Geige von Herbert Franke?

  • Ich hab mal wieder so eine Geige am Trödel für 40€ gekauft. Ich entschied mich dazu, da sie einen schönen Boden besitzt und für eine Schülergeige auffallend fein verarbeitet ist.
    Laut Auskunft der Verkäuferin hatte sie diese von einer Bekannten, dessen Eltern in Linz Wohnungen für Studenten vermieteten. Solch einer soll diese aus Deutschland mitgenommen haben und, als er wegzog, zurückgelassen haben.
    Nun gut! Ich fand im Koffer tatsächlich ein altes Studienbuch, das einem gewissen Eberhard Bohndorf, geboren 1928 in Halle an der Saale, gehörte. Er hatte tatsächlich vom 26.09.1947 bis 29.02.1948 am Bruckner-Konservatorium in Linz Geige studiert. Meldete sich aber bald ab und zog lt. Studienbuch nach Wien weiter.
    Im Koffer befindet sich auch ein Schild von Herbert Franke -einem anerkannten Geigenmacher, damals aus Halle an der Saale. Nach dem Krieg zog er nach Leipzig, wo seine Fa. noch heute existieren soll. Hm?
    Auch der leider komplett kaputte Bogen ist interessant. Er stammt von C.A. Hoyer (aus Klingenthal?)
    Blöd wie's aber ist, fehlt ausgerechnet an der Geige jeglicher Herstellerhinweis.
    Hat wer eine Ahnung, ob die Geige wirklich von Franke stammen kann oder doch wieder nur eine Massenware aus dem Vogtland ist (was ich allerdings befürchte)?

  • Ich wuerde ich sehr wundern, wenn die von Franke gebaut worden wäre. Vermutlich hat er sie nur verkauft… Mir sieht die sehr nach der typischen Manufakturgeige aus, gerade die Schnecke ist -gelinde gesagt- "eigen" -allerdings haben auch Geigenbauer wie z.B. Meisel gröbere Schnecken geschnitzt. Dennoch: Franke hätte sicher nicht nur im Koffer sein "Autogramm" hinterlassen...

  • Dennoch glaube ich, dass das kein schlechter Kauf war.


    Allein der Hoyer-Bogen könnte bei guter Aufbereitung (sofern die Stange nicht gebrochen war/ist) im vierstelligen Bereich landen.


    Die Geige hätte m. E. auch eine Chance durch eine Überholung verdient
    und könnte bei gutem Klang einige grüne Scheine bringen.


    MfG


    Rainer

  • Nein, ein schlechter Kauf war das nicht. Bei dem Bogen kommt es drauf an- sollte er nur das Firmensignet tragen (also das C.A.H. mit dem Kreuz) bin ich skeptisch, was "vierstellig" angeht. Aber dass beides zusammen -aufgearbeitet- etwa das Zehnfache des Kaufpreisies Wert ist halte ich für realistisch.

  • Hallo zusammen. Ich stimme mit Braaatsch überein, was den Geigenbogen betrifft. Hatte ich selber erst letztlich eine süsse 4/4 Geige mit einem intakten C.A.Hoyer Bogen für 150 Euro gekauft. Der Bogen scheint bei alten deutschen Geigen sehr verbreitet zu sein. Auch das geschätzte Zehnfache kommt etwa hin. Was ich schön an der Geige finde, sind die Ahorn Flammen und der Lack, der den gewissen Charakter gibt. Der Lack sieht echt abgenützt aus, was man heute zum Teil in mühsamer Arbeit versucht natürlich nachzubilden. Bei Gitarren nennt man dies Relic. Auf Alt getrimmt. Diese Geige hat dies auf eine natürlich schön wirkende Art, so wie dies auf den Fotos zu erkennen ist.

  • ich würde mich da an den Herrn Schade wenden, der das von Franke gegründete Geigenatelier übernommen hat, vielleicht ist das ja hiifreich.


    Die Geige ist jedenfalls sehr sehr gut gearbeitet auch im Detail, gratuliere zu diesem Schnäppchen!


    freundliche Grüsse

  • Mit dem Hoyer-Bogen ist das so eine Sache, oftmals sind die Frösche nicht mehr Original, sodass man kaum mehr feststellen kann, ob der Bogen authentisch ist, hatte selber mal einen, der Frosch war nicht Original, aber das ist immer eine Gratwanderung, sehr schwer festzustellen!