Füssen oder Sachsen

  • Ich behaupte, die Schnecke sieht völlug anders aus, der Lack auch, die Verarbeitung auch, und Zettel sind Schall und Rauch.


    Das 2. Instrument wirkt wesentlich jünger, eher 1900 +|-, und wenn ich mir das Innere anschaue, das Siegel etc sehe ich 2 Möglichkeiten: Entweder totalrestauriert, oder „auf alt gemacht“. Ich tendiere zu letzterem, mein Bauchgefühl -und das kann allerdings täuschen!- tippt auf Südosteuropa, 60ger Jahre oder später.

    :) Interessantes Bauchgefühl...


    Den Besitz, denke ich, kann ich locker bis in die 60er Jahre zurückverfolgen. Ich werde den inzwischen 90jährigen Vorbesitzer befragen, wie lange er sie hatte und woher er sie bekam.


    Mir fehlt immer ein bisschen die Fantasie bei der Vorstellung, man habe vor der Globalisierung und der Demokratisierung des weltweiten Informationsflusses (quasi völlig) unbekannte Geigenbauer nachgemacht. Aber da werdet ihr wahrscheinlich lange Monologe dazu produzieren können.


    Vielleicht sollte ich doch mal mit ihr zum Köstler gehen, einfach aus Interesse (möchte sie auf keinen Fall verkaufen). Habe aber schon von einigen gehört, dass die mündlichen Aussagen oft sehr lapidar und extrem kurzgefasst sind. Insofern sollte es vielleicht ein schriftliches Gutachten sein.

  • Für mich wirkt dieses (zweite) Instrument wesentlich älter. In allen Details, wie die Ausbesserungen, Halsansatz (mit Decke),

    Lack, Holzwahl, Decke usw. ... das ist m.M.n. ein altes Instrument, das öfter gut restauriert wurde incl. Anschäfter usw.

    Ähnlichkeiten zur ersten Geige sehe ich nicht. :)

  • Na schau mal her. Mit diesen Details würde ich meine Meinung sofort revidieren. ;)


    Das ist eben das Problem, wenn man ein Instrument nicht un den Händen hält.


    Jetzt ist sichtbar, dass sie mal umfassend restauriert wurde (das war ja auch Teil meines „interessanten Bauchgefühls“, über das ich ja bereits Unsicherheit berichtet habe...)


    Zu den Fälschungen:

    Vielleicht glaubst Du es nicht, aber bereits im 19. Jahrhundert wurde im Vogtland alles gefälscht, was nicht bei Drei auf den Bäumen war. Egal ob bekannt oder unbekannt. Das ging so weit, dass sie sogar vogtländische Meister im Vogtland gefälscht haben, und am Ende wurden sich sogar irgendwelche Namen ausgedacht. Und es wurde gerade in Böhmen gerne mal „alte Siegel“ angebracht.


    Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts -meine andere, nicht zutreffende Erstvermutung- wurde in Südosteuropa alles gefälscht, ganz besonders gern auch unbekannte Meister. Mithilfe der Fuchs-Taxe (ich habe selber noch eine Ausgabe von 1929) und dem „Lüttgendorff“ (der ja auch nicht gerade neu ist!) ist das ja auch gar nicht schwer. Damals waren auch unbekannte Meister attraktiv: Durch den nicht existenten (Bilder)Informationsfluss gab es grade bei unbekannten Meistern kaum Möglichkeiten, Vergleichsinstrumente (schnell) zu finden und einen Betrug aufzudecken.


    Die Fälschungen waren oft auch gute Instrumente, ich hatte mal so ein Exemplar, das wurde professionell gespielt und klang prima. „Alter“ Zettel, Unterschrift mit Tinte, ausgeblichen, sogar exakte Brandstempel etc.- das war meilenweit weg von dem, was im 19. Jahrhundert produziert wurde.


    Das nur als Info, warum ich bei „sieht zu gut aus“ erstmal skeptisch bin, vor allem, wenn auch das Wertgutachten (8000 DM) eher zu so einer -guten!- „Kopie“ mit Deinen Klangangaben passt. Bei einer echten Maldoner hätte ich damals deutlich mehr erwartet, 8000 lag damals ja durchaus im Rahmen für gutklingende namenlose Vogtlandgeigen des 19. Jahrhunderts.


    Aber die jetzt sichtbaren Reparaturen sprechen eher nicht für die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.

  • Das "Wertgutachten" war eher eine mündliche Einschätzung. Der Geigenbauer, der die Einschätzung abgegeben hat, genoss mein Vertrauen und das meiner Eltern, und das meines Lehrers, von dem ich die Geige gekauft habe. Ich war glücklich mit dem Instrument, und so haben meine Eltern sie gekauft. Eine wirkliche Expertise war das nicht. Mit dem Wissen von heute würde ich das zwar nicht mehr machen, aber das waren andere Zeiten.


    Eine echte Maldoner... meint ihr wirklich, die wäre heute noch was wert? Der Geigenbauer schien ja nicht wirklich eine große Leuchte zu sein.... und jetzt besonders schön oder von besonderer handwerklicher Qualität finde ich sie auch nicht.

  • Wert...da spielen viele Faktoren mit rein. Wenn die Geige wirklich eine echte Maldoner ist, ist sie schon noch was wert, natürlich nicht unendlich viel- aber es wäre dann ja eine authentische alpenländische Geige des 18. Jahrhunderts. Klar gibts Abzüge für die handwerklichen Schwächen, aber die Originalität wird schon noch ein bisschen bezahlt, und klanglich ist sie ja auch nicht schlecht. Punktabzüge gibts auch wegen des evtl. erneuerten Lacks, der sieht mir jünger aus, aber auch das kann auf Fotos je nach Bildschirm und Farbdarstellung täuschen. Dazu lässt sich einfach ganz schwer was sagen.


    Ob das allerdings eine echte Maldoner ist, oder ob sie doch eher aus dem 19. Jahrhundert stammt, muss jemand einschätzen, der sich mit den alpenländischen Geigenbauern auskennt. Mich irritieren die unterschiedlichen Abnutzungen der Schnecke und des Korpus ein bisschen. Die finde ich ungewöhnlich, aber sie sind natürlich nicht unmöglich.