Amati anno 1682 - echt?!

  • Hallo liebe Geigenkenner,


    ich habe beim Entrümpeln bei meinen Eltern diese Geige gefunden. Innen steht "Andreas Amati Cremonae anno 1682". Kann jemand einschätzen, ob es sich um ein wertvolles Instrument handelt? Woran erkennt man eine echte Amati? Im Internet bin ich da leider nicht wirklich weiter gekommen. Habe auch schonmal nach Geigenbauern in der Gegend gesucht, um sie bewerten zu lassen - doch der nächste ist über 100km von mir entfernt. Daher dachte ich, ich probiere es erstmal hier und schaue, ob sich diese Fahrt überhaupt lohnen würde. (Denn nur per Email und Foto wird mir wohl kein Geigenexperte Auskunft geben, oder?!)


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Laura

  • Ich muss Sie da leider enttäuschen.
    Das ist eine der zigtausenden vogtländ. Geigen.
    Es fängt schon damit an, dass Andrea Amati etwa 100 Jahre früher sein Wirken hatte, und zu Zeiten Ende 17.Jh. auch die Amatis, falls es sich um einen anderen Andrea(s) handle, schon zur flacheren Wölbung a'la Stradivari übergegangen waren.
    Viele Billig-Stainer haben eigenartiger Weise irgendeinen Amati-Zettel drinnen.
    Warum?
    Die Legende besagt (ich weiß nicht, ob es nur wieder mal eine der vielen Geigen-Geschichten ist), dass Kaspar Tiefenbrucker die starke Wölbung im 16.Jh. nach Italien brachte, und dort auch von Andrea Amati übernommen worden war. Diese hätte dann Jakob Stainer wieder in den Alpenraum reimportiert, während ironischer Weise in Italien v.a. in Cremona die "moderne" Geige mit flacher Wölbung ihren Siegeszug antrat.
    Sei's wie'S sei!
    Für eine echte Amati ist die Fertigung einfach etwas zu krude (v.a. die Aderung der Einlage), auch dürfte der Lack billiger Öllack sein und nicht auf Schellackbasis.
    Selbstverständlich wäre eine Schätzung in natura aussagekräftiger als hier eine via Internet. Würde die etwas anderes ergeben, wäre ich allerdings sehr überrascht!

  • wie yxyxyx schon sagte: Nicht echt. ;)


    Ich schätze die Geige auf die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts, Herkunft Vogtland. Der Wert wird in diesem Fall stark vom Klang abhängen.


    Am Besten selber spielen....


    Wo wohnst Du denn? Vielleicht kennen wir doch einen Geigenbauer, der näher dran ist- nicht jeder hat eine Website.

  • Vielen vielen Dank für die schnelle und ausführliche Einschätzung! Dann spare ich mir den Weg zum Geigenbauer wahrscheinlich (ich komme aus Weilburg). Da ich auch leider absolut niemanden kenne, der Geige spielt, werde ich sie wohl entweder als Deko-Objekt behalten oder mit auf den Flohmarkt nehmen...wieviel könnte ich dafür noch verlangen, vielleicht 30 Euro?!

  • Hallo ich würde hier nicht übereilig handeln 30€ wären sicherlich zu wenig auch wenn die Geige nur als Decko Ihr ende findet.
    So wie ich es anhand der Bilder sehe hat Sie hier und da Reperaturen erlebt. Sie muß also jemandem gefallen haben. Auf dem Boden sind 2 Kratzer zu sehen ich hoffe es sind keine Risse.
    An der Schnecke sieht man leider nicht viel hier wäre ein besseres Foto hilfreich. Es hat aber den anschein das die Schnecke geschäftet sein könnte und ich glaube einen dunklen Rand an den Wirbeln zu sehen, sie könnten Gebuchst sein. Bitte einmal prüfen. Bei ebay kann so eine Geige durchaus 100€ bis 300€ erreichen.

  • Bei Ebay sollten noch ca. 100-200 Euro drinsein. Die sieht vom Zustand her ganz gut aus. Einfach ab 1 Euro einstellen und warten… Zum Selberspielen würde ich sie behalten- Du kannst es doch einfach mal probieren :)


    Ich finde es immer schade, wenn solche schönen alten Instrumente für "n Apps und n Ei" verhökert werden, gerade wenn die schon lange in der Familie sind. Alternativ kann man sie in der Musikschule an einen Schüler verleihen, oder auch dort einen Aushang machen.

  • Oh, dann schaue ich nochmal unter Bad Homburg, habe ich wohl übersehen! Aufgrund körperlicher Einschränkungen kann ich sie leider nicht selbst spielen, aber das mit der Musikschule finde ich eine schöne Idee, danke! :)


    Auf dem Boden das sind leider tatsächlich Risse, keine Kratzer, auch wenn sie nicht tief sind. Kann sie denn trotzdem noch gespielt werden?

  • Kratzer sind normal, bei einem Musikschüler werden wohl noch ein paar hinzukommen…. :) Klar kann die noch gespielt werden! Wenn sonst keine anderen Reparaturen notwendig sind…vom Foto kann man das natürlich nicht abschliessend sagen.


    Falls es bei Dir im Ort keine Musikschule gibt, kann man sich auch an die Kirche wenden (manch ein Kurrendekind würde sicher gerne Geige spielen, und freut sich über eine geliehene Geige!), es gibt in der Kirche sicher Musizierkreise etc.- da kann man sicher auch jemanden finden, der Interesse hat, Geige zu lernen.

  • Oh, habe gerade gelesen, dass es Risse sind…. na, da muss man schauen, ob die repariert sind (und wie gut). Falls nicht, sollte der Geigenbauer da mal schauen, wie das kostentechnisch mit einer Reparatur aussieht. Das kann man vom Foto schwer sagen.