Alte Geige mit Bassbalkenriss reparieren

  • Hallo, ich habe mal wieder eine alte Geige ersteigert. Der Zustand ist ein wirtschaftlicher Totalschaden, aber mich reizt die Herausforderung, diese Geige wieder spielfertig zu machen. Neben mehreren Deckenrissen gibt es einen Bassbalkenriss. Der Riss wurde schon mal von oben geleimt. Wahrscheinlich, weil sich die eigentlich notwendig Reperatur mit Abnehmen der Decke nicht gelohnt hätte. Die Geige ist danach wohl noch fleissig weiter benutzt worden, wie die Riefen im Griffbrett belegen. Neben diesen Schäden müssen noch die Wirbel neu und die Zarge am Unterbug muss gerichtet werden. Da ist der Unterklotz gerissen und die Zarge hat sich wohl unter Feuchtigkeitseinfluss ausgedehnt.
    Der von oben geleimte Bassbalkenriss muss wieder gelöst und gereinigt werden. Allerdings will ich erstmal die anderen Risse reparieren, um damit die Decke nicht aus der Form kommt.
    Beim Reinigen des ersten Risses ist gleich die Decke auseinander gebrochen. Ich musste ja den Riss etwas weiten und ohne viel Kraftaufwand hatte ich zwei Stücke in der Hand. Ist auch gut so, so lässt sich der Riss viel leichter reinigen.

  • Hier Bilder von der Klebung des ersten Risses. Erstmal den Riss gereinigt. Mit heißem Wasser und einem stabilen kurzgeschnitten Pinsel sowie einem weißen Baumwolltuch ging dass recht gut. Die Klebung war nicht ganz einfach, da die Decke etwas verzogen ist und nicht plan aufliegt. Den einen Teil der Decke habe ich fest auf einem ebenen Brett fixiert und dann das andere Teil angeleimt und gespannt. Jetzt muss es erstmal trocknen.

  • Es geht nur langsam voran. Es ist Vorweihnachtszeit mit den ganzen Verpflichtungen, die dazu gehören und ich muss deshalb die ganzen Weihnachtslieder auf der Geige und Klarinette wieder üben, damit ich mich nicht blamiere.
    Ich habe erstmal doppelte Rissklammern gebastelt. Die Risse kriege ich sonst nicht richtig zusammen.

  • Eine coole Vorrichtung zum Einspannen der Geige beim Leimen hast Du Dir da gebaut, Norbert! Auf die Idee bin ich nicht gekommen. Die alte 3/4-Geige meiner Oma hatte ja auch einen durchgängigen Stimmriss, so dass die Decke in zwei Hälften gebrochen war. Auf Anraten des Geigenbauers hin hab ich den Riss stückchenweise geklebt und zu beiden Seiten der Zwingen Gummibänder um die Decke gespannt, damit der Riss wirklich gut schließt. Deine Variante ist eindeutig professioneller ;)

  • Ich warte im Moment noch auf tiefe Zwingen, deshalb gehts nicht weiter. Ich will erstmal noch die Mittelfuge wieder leimen. Leider lässt sich der Riss nicht so einfach ausrichten. Deshalb brauche ich tiefere Zwingen, als ich sie bisher habe.
    Den Riss der Mittelfuge habe ich gereinigt. Habe leider kein Foto von vorher gemacht, aber da war dick Leim drin, da der Riss ja von oben ohne Öffnen der Geige geleimt worden war. Vor dem Reinigen habe ich das Rissende mit einem Diamanten gesichert. Der kann nachher wieder entfernt werden, dort wird er nicht gebraucht. Man soll ja die Diamanten sparsam einsetzen.
    Am Rand musste ich noch einen Hohlraum füllen. Da ist der Adergraben für die Einlage zu tief ausgehoben worden. Wenn ich zum Leimen der Risse dort die Rissklammern ansetze, dann würde das sofort wegbrechen. Also habe ich dort ein Stück eingesetzt.

  • schöne Bilder, saubere Arbeit. Freue mich schon auf Neuigkeiten. Willst du den selben Bassbalken wieder einbauen oder einen Neuen? Was sind deine Kriterien ? Masse, Größe, Spannung? Bin gespannt (oder entspannt) wie ein Bassbalken. ;)

  • Hallo Chiocchola, ja, ich will den Bassbalken wieder einbauen. Erstmal versuche ich immer, eine Geige soweit wie möglich in allen Teilen original zu erhalten und dann hat der Bassbalken noch genug Spannung, um wieder verwendet zu werden. Der hatte sich ja an einem Ende schon von der Decke gelöst und stand dort ein paar mm ab.
    Leider gibts eine Schwierigkeit bei dem jetzt geleimten Mittelfugenriss. Der Riss geht einfach nicht mehr komplett zusammen. Da erst am unteren Teil (am Rand) der Riss schon zusammen war und dann ein Teilstück danach noch ca. 0,5mm auseinander klafte, habe ich dort unten Material entfernt und dadurch den Spalt auf ca. 0,1mm verringern können. Aber weiter geht der nicht mehr zusammen. Mit meiner doppelten Rissklammer kann ich schon recht hohe Kräfte einbringen, aber weiter geht es nicht. Das Holz war wohl noch nicht ausreichend getrocknet, als es verarbeitet wurde und ist halt an der Stelle geschwunden. Ich habe den Riss jetzt so geleimt, aber zufrieden bin ich damit nicht.
    Ich habe schon daran gedacht, dort ein Futter einzusetzen. Oder die Leimung noch mal wieder lösen und dann einen Span einleimen. Oder so lassen.
    Was würdet ihr machen?

  • Span einsetzen wäre zumindest bei einer wertvollen Geige wohl der Korrekte Weg. Habe so etwas (Span in Fuge) bei einer von meinen Bastelgeigen gesehen und dachte bisher immer das hätte ein Geigenbauer im Zuge einer Reparatur wegen eines Harzganges gemacht. Könnte aber auch wie bei dir gewesen sein.


    Vielleicht ist der Schwund auch durch das Liegen der Decke ohne Verleimung mit der Zarge in der Heizperiode passiert. Ene neu gefertigte Decke aus ca. 30ig Jahre altem Holz verliert bei mir in der Breite nach 2 Wochen 0,4mm!! Hätte ich nicht gedacht.


    Beim Adergang habe ich schon eine Mischung aus feinsten Schleifstaub vom selben Holz mit Fischleim als Spachtelmasse verwendet wenn ich beim Ausheben zuviel Material verloren habe. Erscheint mir aber bei einem langen Riss entlang der Mittelfuge nicht optimal.


    Zum Bassbalken: Mir hat ein Geigenbauer neulich gesagt der Bassbalken wäre ein weit unterschätztes Ersatzteil welches alle 10-20 Jakre gewechselt werden sollte, seine Masse, Länge und Spannung wäre absolut klangentscheidend. Weiß nicht ob das so stimmt aber könnte was dran sein.


    Desweiteren erscheint mir, dass alein das Aufmachen und frische Verleimen den Klang einer Geige immer frischer und präsenter macht. Vielleicht auch nur Einbildung?

  • Vielleicht ist der Schwund auch durch das Liegen der Decke ohne Verleimung mit der Zarge in der Heizperiode passiert.


    Nein, der Spalt war vorher schon da, nur war der mit Leim gefüllt worden.


    Das mit dem Bassbalken wechseln habe ich auch schon gelesen. Aber ich denke, wenn der noch genug Spannung hat, dann braucht das nicht. Bei meiner Geige hatte der sich ja an einem Ende von der Decke gelöst. Dadurch wurde der entspannt und hat deshalb vielleicht seine Spannung nicht verloren.