Stift im Oberklotz - Wie löse ich die Decke?

  • ... die dunkle Grundierung Innen ...

    Ich glaube, das ist alles Dreck oder Kohlenstaub. Meine andere alte englische Geige ("Ein schwieriger Fall"), die Jahre auf einem Dachboden verbracht hatte, war noch viel schmutziger. Das lässt sich mit einem feuchten Lappen aber entfernen. Ist also vermutlich keine Grundierung.

  • Eine anspruchsvolle und schwierige Aufgabe hast du dir da gestellt. Bin gespannt auf die Reparatur.

    So was fehlt mir noch in der Sammlung.


    Die Belege der Decke sind wirklich nicht schön. Da würde ich auch ordentlich nacharbeiten.

  • Ich hab, glaub ich, grad ein bißchen viel gleichzeitig auf dem Tisch. Aber bei der Geige meiner Oma und der alten Französin von Abalon sind nur noch Lackarbeiten zu machen, da hat man zwischendurch immer Wartezeit. Bei der anderen alten englischen Geige hab ich die Mittelfuge des Bodens doch wieder aufgemacht und leime sie grad wieder zu. Näheres dazu dann im entsprechenden Thread.


    Leider geht alles viel langsamer voran, als ich möchte. Aber so viel Zeit hab ich halt auch nicht. Bin gespannt, wie ich mich hier schlage. Wenn die Wurmgänge durch den halben Boden gehen, müsste ich sie eigentlich mit irgendwas ausfüllen. Hab dazu aber noch keine rechte Idee...

  • Ich hab ein bißchen weiter an der Geige gearbeitet. Zunächst hab ich die alten Pergamentbelege mit warmem Wasser gelöst und abgemacht. Sie sind wirklich papierdünn und reißen in der Dicke auch relativ leicht ein. Da die Deckenrisse aber alle soweit stabil waren, hab ich nur die Ecken der Belege rund geschnitten und sie wieder aufgeleimt. Jetzt sind sie fast unsichtbar:



    Das lose Stück der Unterzarge hab ich vorsichtig von innen mit einer Mischung aus Ahorn-Sägespänen und Holzleim gekittet. Damit ist die Zarge dann hoffentlich so stabil, dass ich ein Futter aufleimen kann. Hoffentlich krieg ich die Fläche halbwegs plan geschliffen, ohne dass die Zarge bricht.


       


    Es ist Wahnsinn, man sieht, dass der Holzwurm sich so durch die Zarge gefressen hat, dass man außen und innen nichts davon sieht. Aber der betroffene Bereich ist ungefähr so druckstabil wie Wellpappe. Eigentlich müsste man das komplett ausfüllen, um wieder Stabilität reinzubringen. Irgendjemand eine Idee? Holzleim? Knochenleim? Harz?

  • Es ist Wahnsinn, man sieht, dass der Holzwurm sich so durch die Zarge gefressen hat, dass man außen und innen nichts davon sieht. Aber der betroffene Bereich ist ungefähr so druckstabil wie Wellpappe. Eigentlich müsste man das komplett ausfüllen, um wieder Stabilität reinzubringen. Irgendjemand eine Idee? Holzleim? Knochenleim? Harz?

    Ich würde versuchen, dünnflüssigen Knochenleim mit sehr feinem Holzpulver zu mischen und die betroffenen Stellen damit ausfüllen.

  • Diese Methode hab ich auch grad auf Youtube bei einem Restaurator gefunden:

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    Im ersten Beispiel tränkt er die Gänge vorher allerdings komplett mit Knochenleim zur besseren Haftung. Vermutlich werde ich das so machen. Die Oberfläche des Bodens fühlt sich auf jeden Fall nicht so pergamenten an wie im dritten Beispiel des Videos.

  • In der Decke waren die Wurmlöcher und die fehlende Einlage im Bereich des Unterklotzes mit Spachtelmasse ausgefüllt. Das hab ich herausgekratzt, bevor ich die Löcher mit Hautleim verfüllt habe. Man kann sehen, dass dieser Bereich innen schon mal gepatched wurde.


          


    Vor dem Füllen mit Hautleim hab ich den Bereich rund um die Wurmlöcher großflächig mit einem Fön angewärmt, damit sich der Hautleim möglichst gut in den Fraßgängen verteilt. Zum Einfüllen hab ich den normalen Leimpinsel genommen und dann mit der Prickelnadel möglichst weit in die Wurmgänge hineingestochen, um den Leim dorthin zu bringen. Zwischendurch hab ich die Bereiche immer wieder mit dem Fön angewärmt. Den überschüssigen Leim hab ich mit einem feuchten Lappen weggewischt. Nach meinem Gefühl ging das besser, als er schon anfing zu gelieren. Dann hab ich die Löcher nochmal mit Leim getränkt, aber nicht komplett voll, denn die oberste Schicht der Füllung soll eine Mischung aus Hautleim und Ahorn-Sägemehl sein, weil ich das färben und lackieren kann.


          



    Dann hab ich noch die gröbsten Späne, die beim Entfernen der Decke an der Zarge geblieben sind, mit Wasser gelöst und wieder auf die Decke geklebt. Die kleinen kommen später. Dabei ist mir aufgefallen, dass scheinbar früher mal Nägel bzw. Stifte durch die Decke in die beiden Eckklötze bzw. Zarge und Reifchen genagelt waren. Habt Ihr das schon mal gesehen? Im Boden gibt es keine Nagelspuren.


  • Das mit den Nägeln ist sehr ungewöhnlich. Vielleicht wollte sich ein Geigenbauer eine Orientierungshilfe vorübergehend zum besseren Zuleimen installieren, weil der Boden sich in diesem Bereich der Zarge auch gelöst hatte?


    Der überschüssig engetrocknete Leim und das Pinselhaar platzt manchmal mit Hilfe eines Plektrums ab. Ich versuche ihn immer mit einem feuchten Läppchen vor dem Gelieren weg zu machen ( ohne ihn zu verteilen).


    Bist du sicher, dass der Wurm inaktiv war?🤔.

  • Die Nagelspuren finden sich an allen Rändern der Decke, aber sie sind nicht gleichmäßig verteilt. Sonst hätten es ja auch Verzierungen sein können. Sehr merkwürdig... Aber vielleicht hast Du recht, und es waren Hilfsnagelungen. Sie fallen von außen nicht aus, sind also evtl. überlackiert.

    ...


    Bist du sicher, dass der Wurm inaktiv war?🤔.

    Ja, ich hab Decke und Boden von innen einige Minuten heiß gefönt. Bin mir ziemlich sicher, dass dabei alles, was evtl. noch lebte, kaputt gegangen ist. Und die Löcher sind auch so dunkel, dass sie nicht frisch sein können. Hab mir auch sagen lassen, dass Holzwürmer aus einer Geige, die regelmäßig gespielt wird, schnell flüchten. Also muss ich die Geige nur möglichst rasch spielfertig und dann zu meiner Hauptgeige machen ;)

    Die 4/4-Geige, die sich meine große Tochter ausgesucht hat, hat ja auch ein Wurmloch im Boden. Weil ich meine eigentliche Übungsgeige leider nochmal aufmachen muss (Halswinkel ist wg. zu dickem Bodenfutter am Oberklotz jetzt zu klein ;( ), spiele ich jetzt derweil ihre Geige. Das kann ihr nur gut tun.