Ist das eine echte Joseph Guarnerius?

  • @'j_g_Gütter
    In Bezug auf Streichinstrumente bin ich wohl kein Profi, wohl aber bei Zupfinstrumenten, ich weiß allerdings, daß wirkliche Talente, die dann Ihre "Stradivari" gesponsort bekommen auch kein leichtes Brot damit haben, schon alleine der Sicherheitsaspekt und nicht zu vergessen versicherungstechnisch, was du hier angesprochen hast.
    Es ist mir schon klar, daß meine Geige aus einer ganz anderen Welt kommt, macht aber nichts. Ich finde ebenfalls, daß der Wert eines Instruments nicht unbedingt zuallererst geldlich messbar ist. Ein handgemachtes Einzelstück, also masterbuilt, gibt es nur einmal und es ist etwas Besonderes, wie will man denn da eiskalt von Zahlen sprechen, doch wo Werte durch Arbeit und Material entstehen, die von Anderen entgegengenommen werden, muß man das.
    Wenn man das nötige Kleingeld dafür hat und sich so ein Instrument kauft.....muß ja keine Stradivari sein.....dann kann man es sich auch auf Neupreis versichern lassen.
    Ich glaube ich würde es jedoch nicht tun.....liegt aber daran, daß ich fast 2,5 Jahrzehnte lang Gitarren angefertigt habe und mir das Instrument selbst ersetzen könnte. :D
    Was jedoch nicht gesagt ist, daß dieses auch zu 100% genauso klingen würde, wie das zuvor gebaute, einige Hölzer gibts heute nicht mehr, hier währen wir wieder beim Einzelstück.

  • Naja, man kann auch eine Parallele zur Gitarrenwelt ziehen... ;)


    Auf dem Flohmarkt bekommt man für Hobbyspieler brauchbare Vollholz-Gitarren für 50-100 Euro, für meine -für einen Hobbyspieler gut klingende- Klira habe ich damals 18 Euro bezahlt. Die war noch dazu in neuwertigem Zustand, nicht ein einziger Lackkratzer. Eine neue Gitarre der gleichen Klangqualität würde mich etwa das 20-30fache kosten. Was ist sie nun wert? Leider eben nur soviel, wie mir ein Käufer dafür zahlen würde, also voelleicht die 50-100 Euro. Sonst kauft der die alte Gitarre beim Flohmarktstand nebenan...mit dem Neuwert/Klang/antik/blablabla brauche ich da nicht anzufangen... ;)


    Genauso ist das bei Deiner Geige. Die mag gut klingen- aber der Markt ist absolut dicht. Für 150$ bekommt man ein nagelneues, verdammt schickes und qualitativ gleichwertiges Instrument aus China (Yitamusic, Ebay.com). Und wer was Altes will, findet bei Ebay für 50-100/150 Euro genug Angebote.
    Zum Klang: Das, was man am Ohr hört, hat nicht immer was damit zutn, was man in 3-4m oder Saaldistanz hört.


    Und nein, die Schnitzerien sind eben "nicht bloss", sondern ausgesprochen wertmindernd. Die waren mir auf den Bildern gar nicht so aufgefallen. Streicher sind da relativ wenig tolerant, da geht es auch schon oft nach Optik (schöne Hölzer, schöner Lack...), natürlich kauft man ein Instrument nach Klang, aber es gibt eben in deiner Qualitätsklasse tadellose Instrumente in riesigen Stückzahlen. Daher sind die Sch itzerein zwar kein klanglicher, aber doch ein optischer nahezu "Totalschaden". Ich würde daher meine Wertprognoseauf ca. 100€ absenken.Vielleicht noch 120, aber 300 halte ich für illusorisch. Auf dem Flohmarkt gibts dafüreher noch weniger...

  • Ich würde dir Vorschlagen zu Versuchen die Geige zu Verkaufen für einen preis den du für Angemessen findest. Sollte dieser Preis nicht zu erziehlen sein würde ich Sie behalten. Ich bin kein freund vom Unnötigen verramschen. Und Vielleicht findet sich ja jemand im Familären Umfeld der gerne Geige spielen würde. Die Schnitzerein sind allerdigs ein wirkliches problem, ich glaube die bekommt optisch nicht weg poliert. Somit wird immer ein bisschen zu sehne sein.
    Eine weite Option ist die Geige als Leihgeige zu Vergeben da hören sich 5-8€ im Monat wenig an aber es summiert sich. Allerdings muß man jemanden finden den die Kratzer nichts aus machen.
    Und eines möchte ich noch kurz erwähnen. Viele Vergessen oft das der Bogen auch einen Wert haben könnte. Daher ist es Ratsam den Bogen seperat zu Prüfen, Und sollte gegebenenfalls auch seperat Verkauft werden.

  • Nein, die Ritzungen (die mich übrigens fatal an eine SS-Rune und ein zum Fenster korrigiertes Hakenkreuz erinnern, aber vielleicht bin ich da paranoid) kriegt man nicht weg. Zumindest bei dem "Blitz" sieht man, dass er so tief ist, dass man da recht grossflächig schleifen müsste, um das wirklich weg zu kriegen, und recht tief müsste. Da würde dann vermutlich die Decke zu sehr geschwächt- abgesehen davon, dass sich Ausschleifen, Neugrundierung & Lackierung bei diesem Instrument finanziell einfach nicht lohnen.


    Wenn man sie loswerden will: Bei Ebay ab 1 Euro einstellen. Ansonsten eben behalten und selber spielen.

  • @Braaatsch


    Ja, genau daran habe ich auch gedacht und ich bin nicht paranoid.
    Der Blitz hat mich auch an eine Sig-Rune erinnert und das Kreuz im Viereck, könnte wirklich ein entschärftes Swastika sein, bin mal auf einen Bericht gestoßen da ging es um Holocaust-Geigen, die wurden wieder aufgepeppelt und werden teilweise auch im Orchester gespielt. Ob meine eine davon war? Wer weiß.
    Die Schnitzungen sind aber auch nicht wirklich oberflächlich, es wirde den Klang auf jeden Fall verändern, wenn man diese rausschleift, ich denke mal, daß man dafür bestimmt 1mm hergeben müsste, das kommt bestimmt nicht so gut.


    Zu der KiRa, bist du dir sicher, daß eine neue Gitarre das 20Fache kosten würde um einen vergleichbar guten Sound zu bekommen? ;)
    Bei Gitarren ist es so, daß der Erziehungsfaktor miteinbezogen werden muß.
    Ein neues Instrument muß ersteinmal eingespielt werden, jenachdem welche Gitarre es ist sind das 6 bis 12 Monate, wenn man dies GUT macht, dann hat man bei entsprechender Qualität tatsächlich einen tollen Klang.
    Deshalb suchen viele Menschen gezielt nach alten Vintage-Gitarren.....gut nicht nur dashalb.....aber großflächig, denn die gehen davon aus, daß sie aus einem alten Instrument aus den 60ern, das viel und lange gespielt wurde den ultimativen Vintage-Sound rausbekommen welcher in dessen Augen einfach zum niederknien ist.
    Das kann sein, nur muß man sich immer fragen, wer hatte die Gitarre zuvor gehabt, wie hat er drauf gespielt......es geht nämlich auch in die andere Richtung.


    Ich bin zwar kein Vintage-Anhänger, jedoch kann ich sehr gut verstehen, wenn jemand schon alleine aus kultivirten Gründen und aus einer Herzenzangelegenheit der alten Zeiten wegen so ein Instrument haben möchte. Es gibt Rechtsanwälte die ersteigern eine uralte Fender Strat für 14000Euro und bringen diese zum Gitarrenbauer mit der Bitte um Instandsetzung. Dieser versteht die Welt nicht mehr, wo er sich doch schon alleine aus Liebe zu seiner Berufung kardinal auf den Schlips getreten fühlt. Warum nicht bei mir ein neuwertiges, perfektes Instrument für einen Bruchteil? Heißt jedoch nicht, daß seine Fertigungsqualität auch wirklich so gut ist wie er denkt.
    Ich kann beide Seiten verstehen.


    Freut mich übrigens, daß auch ein Violinist zur Gitarre greift.

  • @abalon


    Danke für den Tipp!
    Vielleicht sollte ich den Bogen wirklich nochmal abfotografieren und einzeln verkaufen, dieser ist ebenfalls alt.
    Ich dachte mir auch, daß ich bereits mit einem Moderaten Betrag anfange, der mir auch lieb währe, falls sich keiner findet, dann behalte ich die Geige selbst, denn eine innere Stimme schreit noch nach Behalten ..... zwei nach Verkaufen.
    Ich frage mich nur, was ist, wenn sich nur der Bogen verkauft und die Geige nicht, dann kann ich nicht spielen und muß mir einen neuen Bogen holen, der vielleicht nicht so gut psst?
    Das währe wieder ein Gegenargument.
    Ich werde noch detaillierte Schnitzbilder bereitstellen für meinen Verkauf, damit wirklich alles klar ist, ich dachte man sieht das schon auf dem Haupfbild.
    Verleihen würde ich ein Instrument nicht, ist nicht so mein Ding, ich wüßte auch nicht an wen.

  • Ja, mit Gitarren ist das so eine Sache, da kann man bei Vintageteilen Glück haben oder eben auch nicht, ich habe eben damals Glück gehabt. Klar gibt es Gebrachtgitarren, die noch viel besser klingen als meine, aber ich meinte damit, dass ich viel mehr Geld (gepeilt 500 Euro) ausgeben müsste als die 18 Euro, um bei einem Neuinstrument das garantiert gleiche Potential zu haben (es gibt sicher auch billigere Neuinstrumente, die sich gut entwickeln, das ist dann auch immer ein bisschen Lotteriespielen...)


    Das ist bei Geigen/Streichinstrumenten ja ähnlich. Es gibt billige Geigen, die gut klingen, und teurere, die eher so "naja" sind. Da lässt das Einspielen einen gewissen "Spielraum" zu, aber jedes Instrument hat nur ein bestimmtes Potential.


    Und während zumindest Gitarristen der Hobbysparte doch ganz gerne mal über Kratzer, Macken, Aufkleber (und was es an sonstigen Sünden gibt) bei Gitarren hinwegsehen und damit einen gewissen Charme verbinden, so sind solche Lack/Holzschäden bei Geigen, sofern sie nicht als bewusste Antikisierungen angebracht sind oder eben eine echte Patina darstellen, extrem wertmindernd.


    Vielleicht hat die Geige mal einem Nazi-Sympathisanten gehört, aber eine "Holocaustgeige" ist es sicher nicht. Kein jüdischer Mitbürger hätte noch die Zeichen des Regime, das ihn umbringen will, auf seine geliebte Geige gewchnitzt. Es gab auch Geigen in den Naziorchestern, aber die hatten dann eher profesionelle Gravuren n der Schnecke oder am Unterklotz/Nähe Saitenhalterknäpfchen. Kein ernsthafter Violinist hätte sich an der nahezu heiligen Decke seines Instrumentes so vergangen.

  • Ich habe nur diesen einen kurzen Bericht darüber gesehen und falls diese Geige aus dieser Serie stammen könnte, so hätte ich eher gedacht, daß diese Schnitzungen bewußt als Angriff auf das Instrument angebracht währen, von wem auch immer. Ich glaube nicht, daß ein Mensch bewußt zur Verschönerung der Decke ergendetwas mit einem scharfen Gegenstand hineinritzt, eher als Entwertung.


    Ich für meinen Teil bin kein Freund von Vintage, wenn ich mir eine Gitarre anfertige, dann ist sie perfekt, neu und lupenrein, jedoch kann ich es vestehen, wenn sich ein Vintage-Freund eine uralte Fender kauft. Heutzutage werden sogar fabrikneue Gitarren "geaged" also absichtlich optisch zerkratzt, gefleddert und vergilbt hergestellt, für mich währe das nichts, als ich mir mal eine kleine Schramme in eine meiner Gitarren gefahren habe, was hab ich geflucht. :cursing:

  • ..ist eine Frage der Finanzen. Ich für meinen Teil schrammel ein bisschen als Hobby, und sehe absolut keinen Sinn darin, für meine Zwecke ein teures neues Instrument zu kaufen, wenn für 18 Euro auf dem Flohmarkt was Brauchbares zu haben ist.


    Ehrlich, sich an einer Geigendecke so zu vergehen ist ein Frevel, und was hat das Instrument mit politischen Strömungen zutun? Ich denke, das war eher genau so ein Depp wie die Leute, die ihre Gitarren mit Eddingstiften und Aufklebern "verschönern". Irgendein Teenie, der ein bisschen provozieren wollte. Aber das ist Kaffeesatzleserei. Fakt ist, die Geige hat schwere optische Schäden, die nicht in einem wirtschaftlich sinnvollen Rahmen zu beheben sind, da es sich um ein Schülerinstrument handelt, welches selbst in gutem ("perfektem") Zustand nur vielleicht 200-250 Euro wert ist.

  • Ja, da gebe ich dir Recht, das ist eine Sauerei ein Instrument zu beschädigen und jeder der das tut, ob irgend ein Teenie oder ein Rockstar, der seine Gitarre auf der Bühne zerschlägt um cool zu wirken sollte sich mal vor einem rohen Stück Holz stellen und mal soetwas anfetigen und wehe es klingt nicht.
    Aber so sind einige Leute, die randalieren, schmeißen die Fensterscheiben bei leerstehenden alten Industriegebäuden ein (wozu), schnitzen an Sachen rum, zerkratzen Autotüren, was die sich dabei gedacht haben kann ich dir auch nicht sagen, das hat jedenfalls nichts mit Kreativität zu tun.