Im Zweifel zum Profi

  • Ich weiß nicht, ob mein Beitrag hier an der richtigen Stelle ist, aber ich möchte gerne allen Geigenbesitzern ans Herz legen, ihre Geige lieber zu einem Profi zu geben, wenn sie daran hängen. Ich habe zwei Mal ziemlich schlechte Erfahrungen mit (angeblich sehr erfahrenen) Amateuren gemacht. Im ersten Fall ging es nur um eine verpatzte optische Restaurierung, was zwar ärgerlich, aber für das Instrument nicht so schlimm war. Beim zweiten Versuch (bei einem anderen, viel besseren Geigenbauer) sollte ein Riss repariert werden. Das ist optisch zwar sehr gut gelungen, aber die Geige klingt nun ganz furchtbar. Es schwingt immer ein leichter Vibrationston mit und insgesamt ist der Klang viel dumpfer als vorher. Leider hatte ich die ziemlich hohe Summe bereits im Voraus bezahlen müssen. Im Moment versuche ich, das Geld in einem gerichtlichen Mahnverfahren mit der Unterstützung von https://www.mahnbescheide.de zurück zu bekommen, da ich es nicht nur mit einem unfähigen, sondern auch noch dreisten Geigenbauer zu tun hatte. Er behauptet nämlich, die Geige würde für ihren Zustand sehr gut klingen und mehr kann ich für mein Geld nicht erwarten. Dabei hat er mir im Vorgespräch noch zugesichert, dass es überhaupt kein Risiko für eine Klangverschlechterung gibt. Nun ja, aus Fehlern lernt man und ich werde meine Instrumente in Zukunft garantiert nur noch zu bekannten Werkstätten geben.

  • Ich rate auch jedem, seine Instrumente nur von Profis warten zu lassen, und im Gegenzug rate ich auch jedem Hobbygeigenbauer, keine Reparaturen (auch nicht von guten Freunden) anzunehmen. Es ist eine Sache, an seinen eigenen Instrumenten herumzubasteln (bzw. diese zu reparieren), Reparaturaufträge -gut gemeint, gegen Geld oder Naturalien- anzunehmen eine ganz Andere! Man setzt nicht nur Freundschaften auf's Spiel wenn mal was schiefgeht. Es kann leider auch mit der groessten Sorgfalt und dem besten Werkzeug passieren, dass was schiefgeht oder etwas nicht laeuft wie gewünscht, oder einfach nur verdeckte Schäden sichtbar werden, die eine Reparatur komplizierter machen als es fuer den Laien den Anschein machte. Nicht umsonst sollte jeder Geigenbauer auch eine Berufshaftpflicht haben. Für bestimmte Arbeiten an besonders wertvollen Instrumenten wuerde ich auch unter den Geigenbauern noch zu den entsprechenden Fachleuten raten, die sich z.B. auf die Restauration von Instrumenten einer bestimmten Herkunft (z.B. Italien) spezialisiert haben und da einen guten Ruf besitzen. Es gibt auch z.B. Geigenbauer, die sich besonders auf Bratsche, Cello, Bass oder Barockinstrumente "spezialisiert" haben. Fuer eine Lackretusche oder einen "einfachen" Riss und aehnliche "Routinearbeiten" mag das unerheblich sein, aber z.B. bei einer Klangeinstellung bei einem Barockcello hat jemand, der sich darauf spezialisiert hat und daher verhältnismäßig viele Instrumente diesen Typs sieht einfach entsprechend mehr Erfahrung als ein Geigenbauer, dem so ein Instrument vielleicht dreimal jährlich ueber den Weg läuft.


    Das mit Deiner Geige, Vivaldia, tut mir leid. Aber solange da kein Weissleim verwendet wurde und kein Material entfernt wurde kann man hoffen, dass keine groesseren Schaeden entstanden sind- und dann sollte ein Profi da sicher was machen können!


    Deine Chancen bei einem Mahnverfahren schaetze ich allerdings als sehr gering ein. Sollte sich derjenige weigern, zu zahlen, musst du vor Gericht nachweisen, dass die Geige schlechter klingt als vorher, also auch nachweisen können, wie die Geige vorher geklungen hat. Du hast Dich auf einen Vertrag eingelassen, und Vertragsgegenstand war die Beseitigung des Risses. Erhalt oder Verbesserung des Klanges war kein Vertragsgegenstand, sondern allenfalls eine stillschweigende Vereinbarung im Sinne der ueblichen Erwartungen. Der Riss ist beseitigt worden- solange du nicht nachweisen kannst dass ein offensichtlicher (=sichtbarer!) Schaden entstanden ist hast Du keine Chance. Mit der Beauftragung eines Laien (also nicht eines geprueften Geigenbauers!) hast du wissentlich eine nicht sachgerechte Reparatur in Kauf genommen (also selbst wenn die Reparatur offensichtlich nicht sachgerecht war, haettest Du bei einem Laien damit rechnen müssen). Somit schaetze ich deine Chancen als extrem gering ein, einen etwaigen Prozess zu gewinnen. Spar dir das Geld und die Nerven.