Ist das eine echte Joseph Guarnerius?

  • Hallo Leute!


    Ich habe dieses Forum hier aufgesucht und falle gleich ohne mich richtig vor zu stellen mit der Tür ins Haus.....ist das schön?
    Nein, deshalb stelle ich mich kurz vor. ;)


    Ich komme eigentlich aus der Gitarrensparte, habe längere Zeit Gitarren entwickelt und gebaut, sogar eine Geige war mal mit dabei, aber das vergesse ich mal schnell wieder, besser ist. :saint:


    Zu meinem Anliegen:


    Mir ist heute eine alte Geige in die Hände gefallen, die ich mir einmal vor längerer Zeit von einem Antiquitätenhändler gekauft habe. Das Instrument hatte damals Ritzungen und auch Lackfehler, ich habe die Geige so gut gepflegt wie ich konnte, aber Restaurierungen habe ich keine vorgenommen, alles ist also so geblieben wie gehabt. Nun spiele ich mit dem Gedanken diese zu verkaufen, denn ich werde wohl nicht mehr drauf spielen.


    Nach Recherche bin ich schon über das für euch bestimmt mitlerweile leidige Thema gestoßen und scheinbar gibt es viele Kopien, meine bestimmt auch, aber unter den vielen sich wiederholenden Kopien konnte ich meine nicht wiederfinden.


    Ich lege euch hier mal ein paar Bilder mit ein, damit ihr schauen könnt.
    Ich würde gerne wissen ob es eine echte sein könnte, bzw. was ich dafür verlangen könnte.


    Ein Zettel ist im Geigeninneren ebenfalls eingeklebt:



    Joseph Guarnerius fecit
    Cremonae anno 1740


    Rechts daneben ein "W" mit Krone und Kreis drumherum, findet sich auch auf der Rückseite der Geige unterm Halsfußbereich.


    Währe sehr lieb, wenn ihr mir dazu etwas sagen könntet.


    Viele Grüße
    Horsti

  • Hallo Horsti,
    leider keine echte. Neben dem, was Colding schon schrieb, ist die Geige einfach keine ca. 300 Jahre alt.
    Man muss diese Zettel einfach als Hinweis darauf sehen, was der Geigenbauer als Vorlage genommen hat.
    Falls du die bei ebay einstellst, schätze ich, dass die Gebote unter 300 EUR bleiben.
    Gruß Norbert

  • Auch bei der Vorlage nach Strad wäre ich zurückhaltend. Das ist einfach ein Verkaufszettel und die Geige ist keinem Stradmodell sehr nahe. Da ist durchaus ein wenig was vermischt worden im Stil.
    Generell eine einfachere Manufakturgeige.

  • Hallo erstmal an euch Drei!


    Vielen herzlichen Dank für eure Antworten, ich habe mir schon fast gedacht, daß es keine Echte ist, jetzt weiß ich Genaueres, die 300€ sind auch ein guter Anhaltspunkt.


    Herzliche Grüße
    Horsti

  • 300 sind aber seeeehr optimistisch...! Ich denke bei Ebay bleiben die Gebote darunter. Wenn sie spielbar ist (Saiten nicht völlig runtergespielt, Steg, Stimmstock ok, Wirbel halten die Stimmung und laufen gut etc.) kann man im Privatverkauf vielleicht 300 bekommen. In diesem Zustand als "Katze im Sack" bei Ebay eingestellt würde mich alles über 200/250 Euro sehr wundern. Es ist ein einfaches Schülerinstrument, Windisch war eine grosse Manufaktur, also kein "kleiner Meisterbetrieb".

  • Hallo Braaatsch!


    Na ja, ich habe die Geige damals für mich zum spielen gekauft, habe sie angespielt und empfand sie technisch völlig in Ordnung, der Ton hat mir zudem sehr zugesagt.
    Außer den beiden Schnitzungen auf der Decke und diversen Lackschäden ist die Geige in meinen Augen absolut OK, ich hab sie gestern noch gestimmt und Ihr ein paar Töne entlockt, bevor ich sie fotografiert habe, alles wie gehabt.


    Grüße
    Horsti

  • Also ich finde das Braaatsch hier völlig richtig liegt, der Geigenmarkt ist und bleibt ein außer gewöhnliches Portal. In diesem fall ist es eine Manufaktur Geige und die werden eben nicht besonders hoch gehandelt.
    Wobei es gibt ein paar ausnahmenen. Leider gehört diese Geige nicht dazu. Und es spielt hier glaube ich auch keine Große Rolle welchen Wert die Geige hat, wenn nach eigenen Aussagen der Klang ein selber zu sagt. Also freuen und selber Spielen. Sollte es nicht so sein stellt sich doch die frage, warum die Geige einen anderen Wert haben sollte, wenn es für das eigene Spielen nun doch nicht Reicht. Ist der Klang vielleicht doch so Gut das man sich für ein anderes Instrument Entscheidet oder Spielt man so selten das man den Klang garnicht beurteilen kann. Und schon sind wir wieder beim Wert der damit Deutlich geringer ausfällt. Um es einmal auf den Punkt zu bringen. Wir wünschen uns alle im Portal, eine Geige zu besitzen die Wertvoll ist, aber es sind nur wenige Meistergeigen die das Prädikat haben wertvoll zu sein und die findet man eben nicht in einer Manufaktur.

  • Wo fängt wertvoll überhaupt an? Ob meine 21.000€ Geige dazugehört? Als Profi würden die meisten wohl eher nein sagen.
    Der Wert einer Geige ist extrem unterschiedlich, abhängig von welchem Markt man spricht.
    Das höchste ist wohl der Versicherungswert, der davon ausgeht eine vergleichbare Geige beim ersten Geigenbauer zu finden. Bei Neubauten wird oft der Verkaufspreis plus eine kleine Aufwandsentschädigung angenommen. Ich habe meine Geige genau zum Neukaufpreis versichert.
    Der nächstniedrigere Preis ist der des Geigenbauers. Er verkauft dabei auch, dass er Garantien und Komfort bietet, man die Geige auf Herz und Nieren prüfen kann und immer eine Auswahl zum Vergleichen hat. Der Kommisionspreis ist vergleichbar.
    Danach kommt der Preis wenn man die Geige privat verkauft, dabei aber ein geschicktes Umfeld hat. Zum Beispiel zu einem Musikerkolegen, der die Geige auch eine Woche testen kann.
    Danach kommen spezialisiert Auktionshäuser, in denen die Instrumente kurzzeitig auch ausgestellt werden, z.B. Tarisio oder Amati..
    Danach kommt der ebay Blindkauf, und das ist in der Regel im Vergleich sehr wenig. Ich habe schon eine Schleske der Solistenklasse für 12000€ so gesehen. Das ist die Hälfte des Preises bei Schleske. Bei Geigen ohne namenhafter Herkunft ist das Risiko ein VSO zu kaufen hoch und damit die Bereitschaft viel zu Zahlen niedrig.

  • @abalon
    Ich minimalisiere mich zur Zeit ein stückweit und möchte das, was nicht wirklich regelmäßig in Gebrauch kommt verkaufen. Ich komme eigentlich aus der Gitarrensparte und bin mit der Gitarre groß geworden, das ist auch mein Hauptinstrument, die Geige habe ich mir vor Jahren mal gekauft und sie nebenher gerne gespielt.
    Da ich jetzt, wenn überhaupt gerademal zum Gitarrespielen komme und die Geige mehr und mehr außenvor lassen muß, habe ich mit dem Gedanken gespielt sie zu verkaufen und weil ich vermeiden wollte, eventuell ein wertvolles Instrument zu billig zu verkaufen, wollte ich erstmal herausfinden, was ich bei mir letztendlich stehen habe. Ich weiß jetzt in etwas was ich dafür bekommen kann, das ist für mich in Ordnung so. Zugegeben, wenn ich sie höre, dann komme ich ins Straucheln, ob ich sie verkaufen soll, aber mein Entschluß steht fest.