alte 3/4-Geige: Herkuft und Wert unbekannt. Weiß jemand Rat?

  • Hallo zusammen, ich bin neu in diesem Forum (danke, dass es das hier gibt!) und würde mich freuen, wenn ich Auskunft bekommen könnte. Ich möchte gerne wissen, was mein Schülerinstrument Wert ist, auf dem ich vor ca. 15 Jahren das Geige spielen gelernt habe.


    Ich war mit dem Instrument schon einmal bei einem Geigenbauer, der konnte die Herkunft und den Wert auch nicht wirklich einordnen, fand es aber sehr "interessant", weil es etwas rustikal aussieht und sich von sonstigen 3/4-Geigen abhebt.


    Es handelt sich um eine alte 3/4-Geige, der Hals ist angeschäftet.
    (irgendwo habe ich mal gehört, dass ein angeschäfteter Hals bedeutet, dass es sich um eine alte Geige handelt, die nach 1810 umgebaut wurde. Richtig?)


    Gesamtlänge ca. 55cm, Korpus bis zum Hals ca. 32 cm.


    Die Geige ist spielbereit, hat einen schönen warmen Ton, hat aber auch deutliche Gebrauchsspuren. In der Decke ist ein längerer Riss, der aber fachmännisch vom Geigenbauer repariert wurde.


    Ein Zettel ist nicht vorhanden, weswegen die Herkunft sicherlich nur nach dem Aussehen und der Bauart bestimmt werden kann. Auf jeden Fall habe ich die Geige vor ca. 15 Jahren von einem alten Mann erworben, der leider nicht mehr lebt und der in Langenreichen bei Meitingen (Landkreis Augsburg) gewohnt hat. Die Geige ist also vermutlich auch süddeutscher Provenienz.


    Kann mir irgendjemand mehr zu diesem Instrument sagen, wo es evtl. herkommt, was es Wert ist und was ich verlangen kann, wenn ich es weiterverkaufe? Denn bei mir liegt es nun schon seit längerer Zeit im Koffer und so ein interessantes Instrument sollte ja denke ich auf jeden Fall gespielt werden. Mein Geigenlehrer (der leider auch inzwischen verstorben ist) sagte mir damals im Unterricht, dass ich unbedingt ihm Bescheid geben soll, bevor ich das Instrument verkaufe, da er dann selbst Interesse daran hätte. Leider lebt er nun nicht mehr und mittlerweile kann ich mich von der Geige aber trennen.


    Ich würde mich freuen, wenn jemand, der/die sich auskennt, mir dazu etwas sagen kann. Reichen die beigefügten Fotos aus oder soll ich noch mehr Details fotografieren?


    Vielen herzlichen Dank!

  • Noch eine Frage: Ist die Unterzarge am Knöpfchen durchgehend?


    Ansonsten könnte eine süddeutsche Herkunft durchaus hinkommen, gerade sie Schnecke sieht mir sehr "süddeutsch" aus (allerdings haben die Sachsen und Böhmen da auch gerne mal "gefälscht"). Allerdings sehen die "Einlagen" nur aufgemalt aus. Das kommt bei älteren Instrumenten öfters vor. Hat die Geige innen Ecken?


    Mit dem Alter tue ich mich schwer. So wirklich alt sieht sie mir nicht aus, es kann aber sein, dass sie mal sehr gut restauriert wurde (z. B. als auch der Anschäfter gemacht wurde…). Aber nicht jeder Anschäfter ist eine "Umbau"- wenn ein Hals gebrochen war, die Halsgeometrie irgendwie nicht passte oder oder oder wurden auch Anschäfter gemacht...


    Wert: 3/4 Geigen haben es schwer. Es sind und bleiben eben "Kindergeigen", und werden eben nur für "ein paar Jahre" angeschafft. Viele Eltern scheuen -verständlicherweise- zu hohe Ausgaben, und sparen lieber für die "Geige fürs Leben". Gleichzeitig sind inzwischen so viele wirklich gute Schülerinstrumente auf dem Markt, dass die Preise ins Bodenlose gefallen sind.


    Letztendlich ist der Klang entscheidend, und den kann man von den Fotos nicht sehen. Am besten wäre es, das Instrument einem Geigenbauer vorzustellen, wenn es wirklich gut ist, wird er es ankaufen und evtl. als Leihinstrument an begabte Schüler abgeben. Oder aber man macht das selber, und stellt die Geige (z.B. über Vermittlung von Musiklehrern) begabten Schülern zur Verfügung. Dann wird sie auch wieder gespielt.


    Ansonsten sehe ich hier eher einen Erlös von vielleicht 500-1000 Euro, Privatverkauf.

  • Der schöne neu eigeführte Hals verblüfft mich. Ich denke, dass es noch zu einer Zeit gemacht wurde, wo man etwas nicht so schnell wie heute auf den Müll warf und die Arbeit noch sehr günstig verrechnet wurde.
    Der Rest der Geige sehe ich als nicht wirklich wertvoll. Das Holz sieht von minderer Qualitat aus, so wie die nicht gerade schöne Lackierung und die fehlenden Randeinlagen.
    Ich bezweifle, dass da jemand 500-1000Euro im Online Handel bezahlt. Bessere habe ich schon für 200-400Euro gesehen bei den 3/4 Geigen. Die gebrauchten 3/4 Geigen für 500-1000 Euro gehen meist unverkauft wieder weg. Für den Privatverkauf sehe ich auch das Ploblem der Garantie und Wartung. Dies kann wohl nur ein Geigenbauer gewährleisten. Sicher ratsam dort vorbei zu gehen.

  • Online sehe ich da auch nur wenig Potential. Interessenten zahlen mehr, wenn sie probespielen können und "es passt". Im Privatverkauf kann man Garantien ausschliessen, aber das drückt natürlich wieder auf den Preis...


    Also, am Besten Sie versuchen das Instrument bei einem Geigenbauer in Kommission zu geben.