Conservatory Violin - Wie aufbessern?

  • Hallo zusammen


    Dies ist mein erster richtiger Beitrag, deshalb erstmal ein "Hallo" in die Runde. Ich bin 33 und spiele seit Kurzem Geige. Da ich gerne bastle (Surfbretter, Modellbau), wollte ich mir einen Spass erlauben und mir eine Geige zum Rumwerkeln gönnen.


    Ich habe heute aus einer Wohnungsräumung eine alte Geige abgestaubt. Nun hätte ich ein paar Fragen an euch:


    1) Wie unschwer zu erkennen ist, hat jemand ohne Kinnhalter gespielt. Wie kann ich das am besten ausbessern? Selbiges gilt für die Stelle der Brücke.


    2) Im Innern sehe ich ein paar Staubknäuel. Ist die Methode mit Reis wirklich die beste? Ich habe Bedenken, dass der Stimmstock umfällt.


    3) Am Ende des Griffbretts ist ebenfalls Schmutz. Kann ich das mit einem Borstenpinsel (ohne Farbe oder sonstiges) reinigen?


    4) An den Kanten sieht man den ausgetrockneten Leim. Darf ich den überschüssigen Leim wegkratzen/bürsten oder muss ich angst haben, dass sich die Decke löst?


    5) Neben dem Feinstimmer am Ende der Geige ist ein kleines Stück weggebrochen. Kann ich das mit Holzspachtelmasse auffüllen und drüber lackieren?



    Vielen Dank im Voraus!
    Grüsse aus der Schweiz


  • Servus!


    Da hast du dir aber eine schöne Geige rausgesucht. Klingen oft sehr gut. Und zum „Rumwerkeln“ gibt es nicht viel.
    Den fehlenden Rand: Da suchst du einen Fichtenspan, der die gleiche Maserung hat und leimst ihn auf, danach
    mit einem Messerchen oder Cutter auf die gleiche Höhe bringen.


    Für einfache Lackarbeiten gibt es so Geigenöl.
    Die Staubfussel kannst du lassen oder mit Reis ausschüttlen, richtig, die Stimme betrifft das nicht, wenn
    Saiten aufgezogen sind. Also mach es erst dann, wenn die Geige fertig ist.


    Baust du Windsurfbretter? Ich surfe auch :)

  • Vielen Dank für die rasche Antwort. Weiss gerade nicht, woher ich so einen kleinen Span herbekomme, aber ich schau mich mal um. Von Geigenöl habe ich bisher auch nicht gehört. Wird sich aber bestimmt auftreiben lassen. Was würdest du mir für Saiten empfehlen? Eher helle oder tiefe? Anscheinend soll die Geige von der Bauform her, eher hell/krächzend sein.. aber da weiss ich echt zuwenig Bescheid. Und nein, ich baue Bretter zum Wellenreiten. :)

  • Für die kleine Stelle kannst du auch Holzleim oder Uhu nehmen. Ansonsten nimmt man
    beim Geigenbau Knochenleim.


    Ich finde die Tonica Saiten ziemlich gut. Auch wenn sie „nur“ 30 EUR pro Satz kosten.
    Nein, die Bauform ist nicht hell/krächzend, keine Sorge. :)


    Für den Lack, da schau dich mal im (Online) Fachhandel um. Es gibt auch kleine Reparatursets,
    glaube ich, mit einem Fläschen Reparaturlack.

  • Hast du einen Tipp für einen Lack und/oder Öl von Gewa. Das bekomme ich auch in der Schweiz. Wäre zum Beispiel der Gewa 463.500 das richtige dafür? Am besten wäre etwas, mit dem ich die Kinnpartie und den fehlenden Span versiegeln kann. Obiger Artikel ist transparent.

  • NEIN, bitte bloss keinen Holzleim/Weissleim!!!! Wenn Du dann lackierst und auch nur kleine Flecken hast, gibt es Schwierigkeiten...!


    Besorge Dir (gibt es im guten Künstlerbedarf oder bei Amazon) Knochenleim. Der hält sich ewig, und den brauchst Du immer wieder- wenn Du ernsthaft Deine Geigen selber pflegen und kleine Reparaturen ausführen willst.


    Fichtenspan: Frag einfach mal bei einer örtlichen Tischlerei nach, die geben Dir ganz sicher ein paar Holzreste.


    Reinigen: Ja, erst Saiten drauf und dann Reis rein ;)


    Lack: Da wird Politur/Öl nicht helfen. Im Gegenteil: Das zieht in das unlackierte, offenporige Holz ein und macht eine Nachlackierung hinterher unmöglich. Hier musst Du schon richtig nachlackieren. Da musst Du Geigenlack besorgen, am Besten mal mit einem Geigenbauer sprechen. Der kann Dir da weiterhelfen.


    Saiten: Auch da solltest Du erst mal sehen, wie die Geige klingt. Wenn andere, baugleiche Geugen „oft“ so oder so klingen, heisst das nicht, dass das bei Deiner Geige auch so ist! Klangeinstellung ist recht komplex. Ich würde daher vorschlagen: Mach eins nach dem Anderen.


    Sprich: Erst Holz ersetzen, dann Lack. Und dann tauschen wir uns über die Saiten aus. ;)

  • Man kann mit Modellbau-Kleber fleckenfrei kleben. Die Modellbauer arbeiten teilweise genauer als Geigenbauer.
    Es geht ja nur um eine ganz kleine Stelle. Aber Knochenleim hat den Vorteil, dass man überschüssige Flecken
    mit Wasser wieder wegnehmen kann.


    Und auch da hat Braatsch Recht: Zum richtigen Lackien am besten beim Geigenbauer vorbeischauen.


    Rein zum Spielen müsste es nicht lackiert sein, da kommt ja eh dein Kinnhalter drüber.

  • Also ich würde das Retuoschieren dem Geigenbauer überlassen. Der Lack kostet einiges und es ist üben an einem Übungsholz angesagt. Ich stehe mit Lackarbeiten auf Kriegsfuss, wobei ich noch kein Öllack ausprobiert habe. Ich persönlich finde es bei der Geige schade wenn es hinterher nicht gut aussieht.
    Für das reinschnuppern in das Abenteuer Geigenhobby gibt es genug alte und wertlose Geige für kleines Geld.