Geige mit Zettelresten - wer ist der Erbauer?

  • Hallo liebes Forum,
    Von meiner Oma habe ich die alte Violine deren Mutter bekommen.
    Im Inneren sind noch Reste eines Zettels zu sehen. Kann jemand sagen/erahnen, was einmal im Instrument stand ? -evtl wer der Erbauer ist?
    Im Geigenkasten habe ich ein Briefchen mit Saiten gefunden. Darauf steht Robert Barth Sturtgart.


    Damit wäre mir wirklich sehr geholfen.
    Danke euch !


    Bilder habe ich natürlich angehängt!

  • Ja, das ist eine "Stainer"-Kopie, bzw. eine Geige, die -in etwa- nach den Maßen Stainers angefertigt wurde. Gut wäre noch ein Bild der Schnecke und der Unterzarge (=da, wo die Saiten am Geigenkorpus befestigt sind). Sollte diese durchgehend sein, so spräche das sehr für eine Mittenwalder Herkunft.


    Die Geige an sich scheint gar nicht so schlecht zu sein, zumindest sind Holzqualität und Verarbeitung nicht schlecht. So vom ersten Eindruck her würde ich auf ein Instrument tippen, welches gut für Amateure geeignet ist. Nicht ganz billig, aber auch kein "Meisterinstrument" für Profis. Eben eine solide Geige für den "fortgeschrittenen" Hausgebrauch. Die Urgrossmutter scheint auch eine recht versierte Spielerin gewesen zu sein, zumindest lassen die Lackabnutzungen auf fortgeschrittenes Lagenspiel schliessen. Es ist daher anzunehmen, dass die Geige recht gut klingt, wenn sie denn wieder spielbar hergerichtet wurde.

  • Ich möchte nun einmal danke sagen füt die schnellen und ausführlichen Informationen!
    Weitere Bilder kann ich euch morgen zur Verfügung stellen!
    Könnt ihr evtl. Noch eine Prognose zum Alter abgeben ?
    Ich bin gut informiert auf dem Gebiet Klavierbau. Hier arbeitet man oft mit Schellack. Wie Schellack sieht der Lack hier nun nicht aus ... Gibt es einen Trick, wie man herausfindet, ob es sich um einen sog . Öllack handelt?

  • Alter: sehr wahrscheinlich Anfang 20. Jahrhundert (1900-1930). Die "Alterungsspuren" (=dunkle "Punkte") und die Lachcraquelierung sind künstlich, und machen eine Altersschätzung etwas schwerer. Schellack hat man im Geigenbau seltener verwendet, eher Öl-und Spirituslack in verschiedenen Mischungen. Spirituslack ist spröder, und "blättert" bzw. macht "kantige" Craquelierung. Öllack ist "weicher". Zwischen Öllack und Spirituslack gab es alle Mischungen und Abstufungen, jeder hatte da sein eigenes Rezept. Lackausbesserungen würde ich daher unbedingt einen Geigenbauer machen lassen, der hat die entsprechenden Zutaten da (z.B. auch Farbpigmente).

  • Vielen lieben Dank für diese Einschätzung !
    ich möchte keine Lackausbesserungen vornehmen. Das ist einfach nur Wissensdurst :)


    Ich habe nun einmal noch Bilder von der Unterzarge, Schnecke und einer Lackbeschädigung (hier stand der Steg) gemacht - kann man daran erkennen, was für ein Lack das ist?


    Bin gespannt was da für Einschätzungen kommen - den genauen Erbauer kann man da wohl nicht mehr ausfindig machen, oder ?