Überraschender NachlassFund

  • Liebe Geigenversierte...


    beim Ausräumen eines Hauses ist mir ein unscheinbarer Wetterbezug ins Auge gefallen. Darin ein Instrumentenkoffer und darin eine Geige, ein Bogen und eine kleine Dose.
    Der Zustand für meine ungeübten Augen etwas traurig, da die Saiten nicht gespannt sind und auch der Bogen ist etwas in Mitleidenschaft gezogen.


    Nun habe ich die Geige genau untersucht und drinnen die Info gefunden:


    Joseph Guarnerius fecit Cremonae anno 1740 und IHS


    Kann jemand helfen und mir sagen, ob es sich ggf um ein Original handeln könnte, was sie in diesem Zustand wert sein könnte und vielleicht auch, wen ich im Raum Köln/Bonn zur Expertise aufsuchen sollte, falls sie echt ist? Ganz ganz herzlichen Dank!

  • Hallo Sohn vom Geigenpapa,


    für eine ungefähre Einschätzung brauchst du keinen Geigenbauer aufzusuchen. Das ist eine
    ordentliche Manufakturgeige nach Modell Stradivari (wie die meisten). Die Bauzeit und Region ist
    bei den kleinen Bildern schwer auszumachen. Am wahrscheinlichsten ist Markneukirchen und
    ein Alter von 40-80 Jahre. Lack und Rand und Boden sehen ansprechend aus.
    Der Preis zwischen 150 und ca. 600 EUR, bei gutem Klang kann es auch mehr sein, dann sollte
    sie aber auch gut spielbar hergerichtet sein.

  • Ach so, und der Zustand ist gar nicht so schlecht. Saiten sind Verbrauchsmaterial, die müssen eh gewechselt werden. Bring die Geige mal bei einem Geigenbauer vorbei, der sollte die für wieder flott bekommen.

  • Gerne hätte ich Ihnen den Sensationsfund von Opa's Geige gegönnt.


    Die Kern-Aussage ist jedoch, dass diese Geige wie tausende andere Geigen mit Stradivari, Amati und Guarneri Zetteln, nicht aus Italien und auch nicht aus dieser Zeit stammen.


    Es ist kein teures Instrument und auf dem heutigen überfüllten online Markt leider noch weniger Wert als es sein sollte.


    Es ist also mehr der Wert, welcher sich an die Erinnerung an Ihren Opa orientiert.

  • Das ist ein sächsisch-böhmisches Instrument, um 1900 oder kurz danach, jedenfalls vor 1945. Zu DDR/Ostblockzeiten sahen die lacktechnisch ganz anders aus.


    Interessant. Ich dachte, diese Art der Lackierung kommt immer wieder mal vor, bis heute. Aber du hast da
    mehr Erfahrung.

  • ...heute wieder.


    Zu DDR/Ostblockzeiten war der Lack „lieblos einfarbig“, grünstichig und „billiger“ (sah entsprechend aus...)


    Das sind noch die „warmen, lebendigen“ Farben der Vorkriegszeit.

  • Die Farben mit dem dunkleren Zentrum zum Steg hin gibt es bei ein paar Stradivaris, ich dachte immer, dass diese Lackierung
    daran angelehnt ist, vielleicht insgesamt noch etwas dunkler als die originalen Stradivaris.Scheint mir hier aber ganz gut gemacht
    zu sein.


    An PapasGeige: Könntest du die Bilder nochmal größer (ca. 2000 Pixel) einstellen?