Cremoneser Geigenbauer

  • ich schaue mir gerade auf YT die Videos von Edgar Russ an, wie er einige andere Werkstätten vorstellt. Mir erschliesst sich nicht, wie sich über 160 Geigenbauer dort ernähren. Nicht jeder Berufsmusiker, spielt einen Neubau aus Cremona und irgendwo ist der Markt doch überschwemmt. Oder bekommt da jeder eine Förderung, da sie ja zum Weltkulturerbe gehören? Wäre mal interessant, wie das rein statistisch dahintersteckt.

  • Hmmm. Gute Frage.
    Ich denke (oder bin mir sicher), dass jeder dieser Geigenbauer Geigen nach seiner Art baut. (160 versch. Geigen-Arten). Und es gäbe dann noch die Musiker. Jeder von Ihnen (bzw. uns) ist anders; spielt einen anderen Stil; die Instrumente müssen somit auch unterschiedlich sein. Dabei gilt: Je mehr unterschiedliche Arten an Geigen gebaut werden, desto mehr Geigenspieler können diese kaufen.

  • Hmmm ... natürlich hat jeder seine kleine Eigenheiten, aber wenn ich mich nicht täusche, bauen fast alle
    von denen Konzertgeigen nach dem Klangideal und der Bauform der Stradivaris oder Guarneris o.ä. ...
    egal, in welchem Stil dann drauf gespielt wird. :)

  • Horschd, nein, Geigenbau ist keine Hundezucht. ;) Und kein Automobilbau.


    Geigen haben Standardabmessungen, das sind heutzutage nahezu „durchnormierte“ Instrumente. Es gibt leicht unterschiedliche Modelle, aber die unterscheiden sich spieltechnisch nur wenig, das ist eher eine Geschmackfrage. Der Einfluss der Saitenauswahl dürfte da klanglich eine grössere Rolle spielen.


    Man kann auf jeder (modernen) Geige alle Musikrichtungen spielen. Klar, fürs Rockkonzert braucht man eine E-Geige, aber ob nun Bach, Brahms oder Rosamunde Pilchers Filmmusik: Das geht prinzipiell auf jeder Geige.

  • Nein, aber was von 160 Geigen-Arten erzählt.


    Und das ist Quatsch.


    Jede Geige ist individuell. Viele Meister orientieren sich beim Bau an den Wünschen der individuellen Kunden, und arbeiten eng mit denen zusammen, wenn es sich um Auftragsarbeiten handelt. Die einzelnen Instrumente eines Meisters unterscheiden sich untereinander manchmal sogar mehr als von denen der Nachbarwerkstatt.


    Mit dem Bau einer Geige ist deren „Leben“ ja noch nicht abgeschlossen. Klang und Spielbarkeit werden später beim Geigenbauer des Besitzers und dessen Nachfolgern immer wieder optimiert, das Instrument entwickelt sich.

  • mit meiner Fragestellung, haben die Beiträge leider nichts zu. Ich hätte mir vorgestellt, dass unter uns Hobbygeigenbauern sichmal jemand aus Interesse mit den Marktkennzahlen vertraut gemacht hat.

    Auf Messen etc. erfährt man ja auch einiges. Wenn ich mir überlege, jeder der 160 baut 10 Geigen im Jahr, müssen 1600 Meistergeigen für rund 25.ooo Euro verkauft werden. Allein der Violin Shop in Cremona verkauft ca. 150 antike Geigen im Jahr. Ich frage mich nur, an wen. Evtl. geht da einiges nach Asien, denke ich mir.

  • Hmm. 10 Meistergeigen a 25.000 Euro, Jahresbrutto = 250.000? Das wird sicher nicht auf alle zutreffen... Es werden sicher weniger als 10 komplett eigene (aber vielleicht zusätzlich mehrere preiswertere aus Rohware) sein. Rechne mal mind. 200h pro Geige, eher mehr. Abzüglich Urlaub etc. sind das wahrscheinlich eher 5 Instrumente pro Geigenbauer (+ wieviele auch immer je nach Angesrelltenanzahl), wenn überhaupt (es ist ja noch Werkstattpflege, Materialbeschaffung, Logistik etc. zu stemmen). Und ob da jeder solche Preise verlangen kann...


    Also, mal sehr konservativ gerechnet: 4 Geigen a 15.000 erscheint mir realistischer.