Anfangs August kaufte ich über das Internet diese angebliche Gitarre vom größten Genie, das Markneukirchen je hervorgebracht hat, Weissgerber.
Die Fotos der Anbieterin waren mit Verlaub sehr dürftig, und ich htte ihre Anzeige ignoriert, wäre nicht da der interessante Hals gewesen.
Sie hatte die Gitarre für läppische 50€ angeboten und ich wußte, dass sie deswegen schon zig Anfragen bekommen hat müssen. So machte ich die Flucht nach vorne und bot ihr auf gut Glück 300€.
Sie war ganz verwirrt, sie hatte schon nach einer Stunde 17 Anfragen bekommen, aber, da ich der einzige war, der wesentlich mehr bot, als wie die anderen, reihte sie mich vor. Sie wolle aber noch einige Spezialisten in ihrer Heimatstadt Klagenfurt befragen, was es mit dieser Gitarre auf sich hätte.
Am kommenden Tag mailte sie mir, dass keiner der drei Experten ihr da etwas sicheres sagen hat können, so böte sie mir die Gitarre für 150€ gesamt an.
OK! Ich willigte ein.
Nach Erhalt schrieb ich die Uni Leipzig an und bekam folgendes erschütterndes Mail:
ZitatAlles anzeigenSehr geehrter Herr XXXXX,
bei 160 EUR für eine Gitarre kann man eigentlich erst einmal nicht viel falsch machen, wenn das Instrument spielbar ist.
Ob es sich aber um eine (echte) Weißgerber-Gitarre handelt, ist aus der Ferne nicht klar zu sagen. Ich befürchte aber: nein (Einschätzung anhand Ihrer Fotos).
Die Kopfform ist dabei nicht entscheidend, weil Weißgerber unzählige Modell-Varianten gebaut hat.
Die Ausführung und die Materialwahl sprechen eher gegen Weißgerber.
Sowohl die Leiste mit dem Brandstempel, als auch der handschriftliche Eintrag auf der Querleiste über dem Schallloch sehen sehr deutlich nach eine Fälschung aus.
Die vierstellige Zahl ist so eine Art "Opus-Nr.", vgl.:
http://www.studia-instrumentorum.de/MUSEUM/weissg_opus.htm
Danach würde die Bauzeit der Gitarre in die Zeit zwischen 1934 und 1936 fallen.
Aber, wie gesagt, intuitiv möchte ich an einer Echtheit erst einmal zweifeln.
Mit besten Grüßen
XXXXXXX
ich stellte sie dann im Musiker Board zur Diskussion und bekam auch nicht gerade erheiterndes zu lesen
ZitatAlles anzeigen
Hallo, ja wirklich eine "ungewöhnliche" "Weissgerber"
... Um es vorweg zu nehmen: ich glaube nicht, dass es eine echte Weissgerber ist, tut mir leid.
Dafür spricht: Die Einzelmechanik (obwohl zu eng aneinander geschraubt), der Brandstempel (der samt Mittelfug-Belag aus einer echten Weissgerber herausgelöst worden sein kann - auch das gabs schon!).
Dagegen: Form/Querschnitt der erkennbaren Bodenleiste, Halsfuss - soweit erkennbar, Kopfform (soweit erkennbar!)
Bitte stell mal mehr und bessere Detailfotos rein, da kann ich bessere Aussagen machen.
Das Holz des Korpus scheint Kirsche zu sein - nichts ungewöhnliches für Weissgerber, ebenso nicht wie das Palisander-Griffbrett. Es gibt viele hochwertige Gitarren von Richard Jacob (Weissgerber) mit Palisandergriffbrett!
Die Segment- Fug - Leiste mit dem Brandstempel ist auch nicht ungewöhnlich, das gibt es auch oft bei Weissgerber.
(Meine Aussagen kann ich alle mit Bildern belegen!)
Wie lautet denn die Nummer auf der Deckenleiste? Foto dazu?
Ist der Boden ein- oder zweiteilig?
Also, um noch detailiertere Aussagen zu machen brauch ich Fotos von: Steg/Zargenkeil/Balkennummer/Kopfplatte/Kopf-Anschäfter (der scheint mir auch zu groß, d.h. nicht original)/ Halsfuss (Stöckel)
aus: http://www.musiker-board.de/th…issgerber-gitarre.618409/
jetzt war ich kurz davor, die Gitarre einfach and ie Wand zu hängen, aber dann bekam ich folgende Mail vom sehr geschätzten Weissgerber Guru C. Hanusch
ZitatAlles anzeigenHallo,
einer Deiner Chatpartner hat mich auf Dein Problem mit der Gitarre gebracht...
Meiner Meinung nach hast Du da eine echte Weißgerber an Land gezogen! Sicher ist am Kopf mal was verändert worden, alles andere - egal was die anderen Forumsleute sagen! - sieht mir echt aus.
Viel Spaß, wenn Du Fragen hast, wende Dich an mich.
Beste Grüße
Christof Hanusch
Man würde meinen, dass Gitarren leichter via fotos zu beurteilen wären, da sie stilistisch nicht so enge Grenzen gesetzt wie Geigen hätten, aber dem ist nicht so.
Ich werde Herrn Hansuch anschreiben.