Lackretusche im Stegbereich

  • Hallo liebe Community,


    seit langer Zeit lese ich hier im Forum gerne mit und habe viel lernen können.
    Seit einigen Jahren ist das Reparieren und restaurieren von Geigen mein Hobby.
    In letzter Zeit begegnete mir immer wieder eine "Krankheit": Unter den Stegfüßen ist der Lack abgewetzt/ abgesplittert und man sieht das rohe Holz.
    Habe zwei verschiedene Ansätze ausprobiert um diesen Schaden zu beheben.

    • Leicht beizen und dann in unzähligen Schichten Schellack auftragen. Dann übergänge fein schleifen, großflächig Schellack und dann ganze Decke polieren.
    • Hammerl Retuschierlack aufgetragen, sodass das Niveau leicht höher als der Originallack ist, wieder fein schleifen usw. usw..

    Mein Problem: Die Hammerl-Lacke sind nicht deckend genug. Was tun? Verdünnen und dünnere Schichten verwenden, aber dafür mehr? Sodass es dunkler wird...
    Wie lösen andere das? Gerade bei einfacheren Manufakturinstrumenten ist der Lack stellenweise sehr dick.


    Freue mich über Feedback
    LG
    Vittorio

  • Zunächst wird in der Regel ein passender farbiger Grund gewählt (dafür wird zum Beispiel Kolophonium gerne verkocht). Und dann scheiden sich die Geister ein wenig. Manche versuchen einen möglichst ähnlichen Lack drüber zu machen, andere nehmen einen festen transparenten wie Du es beschrieben hast.
    Schellack wird im Geigenbau eigentlich nicht viel verwendet.

  • Das Problem das sich auch zeigt ist, dass die Schellackpolitur mit dem innewohnenden Spiritus die Retusche des Hammerl-Retuschierlacks wieder "abwäscht"
    Der Retuschierlack hat aber einen ganz anderen Glanzgrad als der Rest der Geige.
    Ich muss also der Retuschierlack "mattieren". Habe mit 1200 Schleifpapier und Wasser die Oberfläche geschliffen, doch was nun? Jetzt muss der Übergang von Retusche auf den Rest unkenntlich gemacht werden. Der Retuschierte Bereich reagiert aber auf eine Bims-Öl-Politur ganz anders als der Originallack. Auch auf eine Politur mit Micromesh. Er scheint "zäher" und weicher zu sein.
    Wirklich schwierig... Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Freu mich über Feedback...
    Vittorio

  • Also einen neuen Lack der die gleichen physikalischen Eigenschaften hat bekommt man nicht hin. Geigenlacke trocknen meist jahrelang.
    Wie machst Du den Schellack? Trocknest Du unter UV Licht oder in der Sonne?
    Alternativ einen Lack aus Leinsamöl, Spiritis Kolophon und basischen Mineralien, der muss aber lange einkochen. Bei niedrigerer Temperatur wird dieser klarer, bei höheren dunkler. Je nach Temperatur bis zu 100 Stunden, bis er stabil ist.
    Geigenlacke sind ein großes Thema ohne einfache Antwort.

  • Ich habe gerade bei einer alten Geige die Erfahrung gemacht, dass der Lack im Stegbereich anders reagiert, als sonst auf der Decke. Der Lack ist im Stegbereich wieder weich geworden. Allerdings war schon nach ca. 24h wieder eine spürbare Verfestigung der Oberfläche festzustellen. Die Decke ist schon mal vor einiger Zeit mit einem Öllack nachlackiert worden. Im Bereich des Steges müssen wohl Kolophoniumreste zu einer anderen Reaktion des Lackes geführt haben. Optisch war das vorher nicht feststellbar.
    Habe diese Politur benutzt: https://www.joha.eu/de/pflegem…flegepolish?number=&c=297