Geigenbau Lehrling gesucht

  • Liebes Forum,
    nachdem mir neulich schon so nett Auskunft gegeben wurde, trag ich hier etwas anderes an euch heran- mir wurde vor einiger Zeit eine Geige (oder, das, was davon übrig ist) geschenkt.
    Damit war ich bei einem (renommierten Berliner) Geigenbaumeister, der meinte, dass Reparatur und Spielbarmachen bei ihm soviel kosten würde wie sie etwa wert sei. Er riet mir, mir einen Geigenbaulehrling zu suchen und sie von ihm als Übungsobjekt für kleines Geld reparieren zu lassen. Oder sie als Deko an die Wand zu hängen. Aufgrund eines eklatanten Mangels an erreichbaren Geigenbaulehrlingen in Berlin (und auch in Zürich) habe ich letzteres versucht, aber sie schaut mich so sehr böse von der Wand an, dass ich ihr versprochen habe, es weiter zu versuchen.
    Deshalb meine Frage an euch - habt ihr eine Idee?
    Sie ist zwar nix Besonderes, aber die ursprüngliche (gute) Spielerin hatte sie laaange Jahre, bevor sie zum Deko- und Kinderversuchsobjekt wurde.. 8|
    Sie stammt laut Geigenbaumeister aus der Werkstatt von Vidoudez, wurde aber natürlich nicht von den Großmeistern gebaut, sondern ist nur 'repassé par', was scheinbar so viel heißt wie von einem Lehrling oder sonstigen Menschen gebaut und von der Werkstatt für würdig befunden.
    Also - falls jemand einen Tipp hat, wäre ich so sehr dankbar, diesen vorwurfsvollen Blick hält keiner lange aus, oder? (Ich glaube, sie knurrt auch..)

  • Ganz ehrlich, jetzt mal ohne das emotionale Gedöns von knurrenden Geigen: Geigenbaulehrlinge haben meist etwas Besseres zutun als ihre Arbeitskraft billig Leuten zur Verfügung zu stellen, die Geld sparen wollen bzw. es nicht einsehen, mehr für eine Reparatur zu bezahlen als die Geige hernach wert ist.


    Sorry für die klare Meinung.


    Aber vielleicht hilft es Dir, Dich mal kurz in die Situation eines Geigenbaulehrlings hineinzuversetzen. Er ist in Ausbildung, und arbeitet entweder an einer Geigenbauschule oder bei einem Geigenbaumeister in der Werkstatt. Dort muss er -unter Anleitung- die Geigen reparieren, die ihm vorgelegt werden (= seinen Meister unterstützen) bzw. Belegstücke/Holzarbeiten anfertigen. Nebenbei hat er noch Berufsschule. Während seiner Werkstattzeit hat er nicht die Zeit (und meist auch nicht die Freiheit!) „auf eigene Rechnung“ schwarz nebenher zu arbeiten. Er führt nämlich die Arbeiten aus, die der Meister ihm vorgibt, oder baut unter Anleitung. Da er noch lernt, gehen ihm die Arbeiten nicht so einfach von der Hand, und viele Lehrlinge sitzen bis spät abends um alles das überhaupt zu schaffen, was man ihnen vorlegt.


    Und das für ein sehr geringes Gehalt.


    Es ist schlichtweg unfair, jemandem, der eh finanziell nicht auf Rosen gebettet ist (und sich in vielen Fällen die Finger wundarbeitet!) mit „ach der ist ja Lehrling, der macht das billiger“ zu kommen.


    Die Arbeiten, die dort zu machen sind, sind auch nicht einfach mal von jemandem „im ersten Lehrjahr“ ordentlich auszuführen. Du willst die Geige ja auch nicht verhunzt haben...


    Du hast die Geige GESCHENKT bekommen, und die Reparatur käme etwa so teuer wie ihr Wert- warum möchtest Du das Geld nicht ausgeben? Du hast ja für das Instrument nix bezahlt.


    Was ich Dir raten würde: Geigenbauer in Deutschland oder der Schweiz sind teuer, in Österreich sieht es nicht anders aus. Aber in Tschechien und Polen sind die Preise günstiger, weil dort die Lebenserhaltungskosten und Steuern deutlich geringer sind.


    Im Übrigen hat eine Geige auch einen emotionalen Wert. Da braucht man auch über eine Reparatur, deren Kosten nahe am Marktwert liegen, nicht immer zweifelnd nachzudenken. Sondern da ist auch ein höherer Preis -vor sich selber- zu rechtfertigen.

  • Hallo Braaatsch! (Und alle anderen, die hier lesen)
    Danke für deine ehrliche Meinung!
    Hm, es war nicht meine Idee ;) sie kam wie geschrieben vom Geigenbauer selber. Der mir eben davon abriet, es von einem Meister machen zu lassen und als Ar*** schätze ich ihn ehrlich gesagt überhaupt nicht ein. Aus seinem Munde klang es wie 'eine gute Gelegenheit für Anfänger, sich auszuprobieren'. Aber vermutlich hast du recht, was die Geschäftigkeit eines Lehrlings angeht, eventuell ist seine Ausbildungszeit schon so lange her, dass er sie rückblickend etwas schönzeichnet.
    Und ehrlich gesagt -hätte er gesagt, lassen Sie sie hier, ich mach das, hätte ich es bei ihm machen lassen.
    Aber so..?
    Vielleicht hat auch alternativ jemand einen Kontakt eines netten Geigenbauers, der nicht in einer Großstadt ansäßig ist?


    Hihi, und danke für den letzten Satz, Braaatsch - emotional bin ich schon viel zu sehr, was alte Dinge und eben vor allem Geigen angeht. Sonst hätte ich sie sicher schon als 'Wanddeko, umsonst zum Abholen' weggegeben.. ;)

  • ..Als kleine Ergänzung noch.. Damit will ich nichts schönreden, aber ich möchte hier auch nicht als arrogante, geizige, unemotionale (oder doch eher zu emotionale dem ersten Satz nach zu urteilen?) Pute dargestellt werden :)
    Das mit dem Arbeiten für ohne Geld kenn ich recht gut ^^ als ich beschloss Tontante zu werden, gab es noch keine Ausbildung oder ähnliches oder wenn, dann nur für sehr teuer Geld. Und was macht man da - man arbeitet 2, 3 Jahre Vollzeit für original 0€. (Deshalb ging man nebenher noch Jobben) Das nannte sich damals Praktikum ;) Deal - Arbeitskraft gegen Lernen und etwas Studiozeit. Um eigene Erfahrung sammeln zu können, nahm man dann am Wochenende unentgeltlich Bands und Projekte auf. Ich hätte mich wahrscheinlich über den einen oder anderen Taler gefreut.
    Aber ja, das war nicht schön und deshalb sollte es auch niemand anderes tun müssen!

  • Na, dann kennst Du ja ein bisschen die Situation. Ich kenne auch die „Geigenbauerlehrling“-Tips. Ich hatte auch mal einen ähnlichen Fall (allerdings mit einem Saxophon). Aber da hat der Meister selber ausgebildet, und da es sich nicht um schwierige Arbeiten handelte sondern um eine Routinereparatur, fragte er mich, ob er es an seinen Lehrling geben dürfte, er würde für die Qualität der Arbeit bürgen und den Preis reduzieren.

  • Hallo Grete,


    Falls Dein Angebot noch gilt repariere ich Deine Violine. Bin „Späteinsteiger“ in die Geigenwelt. Einige Reparaturen von mir im Forum.

    Habe meine „Geigenbauerlehre“in Italien vorübergehend abgebrochen und sitze Corona-bedingt daheim, jetzt unterbeschäftigt ;). Stelle die Reparatur ins Forum und schicke Dir die Violine danach zurück. Den von Dir gefühlten und akzeptablen Reparaturwert ( wird bei 100.-€ liegen ) spenden wir dann einem Flüchtlingsheim in Sizilien/Italien. Materialkosten Saiten etc. gingen nach Rücksprache/Anfrage auf Dich.


    PS: so könnte eine Reparierte Geigendecke aussehen.... ( bei Dir natürlich ein anderer Braunton).