Alte Familiengeige, wahrscheinlich aus dem Vogtland?

  • Hallo,
    ich wohne in Niedersachsen, meine Familie stammt aber aus Thüringen (Jena) und hat dort ab Ende des 19. Jhd. (soviel wie ich weiß) eine Geige in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Davor gibt es keine mir bekannte Geschichte. Als Bauort ist das Vogtland somit recht wahrscheinlich. Die Geige erscheint in meinen Laienaugen angeschäftet, dies kann aber auch beim Bau kalkül gewesen sein. In der Geige ist kein Zettel. Die Geige besitzt einen hohen sentimentalen Wert für unsere Familie, ich denke aber, dass sie nicht besonders viel monetären Wert hat. Ihr Klang ist recht dunkel und durchdringend, wirkt aber nicht sonderlich nuanciert. So ist sie ganz schön, um mal ein paar einfache Stücke runterzufiddeln. Vielleicht habt ihr aber auch noch eine Einschätzung dazu. Auf jeden Fall vielen Dank im voraus.


    Die Bilder in einer Gallerie (+ zusätzliche):
    https://www.picsurge.com/g/f0qQwD




    Viele Grüße,
    Gmelin

  • Ja, Vogtland kommt hin, auch die Zeitangabe ist glaubhaft. Der Anschäfter scheint mir der bekannte "Fake" zu sein, um ihre Geigen älter wirken zu lassen haben die Vogtländer gerne am Hals "Anschäfterspuren" eingeritzt.


    Wert: Den ideellen Wert kann man nicht bezahlen, und egal was qualitativ vergleichbare Geigen kosten: Denken Sie mal an die Bronzemedaille der Olympischen Spiele, an Orden und Abzeichen, deren Materialwert ebenfalls gering ist, aber deren ideeller Wert oftmals ihr Gewicht in Gold übersteigt, um es mal platt auszudrücken.


    Und eine schöne Geige ist es allemal, sie verdient wieder gespielt zu werden. Und mit richtig giten Saiten und gut klanglich vom Geigenbauer eingestellt (guter Steg, guter Stimmstock etc.) kann man manchmal stauen, was aus solchen einfachen, aber oftmals grundsoliden Instrumenten klanglich herauszuholen ist.

  • Vielen Dank für Ihre freundliche Antwort.
    Wie gesagt, ich habe auch nicht geglaubt, dass die Geige einen großen Sammlerwert oder ähnliches besitzt. (Stört mich aber auch nicht, da ich sowieso nicht vorhabe sie zu verkaufen) Ich werde sie einfach weiterspielen und vielleicht kann ich sie dann meinen Kindern geben, um darauf zu spielen. So bleibt dann das gute Stück in der Familie. An den vielen Gebrauchsspuren sieht man ja auch so manche Generation vorübergehen.
    Der Steg wurde zuletzt in den 60ern, 70ern oder 80ern (Zeit meines Großvaters in Oldenburg) von einem Geigenbauer (draufsteht: HAMMIG-OLDENBURG) gewechselt/eingestellt. Als Saiten habe ich bisher immer Thomastik Dominant draufgehabt. Für mich hat das bisher so sehr gut funktioniert.

  • Nur weil ein Steg alt ist, muss er nicht zwangsläufig gewechselt werden. Insofern: Solange alles gut funktioniert, ist das doch prima! Freuen Sie sich an der Geige- keine ach so tolle Geige kann das Gefühl, dass die Grosseltern damit schon Musik gemacht haben, ersetzen. Familiengeschichte kann man bei Ebay nicht kaufen- und beim Geigenbauer auch nicht. ;)

  • Von einer „einfachen Geige“ würde ich hier nicht sprechen. Sie ist schon sehr gut gemacht (z.B. Randeinlagen, Ränder...)
    und auch wurde sehr hochwertiges feinmaseriges Holz verwendet. Gefällt mir sehr gut.