Überteuerte Geige mit Klangproblem von Sebastian Berndt

  • Im Folgenden mein Erfahrungsbericht mit der Berndt & Marx OHG:

    Vor einigen Jahren haben wir eine Geige, die im Prospekt als Meistergeige des Modells "Meistro" für 6.200 € ausgewiesen wird, zuerst gemietet und dann gekauft. Als ich die Geige das erste Mal in den Händen hielt, war mir sofort klar, dass eine Meistergeige normalerweise anders aussieht. Bei dieser hier war auf die Einlage stellenweise dunkler Lack aufgetragen, sodass man eine Schlamperei darunter nicht sieht. Die Rille, in der sich die Einlage befindet, war stellenweise stark ausgerissen. Schnecke und f-Löcher wiesen auch Unregelmäßigkeiten in der Form auf, die man bei einer Meistergeige üblicherweise nicht findet. Außerdem stand der Steg schief, sodass die Mensur auf der e-Saite kürzer als auf der g-Saite war.

    Der Klang war anfangs sehr schön und warm, aber nachdem ich den Geigenkasten zwei Stunden in der Septembersonne stehen gelassen hatte, war von dem Klang auch nichts mehr übrig. Nun klang sie wie ausgewechselt, der Klang war grell, kratzig (vor allem auf der a-Saite) und unangenehm und ich konnte nicht mehr so nah am Steg spielen wie vorher. Der Lack war durch die Sonneneinstrahlung nicht beeinträchtigt worden, er hatte keine Blasen oder ähnliches. Zwei Stunden Sonneneinstrahlung sind allerdings kein Grund für solch einen massiven Klangabbau.

    Daraufhin habe ich die Geige zur Klangkorrektur eingeschickt. Herr Berndt erklärte mir daraufhin am Telefon, dass er kein Klangproblem festellen könne, was mich sehr verwunderte. Immerhin hat er den Steg wieder gerade hingestellt.

    Das Klangproblem bestand also nach wie vor und wurde eher schlimmer als besser. Die Ansprache war extrem schlecht, was vor allem bei Vorschlägen und kurzen Trillern äußerst ärgerlich ist. An dieser Stelle als Kontrast ein Zitat aus dem Prospekt: "Meistergeigen für Profis: Erlesene Meisterarbeiten für den professionellen Anspruch, tonlich und optisch hervor-/herausragende Instrumente nach italienischem Vorbild."

    Ein paar Monate später bin ich persönlich nach Chemnitz gefahren, damit dieses Klangproblem endlich beseitigt werden würde. Meine Vermutung war, dass einfach der Stimmstock nicht an der richtigen Stelle stand, also habe ich Herrn Berndt gefragt, ob er nicht die Position des Stimmstocks ändern könne. Er sagte mir lediglich: "Ich habe gemessen, wo der Stimmstock steht und der steht richtig." Ich konnte es nicht fassen, denn bei der Position des Stimmstocks geht ein guter Geigenbauer immer nach dem Ohr und nicht nach einem Messinstrument! Und weil ich nicht stundenlang nach Chemnitz fahre, um mir sagen zu lassen, der Stimmstock stehe richtig und es gäbe kein Klangproblem, habe ich das Klangproblem näher beschrieben, aber Herr Berndt wiederholte sich wortwörtlich: "Ich habe gemessen, wo der Stimmstock steht und der steht richtig." Da dachte ich mir, zu diesem Geigenbauer brauche ich nicht mehr gehen. Ich wurde mit dem Klangproblem völlig im Regen stehen gelassen.

    Nach und nach habe ich die Saiten gewechselt und den Bogenbezug auswechseln lassen, aber auch mit eher hochpreisigen Saiten wie Il Cannone von Larsen war das Klangproblem nach wie vor vorhanden.

    Später ging ich mit der Geige noch zu zwei anderen Geigenbauwerkstätten. Der eine Geigenbauer meinte, dass die Sonneneinstrahlung vielleicht nicht ursächlich für die Klangveränderung war, es habe lediglich einen Prozess angestoßen; die Geigenbauer in der anden Werkstatt haben schon Preise für ihre Instrumente bekommen und ich kenne sie seit vielen, vielen Jahren. Auch all diese Geigenbauer konnten den anfangs sehr schönen Klang nicht wiederherholen. Als ich die Geigenbauer bat, den Wert des Instrumentes zu schätzen, bekam ich folgende Antwort: "Sieht aus wie in China oder Rumänien vorgefertigt, hat keine Kontur, das Griffbrett ist an der Seite nichtmals abgeschliffen, etwas überbeizt. Wir verkaufen solche Instrumente für 1.200 €."


    Haben noch mehr Leute schlechte Erfahrungen mit der Berndt & Marx OHG gemacht?

  • Hallo Astrid, es ist nicht schön wenn der Klang sich durch ein ereigniss wie bei Ihnen mit der september woche verändert.

    Aber Eigentlich sollte ein Geigenbauer dies wieder korrigieren können. Was die Qualität der Ausführungen der Arbeiten angeht.

    So hat es doch sicherlich eine Bestätigung gegeben das es sich um ein Sebastian Berndt Meistro Instrument handelt.


    Wenn nicht würde ich ich mir das bestätigen lassen. Letzt endlich ist aber so das das eigene verhalten die Geige der Septembersonne auszusetzen

    bei Ihnen liegt. Ansonsten würde Sie wahrscheinlich noch so klingen wie vorher. In dem Fall wäre es ein Fall für die Versicherung sofern vorhanden.

    Und eines kann ich noch mit auf den weg geben. Nicht jeder Geigenbauer hat die Sachkunde zu beurteilen woher eine Geige stammt.

    Und da es sich vielleicht um einen Ankauf gehen könnte werden viele Instrumente herunter gespielt. Zu dem kommt noch dazu das Geigen die kein Alter oder ein Prominez aufweisen können förmlich in den Keller Preislich fallen.

  • EIn Geigenbauer fertigt einen Stimmstock für die richtige Stelle und fertig. Man kann nicht erwarten, dass er Klangproben

    mit verscheidenen Stimmstöcken macht. Er hat die Erfahrung, wo der bei seinen neuen Geigen stehen muss. Und dass eine

    schlecht klingende Geige dadurch plötzlich wieder gut klingt, ist ja nicht so. Sie bekommt andere Nuancen.

    Ich bin drüber gestolpert, dass man eine Geige zunächst leiht und dann kauft ... obwohl man ihr eine minderwertige

    Qualität deutlich ansieht. Warum wurde sie dann gekauft und die Fragen nicht vorab geklärt?

  • Hmm. Meistergeige-nicht Meistergeige, das sind dehnbare Begriffe. Ich habe auch eine Bratsche, die nach Nix aussieht und ein Meisterinstrument ist. Auch ein Meister kann schlampig arbeiten, und ein Manufakturinstrument sehr sauber gearbeitet sein.


    Wenn ihr die Geige erst als Mietinstrument hattet, hattet Ihr doch genug Zeit, die optischen Mängel zu bemerken? Warum habt ihr sie dann gekauft?


    Klang: Ehrlich, 2h Sonne ist schon heftig, das kann auch im September nich ordentlich brutzeln. Das hat dann auch nix mehr mit dem Stimmstock zutun. Und nicht jeder Lack bekommt gleich einen Schaden. Um zu schwingen, braucht das Holz eine Restfeuchte, daher gibt es Dampits und Ähnliches. Bei 2h Sonne wird das Holz regelrecht ausgedörrt und „schockgetrocknet“, das ist dann einfach nur noch schrill oder kratzig. Die Sonne verschiebt den Stimmstock ja nicht...Ähnliche Klangprobleme kennt man ja im Winter bei zu trockener Heizungsluft, aber Du hast Deiner Geuge quasi das Extrem zugemutet.


    Hast Du den Geigenbauern gesagt, dass das Instrument so erhitzt wurde?


    Ich würde an Deiner Stelle versuchen, mit einem Dampit oder einem feuchten Schwamm, den du im Geigenkasten lagerst (am Besten in einem Salzstreuer!), über ein paar Wochen hinweg dem Holz wieder die Möglichkeit zu geben, Feuchtigkeit aufzunehmen. Das braucht viel Zeit und Fingerspitzengefühl (Stichwort Schimmel und Müffeln...!), aber VIELLEICHT bekommst Du es wieder gebessert.


    Kann aber auch sein, dass die Geige klanglich „tot“ ist, da kann aber der Geigenbauer nix dafür.


    Du kannst Dir auch selber einen verstellbaren Carbonstimmstock (Hamberger oder Anima Nova) besorgen, und mal herumexperimentieren was sich mit Stimmstocklänge bzw. -position verändern lässt.


    Wert: Die Geigenpreise befinden sich seit Jahren im freien Fall. Und dass ein Neuinstrument anders bewertet wird, als das Gleiche I strument als Gebrauchtinstrument, noch dazu mit eunrm zerstörten Klang, wundert mich nicht.


    Ich kenne die Geigenbauer nicht, und ich kann mir daher kein Urteil erlauben ob und inwieweit sie Dich „über den Tisch“ gezogen haben, aber 1. hattest Du die Geige als Mietinstrument und hättest vor Kauf auch eine Zweit/Drittmeinung einholen können und kanntest die handwerkliche Qualität dieses Instrumentes, und 2. ist der Klangverlust nicht die Schuld des Geigenbauers, sondern Folge Deines Umgangs mit der Geige.


    Und das einzige Problem scheint ja zu sein, dass der Verkäufer den Stimmstock nicht umstellen kann oder will. Das sollte zwar jeder Geigenbauer können, aber das ist in Deinem Fall ja nicht ursächlich für die Klangprobleme. Wobei es natürlich trotzdem sein kann, dass durch die scheinbar veränderten Spannunsverhältnisse im Instrument eine Stimmstockkorrektur (Kürzen, erneuern, verschieben...) hilft.

  • Ich möchte mich gar nicht groß einmischen, aber Astrid fragte nach Erfahrungen mit der Berndt & Marx OHG. Mein erstes Cello war ein Leihcello von dort. Natürlich ein in China vorgefertigtes Instrument, ABER mit einem durchaus schönen Klang, technische SEHR SAUBER eingerichtet, vollkommen unproblematisch, man ging damals auch sehr genau auf meine Wünsche und Anregungen ein. Als es dann tatsächlich einmal zu technischen Problemen kam, reichte ein Anruf aus, um eine Lösung zu finden. Ich habe die Bernd&Marx OHG immer sehr seriös und zielorientiert erlebt. Etwas "schräg" wurde es dann, als ich mein eigenes Cello kaufte und das Mietinstrument zurück gegeben habe, war deutlich eine gewisse Haltung gegenüber der Tatsache zu merken, dass ich nicht das Mietinstrument selbst, oder ein anderes dort erworben habe - da gab es dann auch deutliche Worte gegenüber Geigenbauern aus Bubenreuth etc. - aber eigentlich war der Kontakt fair, schnell und zuverlässig.

  • Tjorven: Prima, dass Du dich „einmischst“! Davon lebt das Forum ja!


    Ich habe jetzt noch mal nachgeschaut, die Geigenbauer haben ja auch die Bertoni-Instrumente. Da hatte ich mal eins über Ebay gekauft. Das war klanglich sehr gut, aber sehr leicht und fragil gearbeitet, positiv ausgedrückt. Deutlicher: Die Decke war viel zu dünn, so dünn, dass der Stimmstock durchdrückte und ein Stimmriss eugentlich nur eine Frage der Zeit war. Die Zargen waren repariert, aber nicht allzu sauber. Optisch war es ein tolles Instrument, prima eingerichtet und wie gesagt, klanglich weit über Schülerliga. Die baulichen Schwächen kommen bei (solchen) chinesischen Instrumenten öfters vor, da wird die Ansprache manchmal mit (viel zu) dünnen Decken erkauft.


    Aber die Kaufabwicklung lief gut und seriös, und wenn man viele Celli aus China zukauft, kann schon mal eins dabeisein, was baulich problemtisch ist.

  • Als erstes, danke TjorvenTh für Deinen Erfahrungsbericht.


    Als zweites wollte ich auf Eure Kommentare eingehen und ein paar Sachen noch deutlicher machen.


    Bei der Werteinschätzung von 1.200 € handelte es sich nicht um eine Ankaufsituation. Mir wurde von Anfang an gesagt, dass diese Werkstatt die Geige nicht ankauft, deswegen kann ich davon ausgehen, dass die Werteinschätzung vollkommen ehrlich und ohne Gewinnmarge war.


    Eine extra Bestätigung, dass es sich um ein "Sebastian Berndt Meistro Instrument" handelt, habe ich nicht bekommen. Es gab nur den Mietvertrag und danach den Kaufvertrag.


    Was einen feuchten Schwamm im Geigenkasten angeht, würde ich vermuten, dass es in diesem Fall nicht hilft, da die Geige an Regentagen, wenn das Holz also Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnimmt, kratziger und unangenehmer klingt als an trockenen, sonnigen Tagen.


    Was abalon über den Klang sagt, "Aber Eigentlich sollte ein Geigenbauer dies wieder korrigieren können", dachte ich auch lange. Aber wenn selbst, wie in meinem ersten Beitrag beschrieben, preisgekrönte Geigenbauer den anfangs schönen Klang nicht wiederherstellen können, kann ich die Geige wohl einsalzen lassen. Ich hatte den Geigenbauern natürlich gesagt, dass der Geigenkasten zwei Stunden in der Sonne stand. Keiner der guten Geigenbauer, bei denen ich nach Herrn Berndt war, konnte sich erklären, wie es durch zwei Stunden Sonne zu so einer Klangverschlechterung kommen kann. Deswegen hat einer der guten Geigenbauer ja auch vermutet, dass die Sonneneinstrahlung nicht ursächlich war, sondern lediglich einen Prozess angestoßen hat. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hätte sich der Klang also auch ohne Sonneneinstrahlung verschlechtern können.

    Deshalb interessiert mich so, ob es auch andere von Sebastian Berndt als Meisterinstrument beschriebene Instrumente gibt, die vielleicht ebenfalls an Klang eingebüßt haben?


    Und was die zwei Stunden Sonneneinstrahlung angeht, so bin ich sicherlich nicht die einzige, deren Instrument (im Kasten wohlgemerkt) ein paar Stunden Sonne abbekommen hat. Da muss nur mal die Nachmittagssonne ins Wohnzimmer scheinen und keiner stellt den Kasten in den Schatten und schwupps wurde das Instrument erhitzt - allerdings ist normalerweise das Instrument nicht klanglich tot hinterher.

  • Jede neue Geige macht einen "Reifeprozess" durch. Dabei kann sich der Klang verändern. Zum Guten, wie auch zum Schlechten. Ob nun zwei Stunden Sonne diesen Prozess im Zeitraffer ablaufen lässt, kann ich nicht beurteilen. Aber diese Klangveränderungen sind bei einer gut klingenden Geige eigentlich nicht so groß, dass sie dadurch gleich zu "Schrott" wird.

    Da muss noch was anderes geschehen sein. Sind die Leimungen von Decke und Boden fest? Vielleicht mal vorsichtig rundum durch Ziehen testen.

  • Also ich bin ein wenig irretiert. Bei richtiger Hitze sollte auch der Lack gelitten haben. Hat er aber anscheinend nicht.

    Es könnte aber sein wie es Norbert beschrieben hat, das irgendwon ein Harrriss in der der verleimung ist.

    Den zu finden ist nicht leicht, im schlimmsten Fall hat es den Bassbalken getroffen da er unter Spannung steht

    und sich lösen könnte bei Wärme. In dem Fall hätte der Klang extrem gelitten. Vielleicht ist das ja der richtige hinweis.

  • was soll denn da technisch abgelaufen sein? Soll sich die Holz Struktur geändert haben, wie eine Gefügeveränderung bei Stahl bei entsprechender Temperatureinwirkung? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Temperatur im Koffer geherrscht haben kann. Der Koffer selbst ist ja irgendwo gedämmt. Billige Koffer sind sogar mit Styropor ausgestattet, die Temperatur bei Sonneneinstrahlung im Koffer könnte meiner Meinung nach maximal 50-80° betragen. Wenn eine Verleimung dadurch aufgehen sollte dann müssen da schon andere Temperaturen her. Ich musste meine Instrumente auch schon bei starker Sonne draußen bei Auftritten stehen lassen. im Koffer selbst haben sich die Instrumente immer noch am wohlsten gefühlt. Leider geht Oft aus den Beiträgen nicht hervor, ob es sich bei den Threaderstellern um Profis, Anfänger oder erfahrene Geigenbauer etc. handelt. Um den Problemen tatsächlich auf den Grund zu kommen. Muss man eigentlich Glaskugel lesen können.

    Ganz nebenbei wundere ich mich immer wieder in diesem Forum, dass es hier so anonym zugeht und sich noch nicht mal beim Vornamen angeredet wird. das kenne ich von anderen Foren nicht so und ausgerechnet hier unter Musikern .....erinnert mich das eher an eIn Mofa Fahrer FORUM.