Wie würdet ihr das Cello einschätzen?

  • Hallo Zusammen :) ,
    kann man von den Bildern her eine grobe Einschätzung treffen, ob das Cello den Preis Wert ist?
    Ich bin auf der Suche nach einem Cello, welches für mich (als Studentin) noch leistbar ist aber doch einen schönen Klang hat und habe diese Anzeige gefunden ( https://www.willhaben.at/iad/k…en/d/cello-4-4-300981170/ ). Da es allerding in Ungarn ist würde ich gerne bevor ich nach Ungarn fahren gerne abwegen ob es sich lohnt. Ich hab selbst nicht all zu viel Ahnung, deshalb frage ich hier mal in die Runde.
    Vielen Dank im Voraus!!
    Anna

  • Das ist ein neueres osteuropäisches (evtl. tatsächlich aus Ungarn) oder chinesisches Instrument.


    Sein Wert liegt im Klang. Wenn es gut klingt, gut anspricht und in Ordnung ist, ist der Preis ok. Aber das kann man vom Foto her nicht sagen.

  • Den Verkäufer braucht man auch nicht zu fragen- alle Instrumente, die irgendwo angeboten werden, klingen angeblich ganz toll. Da ist kaum einer ehrlich, und gibt zu, dass der Klang Schwächen hat....

  • Danke für die schnelle Antwort!
    Wenn ich deine Antwort richtig interpretiere, werde ich damit keinen großen Fehler machen wenn es gut klingt und sich gut spielt, richtig?
    Was mich dann verwundert (wahrscheinlich weil ich zu wenig bescheid weiß), warum auf dem Zettel BOLOGNA steht wenn es sich wahrscheinlich um ein ungarisches oder chinesisches Instrument handelt?

  • Auf dem Zettel steht ja auch Poggi drauf. Wäre der echt würden hier nicht dieser niedrige Betrag stehen. Google doch Mal nach dem Geigenbauer. Hier wird doch sicherlich nicht im stillen Gehoft das es ein echtes Instrument vom Poggi ist.

  • Ganz einfach: Weil seit Jahrhunderten falsche Zettel in Instrumente geklebt werden. Teilweise in Betrugsabsicht, teilweise aber auch als Modellangabe, also dass das Instrument mehr oder weniger nach den Abmessungen Stradivaris, Poggis oder sonstwem gebaut wurde.


    Bei Celli findet man durchaus klangliche Unterschiede bei bestimmten Modellen, zumindest in der Tendenz(!!!). Celli nach Stradivari sind oft klanglich ausgeglichen, können einen sanglichen/lyrischen Klangcharakter haben und auch in den höheren Lagen sehr frei klingen. Celli nach Montagnana haben oft einen fantastischen, mächtigen Bass, richtig "Wumms". Manchmal hallt der Ton aber zu lange nach, so dass er verwaschen wirkt. In den Höhen klingen sie dann eher etwas wehmütig und manchmal etwas schleppend durch den teilweise langen Nachhall. Mit entsprechender Besaitung und klanglicher Einrichtung kann man den jeweiligen Schwächen des Instrumentes etwas entgegenwirken. Aber der grundsätzliche Klangcharakter (kräftiges Klangfundament oder eher lyrisch-"geigig"-agil) ändert sich nicht.


    Also, Du musst unbedingt Probespielen. Wenn Dir das Cello klanglich und vom Handling her zusagt, dann kaufe es. Wenn nicht, suche weiter. Du solltest viele Celli probespielen, um zu wissen, was Du willst und was Dir liegt. Dann lieber -auch als Studentin geht das!- noch mal ein paar Wochen Babysitten, Umzugshelfer oder Kaufhausinventur, und etwas mehr Geld zur Seite legen, und ein Instrument kaufen, mit dem Du glücklich bist. Vielleicht auch Ratenzahlung vereinbaren, in der Familie nach "Kredit" fragen etc.- denn für 1200 Euro kannst Du auch nicht soooo viel erwarten. Man macht vielleicht nix falsch- aber vielleicht auch nix richtig.


    Und ja, wie gut spielst Du, fängst Du erst an, was sind Deine Klangvorstellungen etc.- das solltest Du für Dich im Vorfeld klären. Wenn es darum geht, erstmal "irgendein" brauchbares Cello zum Lernen zu haben, und Du in ein paar Jahren nach dem Studium sowieso noch mal "Geld in die Hand nehmen" willst um das "Traumcello" zu kaufen, dann tut es auch erstmal ein einfaches Instrument. Wenn Du schon lange spielst (oder auch ein anderes Instrument gespielt hast) und gewisse Anforderungen an die Tonqualität hast, solltest Du lieber länger suchen und mehr investieren.

  • 1200 € für ein Cello von Ansaldo Poggi? Noch Fragen?
    Ich meine damit, wenn jemand ein Cello angeblich von diesem Meister für eine Lappalie anbietet, gibt er ja implizit zu, dass es eine Fälschung vermutlich aus Osteuropa ist.
    Dennoch: der Preis ist für diese laut Bilder vermutete Qualität durchaus vertretbar.
    Am besten ist es, Sie fahren zu hm hin und testen es.

  • Vielen Dank für die Antworten, damit helft ihr mir weiter.
    @abalon: Das waren nicht meine Gedanken, ich hatte im Grunde genommen die Frage, ob es sich bei einer unstimmigkeit zwischen Zettel und Cello tendenziell eher um schlechte Instrumente handelt oder ob "Fälschungen" auch qualitativ "gut" (ist bei dem Preis denke ich relativ) seien können.


    @Braaatsch: Danke für die Infos. Ich habe mit 8 angefangen zu spielen und dann 8 jahre gespielt. Jetzt liegen aber schon etwa wieder 8 Jahre dazwischen, also würde ich mich eher als Änfängerin mit guter Vorerfahrung bezeichnen. Ich habe eigentlich schon seit ein paar Jahren den Wunsch wieder anzufangen aber hatte bisher nicht das Geld. Nun hab ich soweit gespart und habe mich daher dazu entschlossen zunächst ein Instrument in der Preisklasse zu kaufen und wenn es denn sein sollte in ein paar Jahren, wenn es mir möglich ist, ein besseres zu kaufen.

  • Ich würde auf jeden Fall noch telefonisch Kontakt aufnehmen. Und ein paar Fragen zum Grund des Verkaufs, zur Herkunft (wo er das Cello her hat, also z.B. Erstbesitzer), zum Klang, zur Ansprache und etwaigen Wolfstönen stellen. In der Verkaufsbeschreibung steht mir zu wenig drin. Telefonisch deshalb, weil man da die Antworten besser einschätzen kann. Es gibt keine Zeit zum langen Nachdenken.
    Wenn du es vor Ort kaufst, kannst du Einiges auch in den Kaufvertrag schreiben, z.B. keine Wolfstöne.

  • Norbert V: Danke, das ist ein guter Tipp.
    Angenommen das Cello hat Wolfstöne und ich bemerke diese beim Probespielen, ist dann auf jedenfall davon ab zu raten das Cello zu kaufen? Oder wie viel weniger Wert ist das Cello mit Wolfstönen (kann man das so fragen?)?