Wert und Herkunft alter Geige

  • Hallo Experten


    da habe ich eine Geige, die ich absolut nicht zuordnen kann.


    Die Ecken gehen nicht sehr weit nach aussen.
    Das Deckenholz ist sehr eng faserig (oder wie sagt man dem?)
    Das Deckenholz hat auf jeden Fall eine sehr gute Qualität.
    Der Rücken sieht hingegen nicht spektakulär aus.
    Einen Anschäfter gibt es auch und eine Reparatur des Hals Plättchens.
    Der Klang ist dann schon wieder erstaunlich (Richtung Amati mit Kraft).


    Am besten schaut euch die Bilder an.
    Woher könnte die stammen und was könnte sie in etwa Wert sein.
    Der grosse Wurf wird es sicher nicht sein :)

  • das ist wieder so eine Widhalm nach Stainer, Füssener, Thir oder was auch immer Geige. Die gab es massenhaft und wurden wegen deren extremen Wölbung für besonders alt gehalten. Sind es aber nicht.

  • auffallend an diesen Geigen ist es, dass die Scheitellinie der extremen Wölbungen nicht zu den Eckklötzen hin sich verjüngen, sondern spitz abgeschnitten werden. Es wurden einfach an den Rohlingen sowohl an Bauch und Decke zuerst die Umrisse ausgeschnitten und mit einer einfachen Fräse die Wölbung als auch die Kehlung an der Innenseite ausgeschnitten. Das überschüssige Material wurde einfach abgeschnitten, die scharfen Kanten an der Scheitellinie rundpoliert. Daher ist am Boden die Innenregion fast plan flach
    Es gab zwar schon damals (um 1900) Vollkonturfräsen, wo man einen Geigenkörper nach herkömmlichen Cremoneser Maßen herstellen hat können. Nur waren diese Geräte wesentlich teurer und reparaturanfälliger. So brauchte man einfach eine einfache Fräse auf einem Stativ und paar Schablonen.

  • heute auf "Lieb und Teuer" wurde mal wieder so eine Geige mit dieser extremen Wölbung geschätzt. Die Erläuterungen des Geigenmachers sind sehr interessant, aber seine Schätzung auf 2500€ bei Topzustand ist doch etwas hoch
    http://www.ndr.de/fernsehen/se…-Teuer,sendung313378.html auf Minute 12:20 gehen.


    Sehr interessant sind Hrn. Schwens Erläuterungen über die Arten der Geigenherstellung, v.a. dass die alten Geigenmacher zuerst Hals und Zargenkranz herstellten und erst dann Boden und Decke maßnehmend dazufertigten. Manufakturen allerdings halt die "Schachtelmacher" in Lohn hatten, die zuerst Boden, dann Zargen, dann Decke daraufleimten und erst zum Schluss den Hals dazunagelten. Es muss allerdings auch gesagt werden, dass spätere Geigenmachermeister dieses Schachtelmachverfahren bevorzugten. Die Exaktheit der Anpassung der Bodenplatte an den Zargenkranz kein Indikator ob Meister oder Manufaktur ist

  • Danke für die Antworten.


    Ich habe die Sendung von 12 Minuten an grsehen. Danke. Ja, die 2500 - 3000 Euro wird er wahrscheinlich nie bekommen. Bei 500 bis 800 könnte er zufrieden sein. Ich habe schon bessere für 200 - 300 Euro gesehen.


    Meine war übrigens für rund 200 Euro zu haben. Der Ton ist super amati mässig, was
    mir persönlich gefällt.


    Bis auf die fehlenden Flammen am Geigenrücken, finde ich sie auch schön gemacht :) Die Schnecke sieht besonders schön aus. Aber der Ton ist das Beste. Kaum zu glauben für so eine Manufaktur Geige.