Griffbrett noch mal um ca. 0,5 - 1mm abgezogen werden müssen.


    Dann noch neue Wirbel eingepasst. Irgendwie kriege ich es immer hin, dass die nach ein paar Mal Stimmen ein ganzes Stück weiter reinrutschen. Einen neuen Steg aufgeschnitten und die Geige mit D`Addario Prelude-Saiten spielfertig gemacht. Waren die letzten Saiten, die noch da waren. Da muss ich mein Lager mal wieder auffüllen.Die Geige hat damit auf der G-Saite einen bratschigen Klang. Ansonsten ist der Klang recht flach, es fehlt der Obertonreichtum. Trotzdem kann man damit schöne einfache Hausmusik machen. Da die Ansprache auch recht gut ist und einem Anfänger wenig Probleme bereitet, wäre es eine schöne Einsteigergeige. Wenn sie denn mal zum Verkauf kommen sollte. Aber da ich noch keine Geige wieder verkauft habe, ist das wohl eher unwahrscheinlich.

  • Ich denke mit deiner Zeitangabe liegst du richtig. Der Bassbalken steht nicht leicht schräg angebracht, sonder ziemlich gerade im Verlauf mit den Jahresringen. Ich denke Manufaktur Sachsen / Böhmen. Aber es besteht Hoffnung meine Geigen mit einem der Art Abgenutzen Griffbrett

    hatten einen Guten Klang.

  • Die Feiertage scheinen sich ja gut zum Geigenbasteln zu eignen :D Auf den ersten Bildern sieht das Holz innen sehr dunkel aus. Vielleicht wurde sie nur in verrauchten Kneipen gespielt ^^ Und bei dem Griffbrett hatte sie wohl Stahlsaiten drauf, oder?

    Verglichen mit dem Boden finde ich die Decke ziemlich dick. Vielleicht könntest Du hier Klang rausholen, wenn Du sie ein bißchen dünner machst. Wie klangen Decke und Boden denn beim Klopftest? Wenn Du sie nicht nochmal aufmachen willst, helfen vielleicht Saiten mit mehr Spannung. Dominant wären einen Versuch wert. Und der Steg könnte noch ein bißchen dünner werden, oder?


    Du hast sie professionell repariert, würde ich sagen. Den Riss am Untersattel könnte man mit etwas (farblosem) Lack noch retuschieren.

  • Ein bisschen wird man am Klang wohl noch machen können, aber zu einer Konzertgeige wird sie es nicht schaffen.


    Das mit dem Ausarbeiten der Decke könnte auch daneben gehen, da sie jetzt schon einen etwas bratschigen Klang auf der G-Saite hat.

    Ich hatte die Decke geklopft, aber nicht den Eigenton ermittelt.

    Der Steg ist jetzt 4,5 mm breit. Das ist so das Nennmass was für Stege empfohlen wird. Ich habe schon einige Stege auf 4 mm gebracht, um die Ansprache zu verbessern und den Klang etwas "freier" zu machen. Das kann ich hier auch noch versuchen.