der Super-GAU

  • Heute hat mir ein Ereignis nachhaltig den Tag versaut, welches ich nicht so schnell vergessen werde und mir in Zukunft eine saftige Lehre sein sollte.


    Gestern fand ich bei den Kleinanzeigen das Angebot einer Geige, bei dem ich meinen Augen nicht traute und ich den Verkäufer unverzüglich anrief um mein Kaufinteresse zu bekunden.


    Dumm wie ich bin, war mir das Angebot dann doch nicht ganz geheuer und die Bilder nicht ganz so scharf, um das Instrument zweifelsohne als authentisch zu identifizieren und bat den Verkäufer um weitere Fotos.



    Die Art, wie ich wohl gefragt hatte, machte den Verkäufer stutzig und anstatt mir Fotos zu schicken, ist er mit der Geige zum Geigenbauer und hat sie schätzen lassen ;(;( . Der Rest ist Geschichte und es war um mein Glück geschehen. Jetzt plagen mich schon fast körperliche Schmerzen wegen dieser Sache <X . Das Einzige, was mich tröstet ist, dass auch andere Interessenten zu viele Fragen gestellt haben sollen....

  • Die Geige war also wirklich wesentlich mehr wert und der Verkäufer wurde von einem Fehler bewahrt?


    Dann würde ich sagen. Alles richtig gemacht, nochmal gut ausgegangen. Du hättest ihn ja nicht
    wirklich über den Tisch ziehen wollen oder? Da hätte ich eher Bauchweh.

  • Also, das ist nun wirklich KEIN Super-Gau. Nur weil der Verkäufer am Ende doch nicht blöd genug war, sich von Dir 'übern Tisch ziehen" zu lassen... --mal böse ausgedrückt. Klar, er hatte den Preis ja selber vorgeschlagen, so dass man das auch nicht wirklich als "über den Tisch ziehen" bezeichnen kann. Aber trotzdem: Dir ist ein Schnäppchen entgangen, mehr nicht.


    Bei Super-Gau denke ich an einen Stimmriss in der besten Geige, Hausbrand oder Einbruch mit Totalverlust aller Instrumente... aber doch nicht sowas...! :)

  • hehe...ja, ich habe den Preis nichtmal verhandelt, weswegen von "über den Tisch ziehen" ja wohl nicht die Rede sein kann ;)


    Es tut mir leid, dass ich so übertreibe, aber mir kam das heute schon als ein großes Unglück vor und ich musste es mir von der Seele schreiben.

  • vielleicht sollte ich noch erwähnen um welche Größenordnung es geht.


    Es wurde eine feine Theodor Berger-Violine (feinstjährige Decke mit gekehlten F-Löchern) samt Dörfler-Silberbogen für 600 Euro angeboten. Tja....

  • Ja und...? Vor einer Woche hattest Du das auch nicht, und auch nicht vermisst, oder? ;)


    Ich sag ja, so richtig ist das mit dem "über den Tisch ziehen" nicht getroffen, aber ein fairer Preis war es eben auch nicht. Klar, wegen Unwissenheit des Verkäufers- und er hat seinen Fehler korrigiert.


    Natürlich kann ich Dich da auch verstehen. Da war ein Schnäppchen zum Greifen nah, und hast das Gefühl, dass Du es Dir selber verdorben hast. Aber sieh es doch mal so: Vielleicht warst nicht Du, sondern die vielen anderen Anrufe der Auslöser. Und stell Dir einfach vor, der Verkäufer wäre eine alleinerziehende vierfache junge Mutter, deren Mann gerade bei einem Autounfall ums Leben kam und die die Geige, ein geliebtes Andenken an ihren Mann, verkauft, um seine Beerdigung zu finanzieren. Tut es immer noch weh?


    Klar mag die Geschichte übertrieben klingen, aber solche Schicksale gibt es öfter als man denkt, und nicht jeder verkauft Instrumente freiwillig. Und mancher ist tatsächlich aus solchen unangenehmen Gründen gezwungen, schnell zu verkaufen und kann sich daher nicht die Zeit nehmen, lange zu recherchieren.

  • Ich hatte übrigens mal eine ähnliche Geschichte. Ich war auf dem Flohmarkt, und habe eine Bekannte getroffen, die selber einen Stand hatte. Sie hatte eine sehr gute Klarinette daliegen, und ich dachte, sie wolle sie verkaufen. Also habe ich ihr gesagt, was das Teil wirklich wert ist, und ihr die Adresse eines Ladens gegeben, der mit solchen Instrumenten handelt und faire Preise zahlt.


    Blöd war nur, dass sie die Klarinette gar nicht verkaufen wollte, sondern vom Nachbarstand gekauft hatte, der irgendeiner Bekannten von ihr gehörte. Das gab dann natürlich Ärger mit der Verkäuferin. Auch in diesem Fall hatte diese den Preis festgelegt, war aber dann schon sehr sauer, dass die Käuferin sie nicht auf ihren Fehler hingewiesen hatte, fühlte sich also etwas über den Tisch gezogen. Die Käuferin hat argumentiert, dass sie die Preisvorstellung der Verkäuferin erfüllt hatte, und dass sie ja von den anderen Flohmarktbesuchern auch nichts anderes verlangt hatte, sich vielleicht hätte noch herunterhandeln lassen...und froh sein sollte, dass sie ihren Wunschpreis ja bekommen hatte....


    Jedenfalls gab es am Ende einen Riesenärger, und wer war schuld? Ich natürlich. Nicht die Dame, die sich nicht informiert hatte, nein, DIE doch nicht. Auch nicht die Dame, die das gekaufte Instrument nicht weggeräumt hatte, sondern zwischen ihrem kram liegen hatte (wahrscheinlichem sich dran zu freuen...). Die war auch nicht schuld. Sondern ich. Dabei hatte ich ja jemanden nur vor einem Fehler bewahren wollen. Dass dieser Jemand gerade ein "Schnäppchengeschäft" durchgezogen hatte, konnte ich ja nicht ahnen.


    Aber als Super-Gau bezeichne ich das auch nicht. Wir sind nicht mehr befreundet, ist vielleicht besser so.

  • Du hast ja vollkommen Recht. Meinen Egoismus sollte ich mal überdenken. Es könnte ja auch dem Verkäufer schaden und jemanden in finanzieller Notlage übervorteilen kann ich nicht gut mit meinem Gewissen vereinbaren. Dies war aber hier nicht der Fall und ich sah es als nettes Spiel. Außerdem rächen sich solche Dinge früher oder später.


    In der Regel ist es so, dass ich Verkäufer des öfteren darauf hinweise, dass sie ihre Preisvorstellung bei Instrumenten massiv überschätzen und ich ihnen dann, ohne selber Interesse zu haben, nahelege, es für einen günstigeren Preis zu inserieren. Man sieht ja z.B. bei Ebay häufig Angebote mit Phantasiepreisen, die dann über Monate/Jahre immer wieder eingestellt werden und keinen Käufer finden.