Hallo zusammen,
ich habe kürzlich in der Bucht eine ziemlich ramponierte Geige erstanden und möchte Euch um Eure Meinung zu ihr bitten.
Sie hat keinen Zettel, aber einige eingebrannte Buchstaben: PW... Die dunklen Spuren im inneren Boden scheinen Brandspuren zu sein, und der Boden ist nicht gleichmäßig ausgearbeitet, sondern etwas wellig. Ist Euch bekannt, dass Geigenbauer den Boden mit heißen Werkzeugen ausstechen? Auf dem Rücken gibt es am Halsansatz eine Reparatur, genauso wie am Endknopf. Die Eckklötze sind wohl nicht sehr fachmännisch gemacht, weil die Reifchen nicht in sie eingelassen sind. Laut Geigenbauer wurden sie evtl. sogar erst nachträglich eingebaut.
Die Geige ist insgesamt sehr zierlich gebaut, und die Schnecke hat, von der Seite aus gesehen, eine sehr "hohe Stirn". Bei solchen "breitgezogenen" Schnecken denkt man natürlich zuerst an Sachsen, das war auch die erste Meinung des Geigenbauers, aber nach genauerer Betrachtung der Schnecke meinte er, es könne auch Tschechien sein. Das Holz ist jedenfalls um einiges heller als bei meiner hundertjährigen Übungsgeige, deshalb gehe ich davon aus, dass diese Geige hier noch gar nicht alt ist.
Ich bin gerade dabei, die ganzen Risse zu kleben und zu belegen, und den Korpus dann wieder zu schließen, um sie spielfertig zu machen. Das Schließen wird eine Fummelei, weil sich die Zarge unterhalb der Kinnstütze nach außen verzogen hat.