Kopie von Klotz-Geige?

  • Ich bin neu hier und habe eine Geige, vermutlich die Kopie einer Geige von Sebastian Kloz, zu der ich gern Eure Meinung hören würde. Sie sieht alt aus. Die untere Lackschicht ist blassgold, darüber war scheinbar ein rötlicher Lack, der an einigen Stellen erhalten, auf dem Großteil des Korpus aber abgegriffen scheint. Könnte das ein Fake sein oder echt? An der Schnecke ist der rötliche Lack komplett.Die Geige hat eine sehr hohe Wölbung, ihr Korpus sieht von der Seite fast wie ein Zylinder aus. Ich habe mehrere (angebliche) Klotz-Geigen mit so einer Wölbung gesehen. Die Schnecke ist, verglichen mit dem Korpus, eher klein, aber fein gestochen. Die Geige hat einen Zettel mit der Aufschrift "Sebastian Kloz in Mittenwald 17".


    Was mich sehr wundert, ist der Klang der Geige. Ich hab neue Dominant-Saiten aufgezogen, damit klingt die Geige heiser und rauh, vor allem in den Tiefen. Dagegen klingt meine hundert Jahre alte sächsische Manufakturgeige mit Tonica-Saiten geradezu samtig... Ich hatte mir bei dem Korpus der Kloz-Geige einen satten, vollen Klang erhofft, aber sie erscheint mir nur laut und rauh. Könnte sich das mit regelmäßigem Spielen geben? Sie wurde scheinbar lange nicht gespielt. Oder muss ein Geigenbauer sie klanglich optimieren?


    Kann man von der Bauweise auf einen bestimmten Klang schließen? Oder hängt das eher von der Holzauswahl oder den Saiten ab? Ich hätte z.B. gern eine Geige, deren E-Saite süß und lieblich klingt, weil meine Ohren sehr empfindlich sind, so dass mir die E-Saite oft zu schrill ist. Auf meiner Sächsin hab ich deshalb als E-Saite Dominant aufgezogen (umsponnen und deshalb weicher).

  • hallo und herzlich willkommen, die Holzwahl der Decke finde ich schön, die vom Boden solide aber nicht berauschend auch wenn der Boden Einteilig ist. Bei rötlichen Lack fällt mir eigentlich immer erst Frankreich ein, muß aber in diesem Fall nicht so sein. Von der Bauweise kann man nicht auf einen Klang schließen.
    Es sind zu viele Parameter für den Klang verantwortlich, lack Dicke des Holzes, feine und gute Fertigung oder manchmal auch der Zufall ( China Geigen, aber nett gemeint), set up steg stimmstock oder Saiten wahl. und die wahl des Bogens usw. Und ja Geigen brauchen eine Einspielzeit bist alle neuen Teile wissen wo Sie klanglich hin gehören. Geduldig sein die Geige Spielen und sehen was passiert.

  • Ob eine Geige eine Einspielzeit hatt und dadurch sich im Klang verändert, ist umstritten. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten das nicht belegen.
    In erster Linie spielt sich wohl der Spieler auf die Geige ein. Ich habe auch schon gehabt, dass ich erst mit der Ansprache einer Geige nicht richtig zurecht kam und nach ein paar Tagen war das kein Problem mehr.
    Die Antikisierung der Geige ist ausserdem recht gut gemacht. Das Alter dürfte um einiges jünger sein, als das Aussehen vermuten lässt. Da hat sich einer richtig Mühe gegeben. Ein Anschäfter und ein paar Ausbuchser hätten allerdings nicht fehlen dürfen.


    Vom Aussehen auf den Klang zu schließen ist nicht leicht. Vor allen so Besonderheiten (rauher, heisere Klang) kann man nicht auf Fotos erkennen. Bei hochgewölbten Geigen gehe ich erstmal von einer geringeren Tragfähigkeit des Tones aus. Das muss nicht schlecht sein. Ich übe gerne auf meiner hochgewölbte Geige, die ist nicht so laut.

  • Ok, du hast ja das Original in den Händen. Ich habe gerade noch mal die Fotos vergrößert, aber so richtig sehe ich keinen Ausbuchser. Beim A-Wirbel könnte so ein halber Millimeter dicker Teil einer Buchse zu sehen sein. Normal ist ein schöner runder Rand um die Wirbellöcher zu erkennen.

  • Das sehe ich auch so.
    Durch das bloße Spielen würde ich vom Klang keine großen Änderungen erwarten.


    Ein dauert ein paar Stunden oder Tage, danach passiert klanglich für den Zuhörer nicht mehr viel.
    Bis man sich komplett auf die Geige eingespielt hat, dauert es länger, das Gefühl zur Geige ändert
    sich, die Einstellung, jede Note hat ja ihren besonderen Klang.


    Wenn ein Geigenbauer eine Geige verkauft und dazu meint: „Der Klang ist jetzt zwar noch dünn, aber
    er entfaltet sich noch durch das Spielen und wird voller und weniger näselig“ (alles schon gehört), dann
    sollte man da nichts drauf geben! Lieber die Geige kaufen, die gleich dem Wunsch entspricht.


    Zur Wölbung: Da würde ich keine pauschale Aussage zum Klang machen. Alles ist möglich.

  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Ursprünglich waren auf der Geige Stahlsaiten aufgezogen. Vielleicht klingt sie damit besser als mit Kunststoffsaiten.


    Hat noch jemand eine Idee zum ungefähren Alter und zur Herkunft der Geige?

  • Ich würde es als einfachere Arbeit ansehen, das Alter fällt mir schwer zu schätzen.
    Die Krümmung der Decke ist wirklich weit von jeder gut klingenden Geige die ich gesehen habe. Die Höhe der Wölbung ist dabei weniger der Punkt.
    Die Qualität Antiquisierung und manche Details stehen im Krassen Gegensatz zum Gesamteindruck. Allemal interssant!

  • Ich war mittlerweile mit der Geige bei meinem Geigenbauer. Seiner Aussage nach ist sie eine etwa 100 Jahre alte sächsische Manufakturgeige nach Vorbild der Klotz-Geigen und auf alt getrimmt, da man keine unterschiedlich farbigen Lackschichten erkennen kann und die Kratzer und oberflächlichen Löcher alle dieselbe Farbe (schwarz) haben. Wären sie echt, hätten sie unterschiedliche Färbungen.


    Nachdem er die Stimme gerade gerichtet hat (sie war schräg), klingt die Geige schon viel besser, in den Tiefen wie eine Bratsche, was mir gut gefällt. Dafür sorgt sicher auch der mehr als 36 cm lange und voluminöse Körper. Wenn man Stimme und Steg aufeinander abgestimmt neu machen würde, würde sie seiner Meinung nach noch besser klingen.
    Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich dafür das Geld ausgeben möchte. 2 der Wirbel müssten auch neu gemacht und das Griffbrett abgerichtet werden, und damit wird das Ganze ziemlich teuer.

  • Die meisten heutigen Geigenbauer leben eben von Reparaturen und nicht vom Verkauf neuer Instrumente.
    Der Kunde heute, kauft "oftmals" auf Auktionsplattformen und lässt die Geige beim Geigenbauer richten.
    Dies hat mir schon mehr als ein Geigenbauer mitgeteilt.