Alte Geige mit Bassbalkenriss reparieren

  • Ich verwende für schwierige Risse zu den Zwingen zusätzlich Pergament - Pergament mit Glutinleim bestreichen, beim Trocknen zieht sich das Pergament zusammen und schließt gezielt die Rissstelle.
    Was haltet ihr von der Verwendung von Pergamentbelegen an Stelle von Holz?

  • Ich habe dazu schon einiges gelesen. Es gibt Verfechter dieser Methode, die es als die beste bezeichnen und meinen, das Zweifler und Gegner nur ewig gestrige sind, die auf überholte Traditionen beharren.
    Meiner Meinung nach gibt es vor und Nachteile. Ein Nachteil ist z.B. die Schrumpfung, die zu unerwünschten Spannungen führt. Und die Verarbeitung, da muss man auf die richtige Einweichung/ Trocknung vor dem Auflegen achten.

  • Ich habe schon pergament verwendet. Gerade dann wenn es nicht nötig ist eine Geige zu öffnen. Ich habe aber Knochenleim verwendet. Ich fand es einfacher mit einem 10ner locheisen etwas auszustanzen als zu schnitzen.
    Das einzige Problem war das ich kein Pergament in 0,02mm fand und es runterschleifen musste.

  • So, jetzt war doch mal wieder etwas Zeit und ich konnte diese Geige spielfertig machen. Die Lackausbesserungen habe ich mit 800er Schleifpapier überschliffen und anschließend mit Joha Polierpaste angeglichen.
    Die meiste Arbeit hat dann mal wieder die Stimme gemacht. Irgendwie habe ich da so meine Probleme. Immer, wenn die Kopfflächen endlich zum Boden und zur Decke passen, ist die Stimme eigentlich zu kurz. Sie fällt nicht von selber um, aber viel fehlt da nicht mehr.
    Allerdings ist die Geige trotzdem schön zu spielen. Einwandfreie, sehr leichte Ansprache bis zur 4. Lage (weiter habe ich noch nicht getestet). Der Klang reisst jetzt nicht vom Hocker, ist aber durchaus angenehm und schön. Ich bin positiv überrascht, denn die handwerkliche Ausführung der Geige und die doch recht schwerwiegende und umfangreiche Reparatur haben mich was anderes erwarten lassen. Allerdings hatte ich schon nachdem die Decke aufgeleimt war festgestellt, dass der Korpus eine schöne Resonanz hat. Das habe ich jetzt schon bei mehreren Geigen erlebt, dass ich am Resonanzverhalten beim Anklopfen feststellen kann, wie der Klang nachher ausfällt.
    Jetzt könnte ich den Steg noch mal ein wenig nacharbeiten und die Stimme noch mal durch eine etwas längere ersetzen, aber das hat Zeit, denn im Moment bin ich mit den Spieleigenschaften und dem Klang zufrieden. Neben dem einen F-Loch muss ich auch noch mal den Lack retuschieren. Für die Anpassung des Stegs hatte ich den Bereich mit Klebeband zum Schutz abgedeckt und beim Abziehen ist ein wenig Lack mitgekommen. Das Klebeband ist eigentlich extra zum Abkleben auf empfindlichen Oberflächen geeignet und ich hatte es noch mehrfach auf ein Handtuch geklebt und wieder abgezogen, um die Klebekraft zu reduzieren, aber das hat nicht gereicht. Da muss ich nächstes Mal noch mehr drauf achten.
    Anhängend noch ein paar Fotos von den Lackreparaturen (vorher und nachher) und die Ansichten der Geige.

  • Die Geige ist heute von einem Spieler unseres Kirchenensemble gespielt worden. Sie gefällt ihm besser, als seine eigene Geige! Ist sehr leicht zu spielen und hat einen schönen weichen Klang. Ich sass direkt neben ihm und mir gefällt der Klang auch sehr gut. Es ist immer anders, ob man eine Geige direkt am Ohr hat, oder aus ein, zwei Meter Entfernung hört. Die Geigenreparatur hat sich wirklich gelohnt.