Überteuerte Geige mit Klangproblem von Sebastian Berndt

  • Ganz nebenbei wundere ich mich immer wieder in diesem Forum, dass es hier so anonym zugeht und sich noch nicht mal beim Vornamen angeredet wird. das kenne ich von anderen Foren nicht so und ausgerechnet hier unter Musikern .....erinnert mich das eher an eIn Mofa Fahrer FORUM.

    Da hast du dir jetzt den falschen Threas rausgesucht, hier spricht man sich mit „Astrid“, „Tjorven“ und „Norbert“ an :D


    Nur wir beide sind hier anonym :/ Wer öfter mitliest, kennt mich als Andreas
    Übrigens willkommen im Forum!!

  • Es ist ganz schwer einzuschätzen, was mit „2h Septembersonne“ gemeint ist und was da passiert ist. Ich habe es bei Instrumenten -allerdings Blockflöten, da war der Schaden nicht so gross!- gehabt, da hat sich der Lack zerstört. Also, das kann schon richtig heiss werden! Nun ist natürlich die tatsächliche Sonneneinstrahlung, die Umgebungstemperatur und die Kastenbeschaffenheit relevant.


    Auf jeden Fall reichen „schon“ 50 Grad aus, um Knochenleim zu lösen. Das sind ja auch nur schmale Verleimungen und dünnes Holz.


    An eine sonnebedingte Stimmstockwanderung glaube ich allerdings nicht. Am wahrscheinlichsten ist für mich die Holzaustrocknung oder irgendwelche durch die Erhitzung veränderten Spannungsverhältnisse. Aber das ist -wie gesagt- schwer aus der Ferne zu sagen.


    Welcher „Prozess“ da angestossen worden sein soll, würde mich interessieren- normalerweise „gewinnt“ ein Instrument ja eher an Klang.


    Aber zurück zur Frage: Nein, bei meinem Bertoni-Cello damals konnte ich keine negative Klangentwicklung bemerken. Ich sehe aus der Beschreibung des Vorgangs bis auf die Inkompetenz/den Unwillen, den Stimmstock aufzustellen, auch erstmal kein Fehlverhalten des Geigenbauers.

  • Ach ja, und je nach Beschaffenheit hält Geigenlack Einiges aus. Während 50 Grad für Leimverbindunhen schon problematisch sein können, und auch das Holz auf relativ wenig Hitze schon reagiert (die Zargen biegt man ja mit Hitze), werden Ölbilder auch mal gezielt im Backofen getrocknet ohne dass sie gleich verbrennen.

  • Dass die pötzlich aufgetretenen Klangprobleme nicht alleine auf eine kurzfristige Sonneneinstrahlung zurückzufüheren sein können, hat Astrid ja selbst schon konstatiert. Ich habe die Frage so verstanden, ob das Instrument selbst nicht der Qualitätsstufe entspricht, welche bei diesem Preis zu erwarten wäre.

    Es war ja schon auf handwerkliche Mängel hingeweisen worden. Um das zu beurteilen, wäre es vielleicht sinnvoll, detaiierte Bilder einzustellen.

  • Danke für Eure Erfahrungsberichte und dass Ihr Euch so viele Gedanken um mögliche Ursachen macht.


    Die Verleimungen scheinen intakt zu sein. Wir haben mit einem Blatt Papier gekuckt, ob die Geige irgendwo aufgeht, aber sie war rundum zu. Den guten Geigenbauern wäre es wahrscheinlich auch aufgefallen, ob die Geige irgendwo aufgeht oder ob sich der Bassbalken abgelöst hat.


    Ich komme an dieser Stelle auch der Bitte um Fotos nach. Die Bilder sind nicht der Hammer geworden, ich hoffe, man kann erkennen, was gemeint ist. Das eine Bild zeigt die übermalte Einlage und das andere die ausgerissene Rille der Einlage.

    Wenn man ein Instrument "Meistergeige" nennt, wie die Berndt & Marx OHG es tut, sollten solche handwerklichen Ungenauigkeiten eigentlich nicht zu finden sein. Ich zitiere auch nochmals aus dem Prospekt: "Meistergeigen für Profis: Erlesene Meisterarbeiten für den professionellen Anspruch, tonlich und optisch hervor-/herausragende Instrumente nach italienischem Vorbild."

    Ich sehe da einen gewissen Kontrast zwischen Beschreibung und Wirklichkeit.


    Laut Website bekommt man dort Meistergeigen ab 4.500 €. Kann ja eigentlich nicht sein.

  • Naja, ich möchte es mal vorsichtig ausdrücken. Er sagt ja nicht das es von Ihm gebaute Meistergeigen sind. Oder doch? In Rumänien gibt es Meister Werkstätten die auch Deutsche Geigenbauer beliefern. Und je nachdem wieviel Handarbeit eine Meisterwerkstatt am Instrument arbeitet desto teurer ist es und meist auch besser. Es gibt aber auch vieles was Fertig gekauft werden kann und dann nur Überarbeitet wird. Hier braucht der Geigenbauer weniger Zeit und die ist Preiswerter.

  • Das ist handwerklich sicherlich nicht meisterlich ausgeführt. Allerdings sind das jetzt nur optische Mängel, die den Klang nicht beeinflussen.

    Es bleibt schon rätselhaft, welche Veränderung die plötzliche Klangverschlechterung hervorruft. Früher hatten die Geigenbauer ihre Geigen nach dem Lackieren in die Sonne gehangen.

  • Das machen viele Geigenbauer bis heute.

    Die Instrumente werden oft vor der Lackierung, zur Trocknung der Lackierung und nach der Lackierung in die Sonne gehangen.

    Da gibt keinen Schutz durch einen Koffer oder Ähnliches und die Geigen hängen dort oft viel länger und bei viel stärkerer Sonne als 2 Stunden Semptembersonne.

    Bei solchen zum Beispiel in Rumänien vorproduzierten Instrumenten wird oft ziemlich frisches Holz verwendet. In einigen Fällen sogar fast ohne Trockenzeit. Vielleicht lässt sich daher etwas herleiten.

    Bilder der Geige (auch komplett etc.) wären interessant. Mich persönlich interessiert es doch sehr was von deutschen Geigenbauern als Meistergeige für Profis für über 6000€ verkauft wird...

  • Ich glaube schon, dass eine Geige, die in der Sonne gebraten wurde, einen Klangschaden bekommen kann. Zwischen „im Koffer“ und „an der Luft“ besteht ein himmelweiter Unterschied. Ich lasse meine Kinder im Sommer durchaus stundenlang draussen spielen, würde sie aber nicht stundenlang im Auto einsperren.


    Wie gesagt, ich kenne die genauen Umstände nicht.


    Was die Arbeiten angeht: Da verstehe ich die Frage nicht. Ihr hattet die Geige als Leihgeige, habt sie freiwillig zu diesem Preis gekauft, und jetzt plötzlich ist der Geigenbauer schuld...? ;)


    Die „überlackierte“ Ecke: Da ist eben etwas Lack reingelaufen, sollte natürlich nicht passieren, passiert aber. Einlage: Das ist etwas unsauber, aber auch kein Drama. Es sind optische Probleme- und nicht zwangsläufig ein Zeichen mangelnden Könnens. Sondern oft eine Frage des Zeitdrucks.


    Der Begriff „Meistergeige“ ist auch nicht geschützt.


    Also, was genau ist Deine Frage?


    Qualität: Ihr habt die Geige so wie sie ist freiwillig nach langer Testzeit (Miete...) gekauft. Das war nicht die Entscheidung des Geigenbauers.


    Klangproblem: Was auch immer da passiert ist- wann das plötzlich auftrat, muss es eine Ursache gegeben haben. Das ist nicht die Schuld des Geigenbauers.


    Serviceproblem: Das ist der einzige Punkt, wo ich eine gewisse Beschwerde nachvollziehen kann.