Vermutlich eine Fälschung aber mit Geschichte, doch was ist das Cello wert.

  • Wegschmeissen sollst Du es blooooss nicht! Sonst postiere ich mich neben Deiner Mülltonne, fische es raus, adoptiere es und bringe es für mich wieder in Ordnung.


    Ja, das Problem sind rasche Temperaturänderungen und trockene Heizungsluft.

  • Ein weiteres „Problem“ ist der „ganze Boden“. Celli mit Böden aus einem Stück Holz sind relativ selten- man braucht dazu einen riesigen Baum.


    Klanglich ist ein ganzer Boden oft gut, da er 1. keine Leimfuge hat und 2. normalerweise weil das riesige Holzstück recht teuer ist selten zu „Schrottinstrumenten“ verbastelt wird.


    Ein Problem mancher ganzer Böden ist allerdings, dass sie eine im Verhältnis zur Grösse sehr dünne Platte darstellen, die deutlich mehr arbeitet als ein zweiteiliger Boden. Letzterer wird gegen die Maserung verleimt, es sind also 2 Platten, die sich ein bisschen in der Spannung gegenseitig ausgleichen. Eine ganze Platte kann sich deutlich mehr „in sich verwinden“, und genau das sieht man hier an den schrägen Zargenrissen.


    Zum Problem der eigentlichen Grösse der Platte kommt noch, dass es bei so einem grossen Holzstück manchmal keine so einheitliche Maserung gibt, sie also in sich inhomogener sein kann als zwei kleinere Stücke, die man auch entsprechend auswählen kann- so grosse Platten sind relativ selten, da muss man “den Schnitt nehmen wie er gewachsen ist”.


    Ein drittes Problem kann manchmal auch die Durchtrocknung solcher grossen Holzteile sein.


    Kurz: Celli mit ganzen Böden KÖNNEN (nicht müssen!!!) schwerwiegendere Spannungsprobleme haben, die Platte arbeitet mehr, sie können im Einzelfall empfindlicher reagieren als Celli mit geteilten Böden.


    Bei Geigen und Bratschen besteht das Problem prinzipiell auch, aber normalerweise passiert nix, da die verwendete Holzfläche viel kleiner ist.


    Klanglich können ganze Böden toll sein- allerdings klingt ein Instrument ohne „schädliche“/falsche Spannung (eine Grundspannung müssen die Platten haben, um leichter schwingen zu können) immer „freier“ und besser als ein Instrument, was „in sich verwunden“ ist. Man kann es mit der „guten“ Körperspannung eines Sportlers und der Muskelverspannung eines Rehapatienten vergleichen. Der eine ist geschmeidig und reaktionsschnell, der andere steif und unbeweglich.


    Bei einer Reparatur muss man also versuchen, die problematische Spannung zu reduzieren- sonst reisst das Holz parallel zum ersten Riss wieder. Gleichzeitig muss man das Instrument „ins Gleichgewicht bringen“. Einen Riss hübsch zuzuleimen hilft da nicht dauerhaft.


    Insofern kannst Du davon ausgehen, dass die Risse auch bei optimaler Lagerung irgendwann gekommen wären. Diese schrägen, parallelen Risse deuten darauf hin, dass es wirklich eher ein „Rehapatient“ ist.

  • Hallo zusammen, durch Corona und anderes habe ich erst heute das Cello zu einem Geigenbauer bei meiner Freundin hier in Mannheim gebracht.

    Seine Meinung war, selbst bei einer Reparatur durch Ihn ca. 1.000 + ? Euro ,würde das Cello wohl kaum klanglich, besseren Ansprüchen genügen.

    Bestenfalls für Schüler.

    So wird es wohl weiter als wunderschönes Instrument mit Vergangenheit bei mir in der Wohnung stehen.

    Mit all seine Verletzungen und nicht bespielt aber doch geliebt. ;-).

    Danke noch einmal allen die versucht haben mir zu helfen, besonders an Braaatsch .

    Bleibt gesund

    Werner

  • Mir scheint das kein schlechtes Instrument zu sein. Allerdings auch kein Solokonzertkracher „für Talente“. „Nur für Anfänger“ sehe ich das nicht, eher so als brauchbares Amateurinstrument.


    Aber man muss eben wirklich erstmal investieren. Vielleicht wartest Du wirklich erstmal ab- auch wenn in der Familie NOCH keiner Cello spielt, heisst das nicht, dass das so bleiben muss. Auch -und gerade!- als Spätanfänger ist Cello ein „dankbares“ Instrument.


    Die grosse Wertanlage ist es leider nicht, aber Deine Familiengeschichte. Und bevor Du es verheizt, melde Dich. ;)

  • Wie es aussieht, ist es halt ein besseres "Einsteiger" Cello. Man kriegt am freien Markt da so um 1500-2000€. Bei guten Connections vielleicht sogar 3000€.

    5000€ bzw. 10000 DM hätten Sie damals bekommen, aber seit dem Fluch Internet sind die Preise ordentlich verfallen

  • Naja, für gute Celli wird immer noch recht gut bezahlt. Der Preisverfall ist noch nicht so durchgeschlagen wie bei den Geigen. Das Porto für Celli ist aus China eben doch noch recht hoch ;)


    Das Problem ist der gegenwärtige Zustand. Und dass sich eben damit augenblicks der Klang nicht testen lässt- und der ist eben stark wertbestimmend. Ich kenne ein paar solcher alten Celli, die dann ohne Weiteres noch ihre 5000-10.000 Euro wert sind - aber eben NUR bei entsprechendem Klang und gutem Zustand.


    Und wenn der Klang nicht so überzeugt, sind es eben nur -wie ganz richtig beschrieben- 1000/2000 Euro. Und da ist das mit der jetzt notwendigen Reparatur natürlich problematisch.


    Ja, es ist schwer da einen Rat zu geben.