Eine neue Patientin - wirklich alt?

  • Vielen Dank für Eure Tipps! Ich finde ja, es sieht schöner aus, wenn Griffbrett und Saitenhalter dieselbe Farbe haben. Und dann passenderweise die Wirbel auch. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass man das so gewöhnt ist.


    Die Geige hat ja ein ziemlich helles Lehmbraun, das ins Orange geht. Bin mir nicht sicher, ob gefärbter Buchs dazu passen würde.


    Ich hab hier noch einen alten Saitenhalter aus Ebenholz. Das Griffbrett ist ja schwarzbraun ( Das Holz nimmt stellenweise die Beize nicht an.), und deshalb werde ich wohl die Feinstimmwirbel mit Ebenholzkopf einbauen lassen. Dann ist das Setup eben in Schwarz.


    Der Geigenbauer hat aber keine Hängesaite aus Darm und würde eine aus Kevlar einbauen. Damit wäre ich nicht so glücklich. Meint Ihr, man kann auch eine alte Darm-Hängesaite wiederverwenden? Sie ist rot beschichtet und kaum aufgefasert.

  • In meinem Link sind eine ganze Menge Saitenhalter dabei, in allen Variationen.


    Du kannst dich ja hier mal inspirieren lassen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Barockvioline


    oder https://www.pinterest.de/pin/796644621562794977/


    Es wird ja super schönes barockes Setup angeboten.


    Aber ich glaube, so ein schickes Griffbrett und vielleicht auch der Saitenhalter mit Intarsien und allem Drum und Dran wäre ein bißchen too much für diese einfache Geige. Vielleicht schnitze ich noch was in den Saitenhalter, wenn mir langweilig ist, aber mehr nicht...


    Außerdem würde ich momentan eh nichts aus China bestellen...

  • Warum aus Darm, man sieht doch eh kaum was davon. Ob der alte Darm nicht spröde ist, könntest
    du evtl. an einem Ende testen, biegen usw. aber sicherer ist eine neue.


    Lässt du die Geige jetzt doch vom Geigenbauer einrichten?

  • Die Geige ist zurück vom Geigenbauer. Leider konnten die Wirbelkastenrisse nicht so unsichtbar repariert werden, wie ich gehofft hatte. Das Holz hatte sich schon zu stark verzogen und musste z.T. abgeschliffen werden. Aber hey, immerhin ist der Wirbelkasten jetzt schön geputzt, und die Geige ist nun unverwechselbar!


    Am Wochenende hab ich mich damit geplagt, die Stimme an die richtige Stelle im Korpus zu bringen. Meistens stand sie zuerst schräg und ist dann beim In-die-richtige-Position-Klopfen wieder umgefallen. Ich hab die Versuche nicht gezählt, aber nach ca. einer Stunde hatte ich sie dann ordentlich aufgestellt. Auf den Rat von @Braaatsch hin hab ich mir eine Hängesaite aus Darm besorgt und das widerspenstige Ding irgendwie am Saitenhalter verknotet, nachdem ich die Enden dicker geschmolzen hatte. Weil er noch brauchbar aussah, hab ich erst mal den alten Obersattel angeleimt und testweise die Saiten (Eudoxa mit E-Saite aluminiumumsponnen) aufgezogen. Der Klang war ganz gut, E und A klar und resonant, G dunkel und samtig. Nur D klang dumpf. Und die G-Saite schnarrte, weil sie beim Zupfen aufs Griffbrett schlug (beim Streichen nicht). Deshalb hab ich doch einen neuen Obersattel gefeilt und den Steg bei der D-Saite dünner gemacht. Dann die Saiten wieder draufgezogen.


    Leider hab ich scheinbar das Griffbrett ein kleines bißchen schief aufgeleimt, was ich beim Steg wieder ausgleichen musste. Er ist jetzt minimal nach rechts verrückt, und die G-Saite hat zum linken Stegrand einen größeren Abstand als die E-Saite zum rechten. Wenn mich das irgendwann mal stören sollte, korrigiere ich das noch. Dann wäre aber wohl ein neues Griffbrett samt Keil fällig. Das alte, abgeschliffene Griffbrett funktioniert auch mit dem Riss noch einwandfrei.


    Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Die D-Saite hat jetzt genug Klarheit, um zu den restlichen Saiten zu passen. Gestimmt ist die Geige mit einem A von 415 Hz. Der Klang ist schön nachhallend, aber merklich sanfter als der meiner Übungsgeige (die selbst schon eher samtig klingt), und sie lässt sich - auch ohne Schulterstütze und Kinnhalter - erstaunlich gut spielen, obwohl sie mit 414 g nicht besonders leicht ist. Vor allem meine FIngerkuppen mögen den geringen Saitendruck. Allerdings muss ich ab und zu die Schulterpartie lockern, um nicht zu verkrampfen. Die normale Geige spielt sich nachher für Schulter und Nacken jedenfalls sehr bequem ;)


    Und die Feinstimmwirbel sind ein wahrer Segen. Gefühlt sind die Saiten zur Zeit nach 5 min - 1 h schon wieder verstimmt... Ich hoffe, das bessert sich noch, wenn sie erst mal eingespielt sind.


    Auch wenn es eine einfache Geige ist, bin ich mit ihr rundum glücklich. Vor allem der verwendete Ahorn gefällt mir immer noch richtig gut. Vielleicht lege ich mir noch einen Barockbogen zu für den richtig originalen Klang. Aber wer weiß schon, wie die alten Geigen wirklich klangen? Momentan spiele ich sie mit dem alten Bogen nach Tourte-Bauart, der dabei war, und das klappt gut.

  • Schöner Bericht.


    Ja, Stimme aufstellen ... manchmal klappt es beim ersten mal, manchmal nicht. Eine Stunde ist natürlich
    happig ... stimmt vielleicht der Winkel der Enden nicht?


    Das Griffbrett würde ich mal so lassen, dürfte beim Spielen nicht stören. Die Saiten sollen auf jeden Fall gerade
    über den Steg laufen und nicht seitlich abgelenkt sein. Oder nur minimal. Aber sieht gut aus auf dem Foto.


    Die Saiten brauchen ein paar Tage, bis sie ganz gedehnt sind und nicht mehr nachgeben. Ganz normal.


    Viel Spaß damit!!