Stift im Oberklotz - Wie löse ich die Decke?

  • Ich hab es jetzt doch anders gemacht, nachdem ich das eine Ende des Laubsägeblattes auf der anderen Seite nicht zwischen Decke und Zarge hindurch bekommen habe. Der Stift war zum Glück aus Fichte und ließ sich mit einer Nadel (hab eine Prickelnadel genommen) herauspuhlen. Dann hab ich den Oberklotz durch die beiden Löcher mit warmem Wasser eingeweicht, die Verbindung zum Stiefelhals noch ordentlich getrennt und konnte dann nach einiger Zeit die Decke abnehmen.


    Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd: Der Holzwurm hat ganz schön zugeschlagen, an der Decke nur wenig, der Boden ist aber mindestens zu einem Viertel betroffen, wenn ich mir die Verteilung der Löcher anschaue. Sicherheitshalber werde ich die Geige wohl von innen fönen, um eventuell noch vorhandene Wurmeier abzutöten.

  • Schön finde ich die Geige trotz der Wurmschäden immer noch. Ich finde, sie lächelt. Könnt Ihr was zur möglichen Herkunft sagen? Angeblich ist sie englisch um 1800, hat aber nur 2 Eckklötze. Die Schnecke und den breiten Wirbelkasten finde ich interessant.



  • englische Geige ca. 1800 klingt für mich richtig. Wer sagt das?


    Ich glaube unten sind auch Blender, also nachträglich eingesetzte Klötze? Soll ja blenden wenn man unten reinschaut;).


    Schönes Teil war das mal und wird es bestimmt wieder :thumbup:

  • Der Verkäufer sagte das. Er hat die Geige aus England, aber da die sächsischen Geigen in die ganze Welt exportiert wurden, kann es m.E. auch eine alte Sächsin sein. Dazu passt aber die Schnecke nicht.


    Die unteren Eckklötze sind echt, passen aber nicht richtig in die Zarge.


    Das wird ein schönes Stück Arbeit. Ich will die alten Zargen füttern und wiederverwenden. Bestimmt werde ich auch einige Belege der Decke erneuern. Da sind z.T. alte, große Pergament- und auch Stoff-Belege drin, aber die Reparaturen sehen alle wie schnell gemacht aus.

  • Form und Farbe sowie die dunkle Grundierung Innen weisen für mich auch nach England. Der Oberklotz auch. Ist da eigentlich ein Stück angesetzt? Eventuell Hals gedübelt?


    Wie ist ein Eckklotz eigentlich definiert? Wenn er in eine frei aufgeschachtelte Geige nachträglich bündig eingesetzt wird ist es dann noch ein Klotz?


    Oder ist ein „echter Klotz“ an eine Innen/Außenform gebunden?


    Ich bin grundsätzlich ein Verfechter von Holzbelegen, handgespalten, dünn ausgearbeitet. Im Bereich Zarge oder f-Loch lasse ich aber manchmal Pergament bestehen.


    Wird bei Dir auf jedenfall eine spannende Arbeit. Viel Spaß 😉

  • Ich würde sagen, Klotz definiert ein Stück massives Holz, egal ob der Zargenkranz mit seiner Hilfe aufgebaut oder er erst nachträglich eingesetzt wurde. Identifizieren kann man das sowieso nur bei einer Geige, die nicht alle 4 Klötze hat. Da kann man davon ausgehen, dass die (2) Klötze nachträglich eingesetzt wurden - ob aus Stabilitätsgründen oder um eine "höherwertige" Geige vorzutäuschen, wer weiß... Ich hab z.B. mehrere Geigen mit 4 Klötzen und sauberen Reifchen, die aber nicht in die Klötze eingelassen sind. Heißt das dann, dass die Klötze nachträglich eingebaut wurden? Vielleicht wusste auch der Geigenbauer nicht, dass man die Reifchen teilweise in die Klötze einlassen sollte? Oder hat es sich aus Zeitgründen gespart?


    Frei aufgeschachtelte Geigen würde ich jetzt auch nicht unbedingt als minderwertiger ansehen als die um eine Innen- oder in einer Außenform gebauten. Das sind einfach verschiedene Bauweisen, und grad beim freien Aufschachteln muss man mit den Winkeln sehr aufpassen. Wichtig ist für mich, wie sorgfältig die Geige ausgearbeitet ist. Und natürlich, wie sie klingt ;)


    Der Oberklotz meiner (englischen) Geige ist Teil des Halses. Das ist ein sog. durchgesetzter Hals oder Stiefelhals, der mit den Zargen verdübelt wird. Sieht man z.B. auf einem der Fotos meiner Barockgeige: Eine neue Patientin - wirklich alt?