Bitte um grobe Einschätzung einer Geige(bin absolut ahnungslos)

  • Hallo zusammen, ich bin ein völliger Laie und hoffe hier auf eine kleine Hilfestellung, um den Wert einer geerbten Geige etwas besser beurteilen zu können.
    Ich hatte sie bei Ebay eingestellt, da ich selbst nichts damit anfangen kann, hatte aber schon in der ersten Stunde einige Zuschriften, in denen mehr als der verlangte Preis geboten wurde, was mich stutzig werden ließ. Bevor ich weiter mit potentiellen Käufern verhandele, wüsste ich daher gerne wenigstens annähernd, um was es sich bei dem Instrument handelt.
    Die 4/4-Geige wurde in den 1940er Jahren von meinem Vater gespielt, könnte aber durchaus älter sein. Obwohl mein Vater kein begeisterter Geigespieler war, sieht sie für meine Laien-Augen intensiv genutzt aus.Ich vermute, sie wurde nicht neu gekauft, sondern im Krieg in einem Tauschgeschäft erworben.
    Ein Zettel oder Brandzeichen ist leider nicht zu finden.
    Der Korpus hat am Rand einen kleinen Riss (andere Risse sind mit nicht aufgefallen), 2 Feinstimmer fehlen, der Lack ist stellenweise recht zerkratzt.
    Ich hoffe, die Fotos zeigen das Instrument halbwegs deutlich und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen kann.
    Auch einem fairen Kaufangebot bin ich nicht abgeneigt.
    Herzlichen Dank vorab!

  • Also, es handelt sich um eine durchaus schon etwas bessere Manufakturgeige, die allerdings ein bisschen Investitionsbedarf aufweist (Steg, Wirbel, Saiten, Riss verschliessen). Alles, was an Angeboten über 200/250 Euro hinausgeht sollte man annehmen.


    Falls noch ein Bogen dabei ist, ist der manchmal sogar mehr wert als die Geige.

  • Also was mir auffällt ist erstmal ein schön gestochene Schnecke und auch die Randeinlage gefällt mir.
    Von der Form her bin ich mir unsicher aber Hopf hat eher so Kantig und Viereckig gebaut was aber zum alter nicht past.
    Vom Holz her wurde gutes Material verwendet. Die f Löcher scheinen nicht einfach nur ausgesägt sonder auch abgerundet zu sein. Nun kommt das was zu einer alten Geige nicht passt. Der Steg sieht so aus als wurde er gestern erst gefärtigt. Und die Wirbel sehen so aus als wurden Sie Neu gekauft und ohne kürzen benutzt.
    Also die frage wo hat der Papa die alten Wirbel gelassen und den alten Steg?
    Vom alter würde ich Sie auf 1920- 1950 Schätzen. Ohne zettel oder Stempel bei Ebay mit Glück 500€
    Aber nicht jeder Geigenbauer hat seine Kennung als Zettel so gelegt das es jeder lesen kann.
    Ich würde einen Geigenbauer die Geige Vorstellen um gewissheit zu haben. Auch hier per Bilder ist nur eine Grobe Einschätzung möglich. Aber und auch das habe ich lernen müssen wenn auf einmal ein hohes unerwartetes Intresse auftritt ist es richtig sketisch zu werden aber wie bitte können die ein Höheren preis anbieten als man haben möchte. bei sofort Kauf ist die Geige gekauft. Oder war es eine Auktion und man wollte ein Preis anbieten um diese Vorzeitig zu beenden. Das heist aber nicht das hier die Geige mehr wert ist, manchmal schießen auch die Intressenten in Erwartung einen Schatz zu bergen über das Ziel hinaus.
    Und ein noch faires angebot als bei Ebay im Sofortkauf zu erwarten hier im Forum na ich weiß nicht.
    Ich habe dabei ein ein geschmäckle.


    Braaatsch es ist erschreckend das du wieder schneller warst.

  • Herzlichen Dank schonmal für die ersten schnellen Antworten!
    Da war meine Skepsis doch berechtigt! Ein Interessent hatte unverbindlich 200 - 300 € genannt, wollte aber erst noch weitere Fotos sehen.
    Da mein Großvater ein großer Bastler war (aber von Musikinstrumenten vermutlich keine Ahnung hatte), halte ich es für möglich, dass er Steg und Wirbel ersetzt hat, um seinem Sohn in "der schlechten Zeit" ein Weihnachtsgeschenk machen zu können.
    Der hiesige Geigenbauer verlangt leider schon für's Draufgucken 50 €, da muss ich wohl mal in der weiteren Umgebung schauen, wenn ich wirklich Gewissheit haben möchte.


    @ abalon: es ist mir übrigens auch bei einem anderen Verkauf (70er-Jahre Ledermöbel) schon passiert, dass ich mich völlig verschätzt habe und jemand den Festpreis weit überboten hat, um sich das Angebot auf jeden Fall zu sichern (und die sind damit noch viel zu billig weggegangen, aber gekauft ist gekauft). Wenn sonst noch niemand fest gekauft, sondern nur unverbindlich Interesse bekundet hat, ist das natürlich für mich als Verkäufer ein Auswahlkriterium.
    Falls hier im Forum Interesse bestanden hätte, hätte ich die Geige hier lieber verkauft als auf Ebay, denn hier scheint man wirklich "mit Herzblut" dabei zu sein ;)

  • Neee, Abalon, der Steg ist schon älter. Sieht man auf dem 4.Bild. Ich denke das ist eher ein Problem des Weissabgleichs der Kamera.


    Alter: 1900-1930 etwa.


    Das Bodenholz ist ganz nett, die Decke ist aber nur guter Durchschnitt. Also, alles in allem schon eine Geige, die "g'scheit" ist. Dennoch sollte man sich bezüglich des Wertes keine grossen Hoffnungen machen- der Markt ist "dicht". Und hier kommen wirklich noch mal ein paar Reparaturen dazu, und man sieht, dass das Instrument lange nicht gewrtet wurde.Wenn man dann bedenkt, dass bei Ebay Meistergeigen in spielbarem Zustand auch gelegentlich schon für 400 Euro oder weniger auftauchen, sollte man mit 300 schon wirklich zufrieden sein.


    Die Familiengeschichte bezahlt einem keiner, und auch die zighundert anderen alten Geigen bei Ebay haben "Geschichte".

  • ich tendiere zu Abalons Meinung. Sieht mir so nach Klingenthaler Schule aus. Diese sehen meist etwas derber klobiger als wie die Markneukirchner aus.
    Ohne sicheres Zertifikat würde ich die Geige dem Ihnen höchstbietenden verkaufen.

  • Und ich gebe Braaatsch recht und tippe zusätzlich auf eine typische sachsen Stradivari unterer Qualitätsstufe (rein wegen dem Deckenholz und der Lackierung).
    Da sollte nicht mehr hinein interpretiert werden als da wirklich ist.

  • Ob Klingenthaler Schule oder nicht, ob Stradivari oder nicht....ist in diesem Fall für den Wert absolut unerheblich. Bei "Sachsen" sind wir uns ja einig, und die 20 Jahre Uneinigkeit beim Alter ändern am geringen Wert auch nix.


    Dazu kommt der Reparaturbedarf- also Abalons Schätzung von 500 Euro finde ich zu optimistisch (das könnte man bei Ebay mit viel Glück vielleicht für ein spielbares, gesundes Instrument bekommen...).