Ist die wirklich so alt?

  • Hallo,


    ich habe bei einem Bekannten eine alte Geige abgestaubt...
    Auf dem Etikett steht "Joseph Rieger in Mittenwald an der Isar 1812"...


    gerne möchte ich wissen, ob die Geige wirklich schon 200Jährig ist... ich denke gross Wert hat die nicht mehr, war sehr lange im Keller und hat vermutlich ein einige Spalten im Rumpf...
    Gruss


    Manuel

  • Für das alter sieht die Geige eigentlich noch zu Jung aus. Was aber für das alter Sprechen könnte, ist das der Hals wie bei den Barockgeigen angebracht wurde und das Griffbrett erhöht wurde.
    Nach meinen Unterlagen sollten die Hand geschriebeneb Label wie folgt aussehen


    Joseph Rieger Geigen und
    Violenmacher in Mittenwald
    an der Isar 1827


    oder


    Joseph Rieger Geigen
    macher in Mittenwald an
    der Isar 17..
    Joseph Rieger


    Oder aber, es gibt noch ein zweiten Joseph Rieger aus dem 18Jahrhunder dort habe ich aber keine weiteren Informationen. Es kann bestimmt noch einer im Forum weiter helfen.

  • Ja, die Geige hat einen Barockhals, das könnte zum Zettel passen. Auch die Form der Schnecke sieht nach Mittenwald aus. Aber: In Böhmen wurden das ganze 19. Jahrhundert und bis ins 20. Jahrhundert hinein Barockgeigen gebaut (je später, desto seltener), und die haben alles gefälscht/kopiert und mit lustigen Zetteln versehen, was nicht bei 3 auf den Bäumen war. Ob die Geige jetzt ein Original ist, sieht man an Details, und das sollte sich am Besten eine Geigenbauer mal in Natura ansehen. Sollte die Geige eine durchgehende Unterzarge haben, ist Mittenwald sehr wahrscheinlich. Auch auf den ersten Blick hin halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass das Etikett stimmt.


    Zustand: Ich glaube, das sieht im Augenblick schlimmer aus als es ist. Alle Sachen, die ich auf den ersten Blick sehe, sind ohne Wertverlust reparabel. Ganz billig wird es wegen der Bodenfuge, die sich zu öffnen scheint, nicht, aber es ist zumindest alles machbar.

  • so über die Fotos erscheint sie mir nicht sehr berauschend. Ich befürchte, die ist eher wieder so eine Billiggeige aus Böhmen Mitte 19.Jh. bis Anfang 20.Jh. Ich habe hunderte solcher Geigen mit Zetteln von unbekannten Geigenmachern von Füssen bis Wien gesehen. Offenbar waren die Stradivari Zettel schon damals so häufig, sodass sogar der gutmütigste Tuscher da seine Zweifel bekam. Man griff dann auf komplett unbekannte Geigenmacher zurück.
    Die Rieger waren bekannt dafür, dass sie auch billige Geigen machten, sodass jeder Wirtshauskratzer zu seiner Fiedel kam (mir wurde mal eine von einem Georg R. angeboten), aber der Lack erscheint mir als billiger böhm. Industrielack so um 1880 aufgekommen. Es kann mich aber auch täuschen. Am besten Sie lassen sie in natura schätzen.

  • Lack und Hals/Schnecke passen mir auch nicht richtig zusammen, aber sie kann auch mal überlackiert worden sein. Aber so verdreckt wie das Instrument ist, ist für much eine Lackbeurteilung schwierig. Ich möchte weder Böhmen noch Mittenwald ausschliessen. Wobei nicht gesagt ist, dass Rieger der Erbauer war- es gab auch in Mittenwald grössere Werkstätten, die "kopiert" haben...