Was haltet Ihr von dieser Geige

  • Hm, höheres Niveau wohl kaum, da ich nicht tausende von Euro für Geigen ausgeben kann. Ich hatte aber schon ein paar ebay-Glückskäufe :D Du bist ja von Deiner China-Geige begeistert, Fiddler. Ich habe noch keine 4/4-China-Geige probiert. Die Neueste, die ich gespielt habe, ist eine ältere rumänische, die ziemlich spröde klingt. Liegt am Lack, meint der Geigenbauer. Aber meine Mädels hatten zwei neue China-Geigen von der Musikschule ausgeliehen (1/8 und 1/4), und beide klangen schrill und auf der E-Saite dermaßen unangenehm, dass ich auf Abstand gehen musste. Gut, solche kleinen Geigen sind vielleicht nicht aussagekräftig, aber wir haben auch noch eine alte, sächsische 1/4-Geige, die für ihre Größe wirklich schön klingt. Und die alten Geigen von Hannes_F klingen ja auch durch die Bank super und überhaupt nicht flach, wie ich finde.


    Es kommt mit Sicherheit auch auf die Bauweise an. Hochgewölbte Geigen sollen ja leiser klingen. Und das ganze Setup spielt auch eine große Rolle. Meine ältesten Geigen sind die Barockgeige und die alte französische von Abalon. Erstere klingt auch recht kräftig, vor allem auf A und E, die D ist ein bißchen verhalten und die G schön rund. Allerdings hat sie Eudoxa aufgezogen, ist auf 415 Hz gestimmt und klingt schon allein deshalb anders als moderne Geigen. Barock halt. Abalons Geige ist noch nicht spielbereit, die ergänzte Zarge muss noch fertig lackiert werden. Wenn sie soweit ist, werde ich berichten. Ich weiß noch nicht, ob sie ein barockes oder modernes Setup bekommt. Sie hat ja einen "Anschäfter", ist also für "modern" eigentlich vorbereitet.


    Aber ob nun die Bauweise, das Setup, die Saiten, der Bogen oder das verwendete Holz ausschlaggebend für den Klang sind, wer kann das sagen? Ich vermute ja, dass das Holz den größten Anteil hat. Belegen kann ich das aber nicht.

  • Töchterchen ist eine gute Geigerin, aber nicht hochbegabt. Sie hat aber ein sehr gutes Gehör. Also bräuchte ich eine wohlklingende, aber keine für zukünftige Vorstudenten. Übrigens mag sie die hellklingenden Geigen lieber.

    Dasselbe habe ich hier auch. Ich rate Dir, entweder mit ihr die verfügbaren Geigen in der Nähe anzuspielen, oder gleich zum Geigenbauer zu gehen. Ob Du dort dann eine Geige kaufst oder mietest, wird sich zeigen. Manche Geigenbauer nehmen eine bei ihnen gekaufte 3/4-Geige auch in Zahlung beim Kauf einer 4/4-Geige.

  • Und die alten Geigen von Hannes_F klingen ja auch durch die Bank super und überhaupt nicht flach, wie ich finde.

    Der Hannes spielt sicher nur auf sehr guten Geigen, aber doch auch auf ein paar neuen von David Lien,

    sollen ja (auch) gut klingen.


    Alle Merkmale (Holz, Bauform, Lack) haben einen Anteil am Klang, wenn nur eine Komponente nicht

    stimmt, wird nichts draus. Die Bauform allein sagt aber wenig aus, auch „hohe“ Geigen können kräftig

    klingen. Wobei meine alte Stadelmann (ca. 1780, bauchige Stainer-Bauform) tatsächlich leider „nur“
    als Barockgeige taugt. :whistling:

  • Moin,


    naja, wenn man sich gegenseitig Geigen verkauft kann ja nix schief gehen ☺️😄


    geigerlein: Bin ich froh, dass ich nicht alleine bin. Meine Lieblingsgeigenbauerin richtet sie nur ein. Sie hat beide kontrolliert und Kleinigkeiten gemacht. Sie verkauft oder verleiht leider keine, da sie eigentlich nur selbst baut. Die wären auch interessant, falls die von der Schwiegermutter nur Brennholz ist. Allerdings die Frage, ob ich sie bezahlen kann. Ich muss mich mal kundig machen, wer so kleine Geigen verleiht oder verkauft. Vielleicht mache ich am Wochenende mal Bilder von der "Dekogeige" und melde mich dann wieder. 😊

  • Man sollte realistisch das Budget im Auge behalten. Es ist natürlich sicherer, beim Geigenbauer zu kaufen (Stichworte Auswahl, Probespiel, Garantie, Service...), aber eben auch teurer. Geigenbauer müssen schon mal rund 20% an Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer..) abdrücken, eine Werkstatt samt Miete, Mitarbeiter, Versicherungen etc. unterhalten und am Ende noch von etwas leben.


    Ein Geigenbauer muss daher höhere Preise verlangen als im Privatverkauf. Es geht kaum anders.


    Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man über Privat -wenn man sich mit Geigen auskennt und diese einzuschätzen weiss- mehr Glück haben kann (aber auch Pech!).


    Zu sagen „oh, die Geige kostet nur 400 Euro, also ist sie nicht mehr wert“ ist Quatsch. Um den „Wert“ geht es für einen Spieler nicht. Entweder lässt sich die Geige gut spielen oder nicht, oder sie klingt gut oder nicht. Und beides sind teilweise subjektive Faktoren, und können -teilweise!- sich daher nicht im Preis widerspiegeln.


    Im Preis ist wie gesagt auch ein „Risiko“ enthalten. Bei Ebay (oder Privatmarkt) kann man für 400 Euro fantastische Geigen bekommen, die in gleicher Klangqualität beim Geigenbauer das 5fache kosten würden. Man kann aber eben auch reinfallen.


    Geigen, die vor ein paar Jahren noch mittlere vierstellige Eurobeträge erzielten, sind jetzt für unter 1000 Euro auf dem Markt. Die Geigen sind nicht schlechter geworden, aber die „Konkurrenz“ grösser und besser, und so sind durch das Überangebot die Preise gefallen. Nach dem „Wert“ kann man daher nicht unbedingt gehen.

  • Stichwort Handarbeit.


    Geigen können -zumindest wenn sie aus Holz sind- noch nicht komplett maschinell gefertigt werden. Es variiert allerdings die Menge and Handarbeit. Während manche Meistergeigen tatsächlich noch vom Meister in der verwinkelten Werkstatt von A-Z selber gebaut werden, werden billigere Geigen eben mit mehr Maschineneinsatz gefertigt.


    Da ist dann auch das Stichwort: Preis. Wenn man 2 Handwerkermonate bezahlen kann, kann der Geigenbauer eben auch alles mit der Hand aussägen und selber hobeln.


    Aber ist nun ein höherer Anteil an Handarbeit immer besser? Bei Meisterinstrumenten für Profis sicherlich. Aber was ist denn so schlimm daran, wenn die Schnecke aus der CNC-Fräse kommt? Der Preis wird ja im Wesentlichen durch die investierte Arbeitszeit bestimmt. Sprich, ich habe für die Schülergeige -rein fiktiv!- 50h Zeit. Zeit, die bei klanglich wenig relevanten Teilen gespart wird (CNC-Fräse...), kann dann für heikle Sachen wie die Klangabstimmung genutzt werden. Wenn ich nun alles per Hand machen müsste, wäre das zwar „alles Handarbeit“, aber irgendwie schnell zusammengeschustert.


    Das ist genau das Dilemma der alten Böhmengeigen. Alles „reine Handarbeit“, aber moderne teilmaschinell gefertigte Chinageigen sind qualitativ doch manchmal besser.

  • Fhomi

    Wenn es eine 3/4 Geige ist, dann dürfte die nicht mehr als 200 Euro kosten. Auch wenn die optisch sehr gut aussehen, das ist bei den chinesischen oder osteuropäischen meistens so, so handelt es sich meistens um Anfängersets, die neu schon unter 300 Euro kosten.

  • Norbert V, da hast Du recht, 500 Euro wären für die Geige zu teuer. Da die 3/4-Geige ja nur eine Übergangsgröße ist, würde ich dafür nicht soviel Geld ausgeben und deshalb entweder von privat kaufen mit der Hoffnung, sie für einen ähnlichen Preis wieder loszuwerden. Oder beim Geigenbauer mieten/kaufen, der sie beim Wechsel auf die ganze Geige zurücknimmt.

    Das ist genau das Dilemma der alten Böhmengeigen. Alles „reine Handarbeit“, aber moderne teilmaschinell gefertigte Chinageigen sind qualitativ doch manchmal besser.

    Fakt ist aber auch, dass die alten Böhmengeigen schon da sind, "gereiftes" Holz haben und oft noch gut spielbar sind, wenn man ein bißchen Arbeit reinsteckt. Ich hab echt ein Problem damit, dass - etwas übertrieben gesagt - der halbe Himalaya abgeholzt wird, um den Markt mit billigen chinesischen Geigen zu fluten. Ich weiß, die Leute in China wollen auch von etwas leben, aber ich wäre glücklicher damit, wenn sie den höherpreisigen Markt mit bedienen würden und die alten Sachsen noch als Schülergeigen ihren Dienst tun könnten.

    Die Bauform allein sagt aber wenig aus, auch „hohe“ Geigen können kräftig

    klingen. Wobei meine alte Stadelmann (ca. 1780, bauchige Stainer-Bauform) tatsächlich leider „nur“
    als Barockgeige taugt. :whistling:

    Stimmt, ich erinnere mich, dass die ersten beiden Geigen, deren Herkunft ich hier im Forum erfragt hatte, mir klanglich auch nicht besonders gut gefielen. Beide waren alt, die eine klang kräftig, aber der Ton gefiel mir nicht. Die andere hatte nur wenig Klang.

    Vielleicht muss ich auch definieren, was ich unter "alt" verstehe: Meine Lieblingsgeige und die mit dem samtigen Klang sind beide älter als 100 Jahre, aus Sachsen/Böhmen und waren Glückskäufe von privat.

  • geigerlein: ökologisch gesehen bin ich ganz deiner Meinung. Ich bin selber auch ein Freund älterer Instrumente. Es ging rein um den Aspekt, ob Handarbeit qualitativ immer besser ist.


    Ich finde ja auch den Ansatz mit Carboninstrumenten interessant... am ökologischsten ist natürlich das Reparieren alter Instrumente, und Holzinstrumente aus nachhaltiger Forstwirtschaft.


    Nun muss man aber auch realistisch sein- die Menge an Holz, die für Geigen hergenommen wird, ist im Vergleich zu dem, was für Billigmöbel verschnitten wird, sehr gering. Der halbe Himalaya endet also eher als Brennholz oder Billigmöbel.


    Ich habe Vietnam, China und Burma bereist- was dort in den Hinterhofwerkstätten an fantastischen Hölzern für Möbel und „Sinnloszeug“ versägt wird, und was als Rest im Ofen landet- da macht die Geige den Kohl nicht fett....


    Klar, jeder sinnlos gefällte Baum ist ein Baum zuviel. Wenn die Leute aber vom Geigenbau besser leben könnten als vom Möbelbau, würde vielleicht (!) weniger Holz gebraucht, weil für eine Geige weniger gebraucht wird als für einen Tisch.


    Also, ganz so einfach ist das alles nicht.


    Dass es Carbonbögen gibt, und diese im Amateurbereich auch eine gute Alternative zu Holzbögen sind, finde ich schon mal prima- da können die Fernambukbestände geschont werden.


    Leider ist es aber wie gesagt so, dass die Familien der Holzfäller trotzdem leben müssen, und roden. Nur bezahlt der Möbeltischler wahrscheinlich deutlich schlechter als der Geigenbauer/Bogenbauer, also wird mehr gerodet damit die Holzfällerfamilie überleben kann....

  • Carbon ist als Fernambuk-Ersatz vielleicht ökologisch sinnvoll, wobei es da auch natürliche Möglichkeiten

    des Ersatzes gibt. Aber bei Fichte und Ahorn denke ich eher nicht. Man versucht ja in anderen Bereichen,
    wieder vermehrt Naturmaterial als Carbon oder Glasfaser zu nutzen. Also warum nicht gleich traditionell

    bauen. Selbst Surfbretter und Boote werden wieder komplett oder teilweise aus Holz gebaut.