Kontakt zu freundlichem Geigenbauer gesucht! - Bau einer mongolischen Pferdekopfgeige

  • Hallo alle zusammen, ich habe mich extra hier angemeldet, weil ich verzweifelt nach Fachkundiger Hilfe umsehe!


    Ich arbeite derzeit an einer mongolischen Pferdekopfgeige, die ich mir baue, weil man sowas in Europa gar nicht, oder nur in minderwertiger Qualität kriegt und mir Importe aus der Mongolei zu umständlich, zu teuer und viel zu blöd waren.


    Klar selber bauen ist auch eine Hausnummer, aber ich bin zuversichtlich, dass das etwas wird.


    Allerdings stoße ich immer wieder auf kleine Probleme, oder habe Fragen, die man in diesem speziellen Fall (es gibt kaum eine Seite, die nicht mongolisch ist, um sich über dieses Instrument tiefer gehend zu informieren) auch nicht durch Internetrecherche beantworten kann.


    Der/die Geigenbauer in meiner Nähe haben mich stets mit "das ist Marke Eigenbau und das unterstützen wir nicht" abgewimmelt, weswegen ich nun ein kleines bisschen hilflos bin!Ich bin 19 Jahre alt und super interessiert und hoffe, hier jemanden zu finden, der mir ab und zu mal bei diesem Langzeitprojekt eine Frage beantworten könnte. In einem anderen Forum (Geigen-Forum Adam) habe ich bisher auch keine Antwort bekommen, daher neuer Versuch hier.


    Das Instrument entsteht aus folgenden Materialien:Fichtendecke, Mahagoni Zargen & Boden & Hals & Kopf, Katalox Griffbrett, Reifchenhölzer, Furniere und sonstige Innenkonstruktionen auch aus Fichte.Die Brücke werde ich entweder besorgen, oder auch aus Mahagoni zurecht sägen.Die Saiten sind keine Pferdehaarsaiten sondern Nylon.Das Holz ist nicht aus dem Baumarkt, sondern von ESPEN Tonholz, da ein Lehrer an meiner Schule eine Gitarre baute und mir diesen Shop empfohlen hat.Geleimt wurde bisher alles mit -ES TUT MIR LEID- Weißleim, da ich absolut nicht die Möglichkeit hatte Knochenleim zu verwenden, da ich keine Werkbank und kaum Platz zum sorgfältigen einspannen habe.Decke und Boden selbstverständlich bookmatched.


    Fragen bestehen bei folgenden Themen:
    - die F-Löcher (Positionierung & Form)
    - der Bassbalken (Maße)
    - die Brücke/Steg (Höhe, Fläche d. Füßchen, Positionierung)
    - die Decke (Stabilität & Befestigung)
    - die Oberflächenbehandlung (Schleifen, Lack, Polieren, etc.)
    - der Saitenhalter unten (Größe, Form, Befestigung)
    - andere Fragen, die im Verlauf noch entstehen


    Ich hoffe, dass mir hier jemand helfen kann.


    Mit freundlichen Grüßen Rosa


    PS: Ein Kontakt via Mail/Facebook/Whatsapp/etc. wäre mir am allerliebsten, da ich so meine Fragen präziser stellen kann und auch gescheitere Antworten bekommen kann (mit Erklärung etc.)

  • Es ist schwierig bis unmöglich, diese Fragen aus der Ferne zu beantworten. Klar kann man Tips zur Oberflächenbehandlung geben- die findest Du in jedem Geigenbaubuch. Lackrezepte und entsprechende Anleitungen auch.


    Was die Abmessungen des Bassbalkens betrifft: Ein durchschnittlicher Geigenbauer, der sich nicht auf solche „Exoten“ spezialisiert hat, hat damit genauso wenig Erfahrung wie Du. Du müsstest also jemanden finden, der hierzulande solche Instrumente baut. Vielleicht gibt es auch in Amerika eine „Community“ diesbezüglich, mit der Du auf Englisch kommunizieren kannst?


    Um ein Instrument gut zum Klingen zu bringen, müssen die „Kräfteverhältnisse“ stimmen- also Saitenzug, Deckenstärke, Bassbalken, Stimmstock genau aufeinander abgestimmt sein. Dies alles abhängig auch von der Instrumentengeometrie...


    Um Dir da helfen zu können, müsste ein Geigenbauer das Instrument in Augenschein nehmen. „Aus der Ferne“ ginge das nur, wenn Du akribisch nach Standardmassen gebaut hättest, und der Geigenbauer Erfahrung im Bau genau solcher Instrumente hätte.


    Ansonsten müsste sich auch ein Geigenbauer in die Materie einarbeiten, oder auf gut Glück ein paar Versuche machen. Vielleicht ist einem das mit 19 noch nicht so klar, aber 1. Zaubern kann keiner, und 2. Geigenbauer sind oft hart arbeitende Leute, die nicht besonders reich sind. Viele haben gar nicht die Zeit, neben ihrer Werkstatt noch „ehrenamtlich“ solche Projekte zu betreuen, sondern sie müssen sehen, wie sie über die Runden kommen.


    Und irgendwas mit Weissleim Zusammengeklebtes lässt sich eben schwer bis kaum korrigieren... Sprich, es kostet den Geigenbauer Zeit, Nerven und viel Recherchearbeit- das, was quasi eigentlich „Dein“ Job ist. Eine Standardlösung gibt es bei vielen „Exotenprojekten“ einfach nicht.


    Einerseits machst Du selber da eine „Billig-Heimwerkerlösung“ (nein, man braucht keine Werkbank um Hautleim zu verwenden!), andererseits willst Du aber kostenlosen Profirat, um diesen „Murks“ zu korrigieren und irgendwie was draus zu machen ;) Dass da keiner Lust drauf (und vor allen Zeit für) hat , kann ich verstehen.


    Abmessungen von Saitenhalter etc. kannst Du Dir von Fotos abmessen/ausrechnen, gleiches gilt für die Steghöhe. Entsprechend des Saitenzuges (kannst Du auch ausrechnen) und der Deckenstärke kannst Du den ungefähr benötigten Gegendruck abschätzen. Und dann kannst Du nur selber probieren, wie dick/lang der Bassbalken sein muss. Wenn das in etwa so ist wie bei der Geige, würde ich einen wie bei der Geige einbauen, schauen wie es klingt, und dann entsprechend verändern.


    F-Löcher:Auch da kannst Du dich in Lage und Geometrie an den Fotos von fertigen Instrumenten orientieren.


    Am Einfachsten ist, du bestelkst Dir eine „Billigfiedel“ aus der Mongolei, und baust diese dann hier in guter Wualutöt (Stichwort:Hautleim...) nach. ;)





















    Anderer Vorschlag:
    1. Such Dir einen mongolischen Studenten (...Aushang an der Uni oder im Sprachenzentrum der Uni), und lass Dir bei der Übersetzung helfen (ca.10 Euro/h)
    2. Mach ein Praktikzm beim Geigenbauer, sorich, putz die Werkstatt, mach Babysittig für ign etc.-dann hat er die Zeit, Dir helfen zu können

  • Geleimt wurde bisher alles mit -ES TUT MIR LEID- Weißleim, da ich absolut nicht die Möglichkeit hatte Knochenleim zu verwenden, da ich keine Werkbank und kaum Platz zum sorgfältigen einspannen habe.


    Das ist kein Argument gegen Knochenleim, im Gegenteil:
    Weißleim bindet langsamer als Knochenleim, muss daher länger eingespannt werden.

  • Ich bedankte mich für alle dieser über aus freundlichen Antworten.


    Punkt 1 der building Plan von woodford instruments nimmt dich mit auf die Reise des Baus dieses Instruments aus westlicher Sicht. Es wird eher wie eine Gitarre gebaut (Siehe Zargen oben und unten)


    Punkt 2 mein "murks" ist kein Murks, sondern wurde von einem Schreiner auf Maß und fehlerfrei gemacht. Die Zargen sind auf Gährung und ohne Lücke.


    Punkt 3 Ich habe mich sehr wohl informiert und sogar alles bestens auf dem Schirm, abgesehen von ein paar Feinheiten, wie zum Beispiel dem Umstand dass der Bassbalken in einem bestimmten Winkel zur tiefsten Saite ein geleimt wird o.ä. und für Fragen dieser Art suche ich bloß nach einem Tipp oder einem Anhaltspunkt von jemandem, der wirklich Ahnung hat.



    Danke trotzdem.

  • Hi Rosi,


    http://byambaa.de/kontakt/


    Schau mal hier unter Filme. „Das Lied von den zwei Pferden“.Ich denke, sie als Regisseurin von diesem Film kennt vielleicht jemanden, der/die Interesse auf deutsch/mongolischen Austausch hat, falls Du diesen auch hast.Und schau auch mal unter Termine….Ihre Filme sind übrigens sehr sehr beeindruckend!

  • Mit „Murks“ meine ich die Weissleimidee...


    Auch ein Geigenbauer wird nur die „westliche Idee“ des Instrumentenbaues verfolgen. Wenn Du das originalgetreu mit der entsprechenden Spriritualität machen willst, musst Du Dir die entsprechenden mongolischen Seiten durchlesen.


    Den Bauplan finde ich schon sehr detailliert, zumindest beantwortet er Deine Fragen nach Position und Form der F-Löcher, Bassbalken etc.


    Ein Geigenbauer ist ein GEIGENbauer, und hat Ahnung von Geigen europäischer Tradition. Dass er sich auch noch in die östliche Volksmusiktraditionen einlesen soll, um Dir helfen zu können/zu dürfen, ist etwas viel verlangt. ;) Entsorechend ist das Klangideal und auch die Klangkonstruktion seitens eines Geigenbauers von der europäischen Schule geprägt, vielleicht ist die Gitarrenbautradition, die ja ursprünglich nordafrikanisch/nahöstlich ist, sogar näher an dem, was Du willst.

  • @Solange Dankeschön, das werde ich mir auf jeden Fall anschauen! Ist ein super Tipp von dir, ich bin sogar am überlegen, mal bei der mongolischen Botschaft zu fragen.


    @Braatsch Ich habe übrigens auch eine Menge Videos im Internet zu diesem Thema angesehen und es gibt einige, die ihre Geige (auch in der Mongolei) mit Weißleim leimen. Bisherh abe ich das Instrument in jeglicher Hinsicht als sehr individuell erfahren, daher auch all meine Fragen.
    Ich habe mir den Plan von woodford sowieso ausgedruckt und zusammen mit einer mongolischen Dokumentation als Leitfaden genommen. Werde vermutlich irgendwo dazwischen liegen. Ich schicke dann mal ein Foto wenn es fertig ist, damit jeder meinen Murks beurteilen kann.

  • Ich weiss, ich habe mir den Blog auch angesehen.


    Sei wegen dem Wort „Murks“ nicht gleich beleidigt ;) Du willst mit deinem „Projekt“ Rat von Geigenbauern- und die haben hierzulande andere „Standards“, und da ist Weissleim eben etwas, was die „Billiglösung“ ist, die für Instrumente als unbrauchbar angesehen wird (weil sie eine Reparatur erschweren bis unmöglich machen). Auch wenn Du die Holzarbeiten hast vom Schreiner anfertigen lassen, heisst das nicht unbedingt, dass dieser Ahnung vom Instrumentenbau hat. Eine Geigendecke (einer europäischen Geige) ist nicht nur irgendeine Holzplatte, sondern die Wölbungen sind genau ausgearbeitet, und die Decke in verschiedenen Bereichen unterschiedlich dick. Das ist etwas ganz Anderes als Schreinerei. Es sind einfach völlig verschiedene Berufe, klar haben beide mit Holz zutun. Aber -übertrieben gesagt- ein Metzger und ein Chirurg haben auch beide etwas mit der Zerlegung von Fleisch zutun.


    Volkstümliche Instrumente sind oft sehr individuell, und es wird mit dem gearbeitet, was man hat und was den lokalen klimatischen Besonderheiten standhält. Da geht es dann nicht um den europäischen Königsweg mit Stradivari-Ambitionen.


    Ich habe nur versucht, Dir verständlich zu machen, warum Geigenbauer eher selten Lust und Zeit haben, sich mit solchen „Projekten“ zu beschäftigen.